Beim Zahnersatz nach allen Alternativen fragen

Berlin · Wenn der Zahn gezogen ist, muss die Lücke meist gefüllt werden. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. Die Entscheidung hängt aber nicht nur vom Gebiss ab: Auch die Finanzen spielen oft eine Rolle.

 Welcher Zahnersatz für sie der richtige ist, sollten Patienten sich gut überlegen - und sich vorher genau informieren lassen. Foto: Marijan Murat

Welcher Zahnersatz für sie der richtige ist, sollten Patienten sich gut überlegen - und sich vorher genau informieren lassen. Foto: Marijan Murat

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Braucht ein Patient einen Zahnersatz, sollte er seinen Zahnarzt gezielt nach Alternativen zu der vorgeschlagenen Lösung fragen. Anstelle einer Brücke kann zum Beispiel ein Implantat eine Möglichkeit sein. Zahnärzte sollten ihre Patienten über alle Möglichkeiten aufklären, betont Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Patienten könnten sich im Zweifel auch eine zweite Meinung einholen.

Sind beispielsweise die Nachbarzähne gesund, kann ein Implantat gegenüber der Brücke die bessere Wahl sein, erläutert Oesterreich. Denn für eine Brücke müssen die benachbarten Zähne beschliffen werden. "Jeder Verlust von Hartsubstanz birgt die Gefahr von Schädigungen von gesunden Zähnen", sagt er. Bei wenigen vorhandenen Restzähnen und mehreren Zahnlücken dagegen könne eine herausnehmbare Prothese sinnvoll sein.

Gregor Bornes, Experte von der Kompetenzstelle Zahngesundheit bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD), rät davon ab, immer gleich ein Implantat zu bevorzugen. "Sie halten oft nicht so lange wie etwa Brücken", gibt er zu bedenken. Außerdem seien sie "quasi privatisierte Stellen im Mund", deren Behandlung immer privat gezahlt werden muss.

Bei Zahnersatz zahlen gesetzliche Krankenkassen Festzuschüsse. Für bestimmte Einkommen gelten Härtefallregelungen, bei denen die Kasse mitunter die gesamten Kosten trägt. Bei Frontzahnlücken, die in der Regel mit einfachen Brücken behandelt werden können, liegen die Festzuschüsse zum Beispiel bei mindestens 50 Prozent, rechnet Oesterreich vor. Diese Zuschüsse gelten für die sogenannte Regelversorgung. Im Fall der Frontzahnlücke sei das eine Nicht-Edelmetall-Legierung, die nach außen zahnfarben verblendet ist. Wer höhere Qualität - etwa eine Legierung aus Gold oder Vollkeramik - will, muss mehr zuzahlen.

Implantate dagegen sind immer private Leistungen, die der Patient selbst zahlen muss. Es sei denn, er hat eine Zahnzusatzversicherung, deren Police diese Behandlung abdeckt.

Grundsätzlich sollten Zahnärzte vor dem Ziehen alle Möglichkeiten zur Rettung geprüft haben. "Einen Zahn zu erhalten, hat immer Priorität", betont Oesterreich. Eine Wurzelkanalbehandlung kann oft noch helfen. Wichtig sei, die Erhaltungswürdigkeit mit einer Röntgen-Untersuchung zu prüfen, ergänzt Bornes. Die klärt zum Beispiel, wie gesund Zahnwurzel und Kieferknochen sind. "Wenn der Zahn nicht erhaltungswürdig ist, wäre eine Wurzelbehandlung nur eine überflüssige Tortur."

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