Bewusster Schoko-Genuss: Auf fairen Kakao-Anbau achten

Eschborn · Schokolade ist beliebt. Um die enorme Nachfrage zu stillen, arbeiten Menschen in den Kakao-Anbauländern oft unter schlechten Bedingungen. Welche Schokolade fair produziert wurde, ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, erklärt Carsten Schmitz-Hoffmann von der GIZ im Interview.

 Genaues Hinschauen lohnt: Fast jeder Lebensmitteleinzelhändler bietet mittlerweile Schokoladen mit Siegel sowie Herkunftsschokolade an. Foto: Franziska Koark

Genaues Hinschauen lohnt: Fast jeder Lebensmitteleinzelhändler bietet mittlerweile Schokoladen mit Siegel sowie Herkunftsschokolade an. Foto: Franziska Koark

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Schokoladengenuss ohne schlechtes Gewissen: Wer beim Einkauf von Kakao-Produkten auf fair produzierte Ware achtet, kann helfen, die Lebensverhältnisse von Kakao-Bauern zu verbessern. Im Interview erklärt Carsten Schmitz-Hoffmann, Leiter des Bereichs Zusammenarbeit mit der Wirtschaft der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), worauf es ankommt.

Was kann ich als Verbraucher tun, um einen nachhaltigen Kakao-Anbau zu unterstützen?

Schmitz-Hoffmann: Verbraucher sollten immer hinterfragen, woher der Kakao stammt und unter welchen Bedingungen er produziert wurde. Ich rate dazu, sich grundsätzlich darüber zu informieren, was Lebensmittelkonzerne in puncto Nachhaltigkeit tun. Nicht nur Hersteller, Händler und der Staat selbst investieren in ein Produktionsland, am Ende der Herstellungskette hat auch der Verbraucher die Wahl, nachhaltig produzierte Ware zu kaufen.

Woran erkennen Verbraucher nachhaltigen Kakao und Schokolade beim Einkauf?

Schmitz-Hoffmann: Nachhaltige Schokolade ist im Regal im Supermarkt leider nicht immer sofort zu erkennen. Ein Großteil des nachhaltig produzierten Kakaos wird in die Schokolade gemischt, ohne dass dies irgendwo auf der Packung vermerkt wird. Hier hilft, auf konkrete Zeichen zu achten, die Hinweise auf nachhaltigen Anbau liefern. Zum einen gibt es die klassischen Nachhaltigkeitssiegel wie das Fairtrade-Siegel, das Rainforest Alliance Siegel oder UTZ Certified. Zum anderen gibt es die Biozertifizierung mit dem europäischen Bio-Siegel als Indiz für umweltschonende Anbaubedingungen. Besonders gut nachvollziehen lässt sich der Weg des Kakaos bei sogenannter Herkunfts- oder Plantagenschokolade. Für diese Schokolade verwenden Hersteller ausschließlich Kakao aus bestimmten Regionen. Die Regeln für die Produktion nach diesen Siegeln sind besonders anspruchsvoll.

Bekommt man diese Schokolade überall?

Schmitz-Hoffmann: Mittlerweile bietet annähernd jeder Lebensmitteleinzelhandel Schokoladen mit Siegel und häufig auch Herkunftsschokolade. Wer auf Nummer sicher gehen will und Lust hat, mehr über das Produkt Kakao zu erfahren, sucht am besten ein Süßwarenfachgeschäft auf. Diese Händler führen nicht nur viele zertifizierte Sorten, sondern bieten auch etwas für die Sinne. Der Konsument kann die Schokolade vor Ort probieren und sich noch gezielter über Herkunft und Anbau informieren.

Inwiefern profitieren die Kleinbauern, wenn mehr Fairtrade -Schokolade konsumiert wird?

Schmitz-Hoffmann: Mit der Förderung des nachhaltigen Anbaus beobachten wir in Projekten, die wir betreuen, einen Anstieg der Produktivität im Anbau. Das wirkt sich auch positiv auf die Qualität des Produktes aus. Der Bauer in Westafrika etwa bekommt in jeder Hinsicht mehr für seine Leistung: mehr Lohn und geregeltere Arbeitszeiten. Das hilft ihm und seiner Familie, besser zu leben.

Macht sich fairer Handel im Preis bemerkbar? Sollten Verbraucher daher lieber zu teurer Ware greifen?

Schmitz-Hoffmann: Nein, Nachhaltigkeit muss nicht mehr kosten. Im Gegenteil, durch mehr Transparenz verkürzen sich die Wege, und der Anbau ist effizienter. Die Realität zeigt aber, dass die zertifizierten Produkte meist etwas teurer sind. Die Bauern investieren auch in die Produkte und erhalten höhere Preise. Daher ist das aus meiner Sicht in Ordnung.

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