Bonner Konzern weist Vorwürfe zurück

Konkurrenten der Deutschen Telekom können nach Angaben Kunden nur teilweise oder zeitverzögert mit Telefonanschlüssen bedienen

Bonn. Die Konkurrenten der Deutschen Telekom bekommen nach eigenen Angaben Telefonanschlüsse vom Bonner Konzern in nicht ausreichendem Umfang oder nur schleppend zur Verfügung gestellt.

Dadurch könnten Kundenaufträge nicht abgearbeitet werden, klagt die Branche. Die Telekom weist die Vorwürfe zurück. "Bei uns befinden sich derzeit mehrere zehntausend Kunden in der Warteschleife für einen Telefonanschluss", sagt ein Sprecher von Arcor, mit 2,34 Millionen Teilnehmern zweitgrößter Anbieter von Festnetz-Anschlüssen in Deutschland. Zwar bekomme Arcor die bei der Telekom bestellten Anschlüsse geliefert, Verzögerungen entstünden aber durch den zu häufigen Einsatz von Technikern.

"Bei jedem zweiten Einsatz schickt die Telekom einen Techniker. Das ist viel zu viel", kritisiert der Arcor-Sprecher. Und mit den Besuchen des Technikers beim Kunden klappe es in 60 Prozent der Fälle nicht. Damit in Deutschland Kunden ihren Telefonanbieter im Festnetz wechseln können, muss die Deutsche Telekom, die immer noch knapp 83 Prozent der rund 38 Millionen Anschlüsse besitzt, die jeweiligen Telefonleitungen freigeben.

Auch der Berliner Telekom-Anbieter Versatel, bei dem rund 550 000 Privatkunden angeschlossen sind, sieht Verzögerungen bei den Kundenanschlüssen. "Der durch den Telekom-Streik im Sommer bedingte Auftragsstau ist noch nicht ganz abgearbeitet", sagt ein Sprecher. Die Situation sei aber nicht dramatisch: "Natürlich hätten wir gerne mehr Anschlüsse, vor allem in Großstädten." Die Telekom halte sich aber an die vertraglichen Vereinbarungen.

Es komme jetzt darauf an, wie die Kontingente künftig verteilt werden. Dazu laufen derzeit Verhandlungen mit der Bundesnetzagentur. Beim Kölner Kommunikationsdienstleister QSC, der sich auf das Firmenkundengeschäft spezialisiert hat, ist der Abstand zwischen Auftragseingang und dem, was tatsächlich bearbeitet werden kann, erheblich. "Wir können die Nachfrage nur bedingt befriedigen.

Eigentlich brauchten wir die doppelte Menge an Leitungen", sagt QSC-Chef Bernd Schlobohm. Allerdings räumt auch Schlobohm ein, dass die Telekom nicht verpflichtet sei, mehr als die ursprünglich bestellten Anschlussmengen zu liefern. Die Telekom weist Vorwürfe, sie wolle den Wettbewerb ausbremsen, zurück. "Bei vereinbarten Bestellungen werden Anschlüsse innerhalb einer Woche bereitgestellt", sagt ein Sprecher. Einzelne Konkurrenten berichten dagegen von Verzögerungen von bis zu drei Monaten.

Branchenkenner führen die Schwierigkeiten vor allem auf die hohe Nachfrage nach Komplettpaketen mit Flatrates für Telefon und Internet zurück. Bei Firmenkunden macht sich eine verstärkte Investitionsbereitschaft bemerkbar. Die Telekom selbst kommt bei der Nachfrage nach ihren heftig beworbenen "Call & Surf"-Paketen kaum nach. Der DSL-Anbieter 1&1 bietet seit Sommer unter anderem über das Netz von QSC ebenfalls Komplettpakete an.

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