Studie: Eltern wünschen sich bundesweites Zentralabitur

Berlin · Der Abi-Abschluss aus Hamburg ist weniger wert als aus München - das sehen viele Eltern so. Während sich die Politik noch schwertut, ist für sie längst klar: Das Abitur muss einheitlich werden.

 Schulische Leistungen in den verschiedenen Bundesländern sollen vergleichbar werden. Das ist der Wunsch vieler Eltern. Foto: Sebastian Kahnert

Schulische Leistungen in den verschiedenen Bundesländern sollen vergleichbar werden. Das ist der Wunsch vieler Eltern. Foto: Sebastian Kahnert

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Neun von zehn Eltern in Deutschland wünschen sich einer Studie zufolge ein bundesweites Zentralabitur für ihre Kinder. Das gegenwärtige föderale System bewerteten sie als willkürlich und ungerecht, sagte Bildungsforscher Klaus-Jürgen Tillmann am Mittwoch (10. September) bei der Vorstellung einer repräsentativen Umfrage unter 3000 Vätern und Müttern in Berlin. Den Eltern sei wichtig, dass schulische Leistungen in verschiedenen Bundesländern vergleichbar würden.

Seit 2005 bekommen Abiturienten innerhalb eines Bundeslandes mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz zwar die gleichen Aufgaben, zwischen den Ländern aber gibt es weiterhin Unterschiede. Unter Bildungspolitikern ist die Einführung eines Zentralabiturs heftig umstritten. "Die Kultusminister haben ein Akzeptanzproblem", folgerte Tillmann aus der Elternmeinung.

Wie bei der vorangegangenen Umfrage 2012 lehnt die Mehrheit der Eltern die auf acht Jahre verkürzte gymnasiale Schulzeit ab. Rund 80 Prozent würden ihr Kind lieber auf ein neunjähriges Gymnasium schicken. Gleichzeitig aber spiegele sich die häufig geäußerte Klage, die kürzere Schulzeit sorge für mehr Stress und Leistungsdruck, in der Studie kaum wider, sagte Tillmann. Sowohl in sogenannten G8- wie in G9-Bildungsgängen gehen Kinder nach Meinung ihrer Eltern gern zur Schule (86 beziehungsweise 89 Prozent). Nur wenige Mütter und Väter halten ihre Sprösslinge für überfordert - bei kürzerer Schullaufbahn 9 Prozent, bei längerer 5 Prozent.

Nachholbedarf besteht der Studie zufolge vor allem beim Ganztagsangebot. "Der hohe Bedarf kann in keinem Bundesland gedeckt werden", sagte Tillmann. 39 Prozent der Schüler besuchen den Daten zufolge eine Ganztagsschule, 70 Prozent der Eltern würden ihre Kinder gern in eine solche schicken. Vor allem bei der Hausaufgabenbetreuung und individueller Förderung müssten sich die Schulen aus Elternsicht aber noch verbessern.

Besonders gute Noten bekommen Lehrer an Privatschulen. Eltern sehen sie als fachlich kompetenter und engagierter, lernschwache Schüler würden besser unterstützt, der Unterricht sei methodisch moderner. Insgesamt geht die Mehrheit der Mütter und Väter davon aus, dass Kinder an Privatschulen besser gefördert werden. Trotzdem sehen viele Eltern solche Schulen kritisch - unter anderem weil sie die soziale Ungleichheit im Bildungswesen verschärften.

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