Renekloden und Mirabellen schmecken auch herzhaft

Lübeck · Sie sind klein, rund und süß - und es gibt sie nur im Hochsommer: Mirabellen und Renekloden. Die nahen Verwandten der Pflaume machen sich gut im Kuchen, Kompott und in herzhaften Speisen.

 Zum Reinbeißen lecker: Die kleinen gelben Mirabellen und die etwas größeren, meist grünen Renekloden sind wie andere mit ihnen verwandte Steinfrüchte köstliches Sommerobst. Foto: BLV Buchverlag/Karen Meyer-Rebentisch

Zum Reinbeißen lecker: Die kleinen gelben Mirabellen und die etwas größeren, meist grünen Renekloden sind wie andere mit ihnen verwandte Steinfrüchte köstliches Sommerobst. Foto: BLV Buchverlag/Karen Meyer-Rebentisch

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Pflaumen kennt jeder. Ihre saftig-süßen Verwandten, Mirabellen und Renekloden, gelten dagegen eher als Geheimtipp. Das mag daran liegen, dass diese beiden hierzulande nur in Weinbaugebieten und in anderen geschützten Regionen Süddeutschlands gedeihen und entsprechend weniger verbreitet sind. Wer jedoch in den Sommermonaten auf Märkten oder im Geschäft die kugelrunden Früchte erspäht, sollte sie unbedingt kosten.

Mirabellen und Renekloden sind enge Verwandte: Sie gehören zu den weltweit mehr als 2000 verschiedenen Pflaumensorten. Aus ihrer Heimat Asien gelangten sie schon Mitte des 15. Jahrhunderts nach Frankreich. Die tischtennisballgroßen Mirabellen sind an ihrer kugelrunden Form und der grüngelben bis goldgelben Farbe leicht erkennbar. Ein Früchtchen wiegt nur etwa zehn Gramm. Mirabellen sind laut Karen Meyer-Rebentisch, Kochbuchautorin aus Lübeck, robuster als viele andere Pflaumen. "Das macht sie zur idealen Naschfrucht in der Brotbüchse."

Renekloden sind deutlich größer und säurehaltiger als Mirabellen. Sie haben je nach Sorte mal eine gelbe, grüne, rote oder blaue Haut und seitlich eine Naht. "Sie sind noch saftiger und noch wärmebedürftiger als Mirabellen und zeichnen sich durch ein eigentümliches, etwas würziges Aroma aus", erläutert Meyer-Rebentisch.

Gut kombinieren lassen sie sich mit Brombeeren, späten Johannisbeeren und Sauerkirschen, ergänzt Iris Graus vom Verbraucherservice Bayern in Würzburg. Auch für Kompott sind Mirabellen und Renekloden die perfekten Zutaten: Sie enthalten viel Saft und vertragen Hitze gut.

Martin Ley, Geschäftsführer der Vereinigten Großmärkte für Obst und Gemüse Rheinhessen in Ingelheim, schwört auf frischen Hefekuchen mit Mirabellen und Sahne: "Wenn man das einmal probiert hat, lässt man jeden Zwetschgenkuchen stehen." Je nach Sorte ziehen Mirabellen allerdings beim Backen sehr viel Saft. Das gilt erst recht für Renekloden. "Da kann der Kuchen leicht durchsuppen", warnt Graus. Sie rät deshalb, vor dem Belegen Nüsse oder Kuchenbrösel auf den Teig zu streuen. "Sie saugen die Feuchte auf."

In der pikanten Küche sind vor allem orientalische Gerichte mit Mirabellen oder Renekloden bekannt. "Klassiker sind in Essig eingelegte Früchte oder Chutneys mit Zwiebeln", erläutert Graus. Auch Möhren und Zucchini sind gute Begleiter. Mit Curry und Kreuzkümmel, sowie Chili gewürzt passt ein solches Chutney zu Lamm- und anderem Fleisch, aber auch zu Käse. In Georgien ist Tkemali - eine saure Pflaumensoße - eine Spezialität. Sie wird dort wie eine würzige Grillsoße eingesetzt.

Eine fruchtige Überraschung ist eine kalte Vorspeise aus Mirabellen oder Renekloden, die Meyer-Rebentisch empfiehlt. "Rohe geschnittene Früchte werden mit einem Dressing aus Himbeeressig zu Hühnerbruststreifen und Rauke serviert." Für alle pikanten Gerichte sollten eher früh geerntete und damit nicht ganz so süße Früchte verwendet werden.

Wer solche Köstlichkeiten ausprobieren möchte, darf die Hauptsaison von Mirabellen und Renekloden im Juli und August nicht verpassen. "Am besten kauft man die Früchte auf dem Wochenmarkt. Dort ist die Chance am größten, dass sie auf den Punkt gereift sind", rät Meyer-Regentisch. Die Haut darf nicht beschädigt sein, das Fruchtfleisch sollte sich elastisch-weich anfühlen. "Knallhart geerntete Früchte werden entweder gar nicht erst weich oder büßen erheblich an Aroma ein." Ein gutes Qualitätszeichen ist auch der feine aromatische Fruchtgeruch.

Literatur:

Karen Meyer-Rebentisch: Der Obstgarten. Sortenvielfalt. Rezepte. Reportagen, BLV, 168 Seiten, 24,99 Euro, ISBN-13: 978-3-8354-1242-2

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