Kurze Beine auf dem Laufsteg: Kindermodeln ist nicht unseriös

Hannover · Nicht nur Teenagermädchen haben den Traum, Model zu werden. Kinder sind gefragt für Werbespots oder Katalogaufnahmen. Eltern sind oft besorgt: Soll man seinem Sprössling das antun? In jedem Fall brauchen sie eine seriöse Modelagentur für Kinder.

 Kinder auf dem Catwalk: Viele Versand- und Kaufhäuser suchen Kindermodels, um ihre Kollektionen zu präsentieren. Foto: Rolf Vennenbernd

Kinder auf dem Catwalk: Viele Versand- und Kaufhäuser suchen Kindermodels, um ihre Kollektionen zu präsentieren. Foto: Rolf Vennenbernd

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"Ihr Kind ist aber toll!" Es gibt schlechtere Sätze, die man über seinen Sprössling hören könnte. Manche Eltern bekommen dieses Kompliment verbunden mit dem Vorschlag, das Kind einer Modelagentur vorzustellen. "Es gibt viele falsche Vorstellungen über das Modeln der Kinder", sagt Christina Höser, Leiterin der Agentur Modelzwerge in Hannover.

Doch bei den Minimodels gibt es zum Beispiel kein gängiges Schönheitsideal oder Hungermaße. Gesucht werden ganz normale Kinder mit dem gewissen Etwas, von introvertiert bis Rabauke, mit Zahnlücke, Segelohren oder Sommersprossen, blond, dunkelhaarig, groß, klein, dünn, moppelig. "Auch verschiedene Nationalitäten sind gefragt", ergänzt Andrea Meyer, Leiterin der Kids Division bei der Agentur Model Pool in Düsseldorf.

Der Weg führt jedoch nicht nur über Castings, zu denen per Annonce eingeladen wird. Diese entpuppten sich meist als Massenveranstaltung von dubiosen Anbietern, warnt Joachim Geburtig von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern in Rostock. Besser ist die Vermittlung über eine seriöse Modelagentur. Auf der Internetseite einer Agentur sollten Eltern sich zunächst deren Referenzen anschauen und dann im Gespräch Fragen zu der Vermittlung und den Kosten stellen.

Sollte der kleine Bewerber infrage kommen, müssen professionelle Fotos gemacht werden. Diese verwendet die Agentur später für eine Sedcard, die außer den Bildern noch Daten wie Alter und Körpergröße enthält und Kunden zur Auswahl vorgelegt wird. Für diese Aufnahmen arbeitet die Agentur meist mit Fotografen zusammen, bezahlt werden aber müssen sie selbst, oder die Summe wird mit der ersten Gage verrechnet. "Etwa 50 Euro sind der Richtwert", sagt Meyer von Model Pool. Sie weist darauf hin, dass eine seriöse Agentur weiter keine Gebühren verlangt.

Daran scheiden sich jedoch die Geister. Andere, durchaus seriöse Kindermodelagenturen, nehmen beispielsweise zusätzlich eine einmalige Gebühr für die Anfertigung der Sedcard. Sie wird alles halbe Jahr erneuert, da sich die Kinder verändern und die Fotos dem aktuellen Stand entsprechen müssen.

Ein Kindermodel ist jedoch nicht übermäßig eingespannt. "Ein gesundes Maß liegt bei fünf bis sieben Einsätzen im Jahr", erklärt Meyer. Besonders gefragt sind Kinder im Alter von etwa 13 Jahren, gefolgt von den 10-Jährigen.

Eingesetzt werden die Kinder bei Aufnahmen in der Nähe ihres Wohnortes, meist am Wochenende oder Nachmittag. "Fahrtkosten rechnen wir mit einer Kilometerpauschale ab", erklärt Höser. "Sollte eine Übernachtung nötig sein, wird auch sie mit einer Pauschale für Kind und einen Erwachsenen bezahlt." Sie rät, vor der Aufnahme abzuklären, wie dies gehandhabt wird.

Ebenso können die Eltern angeben, für welche Einsätze das Kind zur Verfügung steht - und für welche nicht. Gemäß Kinder- und Jugendschutz dürfen Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren höchstens zwei Stunden in der Zeit zwischen 8.00 und 17.00 Uhr arbeiten, für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren gilt eine maximale Arbeitszeit von drei Stunden am Tag, und das nur zwischen 8.00 und 22.00 Uhr - Pausen und Vorbereitung eingerechnet.

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