Pützchens Markt Sonne und Menschen strahlen bei Eröffnung

BEUEL · Das beliebte Volksfest lockt bis Dienstag eine Million Menschen auf die Beueler Rheinseite. Zum Fassanstich im Bayernzelt braucht Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch nur einen Schlag.

Der 646. Pützchens Markt hat am Freitagnachmittag eine triumphale Eröffnungszeremonie erlebt: Fast 800 Teilnehmer, 34 Zugmaschinen und neun Musikkapellen bildeten das Herzstück des 700 Meter langen Historischen Festumzugs vom Adelheidisplatz zum Bayernzelt. Fahnenabordnungen in Trachtenkleidung von Schaustellerverbänden aus ganz Deutschland marschierten mit und erinnerten ein wenig an die Eröffnung des Oktoberfests - die fehlenden Pferdekutschen der bayrischen Bierbrauereien machen allerdings den entscheidenden Unterschied zu München aus.

Tausende Kirmesbesucher säumten die Budengassen und jubelten den Festzugteilnehmern zu. Als Dankeschön wurden von den Wagen Lebkuchenherzen und Rosen geworfen. Im Rheinland geht natürlich nichts ohne Karnevalsmusik und Kamelle: Einige Kapellen spielten Hits von "Höhnern" und "Bläck Fööss", und Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes warfen fröhlich Bonbons unters Volk.

Die Mundartgruppe "Schäng" hatte sich gekonnt auf dem Wagen des Damenkomitees der TSV Bonn-rechtsrheinisch in Szene gesetzt und erfreute das Publikum mit einem neuen Kirmeshit: "Auf Pützchens Maat es Spass anjesaat." Und noch eine Fußgruppe fiel besonders auf: Der Schiffer-Verein Beuel hatte einen Dudelsackspieler mitgebracht, der unentwegt schottische und irische Klänge spielte.

Am Ende des Festumzugs hatte sich der Promi-Wagen eingereiht. An der Spitze stand Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch im blau schimmernden Satinanzug. Ein humorvoller Mensch skandierte am Zugwegrand: "Der OB reflektiert in der Sonne." Ein Augenschmaus fürs Publikum waren "Ham & Egg".

Das Travestieduo hatte sich mit prallen Dirndln verkleidet und stahl sogar Obermöhn Ina Harder kurzzeitig die Show. Aber das Vollblutweib der Beueler Weiberfastnacht nahm es gelassen und posierte mit den Jungs für die Fotografen. Bereits vor dem Start wurde am Adelheidisbrünnchen die neue Fahne des Freundeskreises Pützchens Markt von der örtlichen Geistlichkeit geweiht.

Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds, bezeichnete diese Taufe als einen für die heutige Zeit seltenen Vorgang: "Das beweist, wie sehr die Kirmes in der Bevölkerung verankert ist." Ritter ernannte drei verdiente Schausteller und Pützchener zu Ehrenmitgliedern des Freundeskreises: Hans Aufdermauer, Hans-Otto Schäfer und Jakob Schleifer.

OB Nimptsch dankte dem Freundeskreis für sein Engagement: "Was Sie in drei Jahren aus Ihrem Verein gemacht haben ist aller Ehren wert. Besonders der Festumzug ist eine gelungene Aufwertung des Kirmesspektakels." Auch Ritter reihte sich in die Dankesworte ein: "Die Kirmestradition in dieser einzigartigen Weise zu fördern, verleiht unserem Gewerbe Rückenwind."

Markt-Splitter

Abschied mit Herz: Ein klein wenig Wehmut kam auf, als Bezirksbürgermeister Werner Rambow den Leiter der Marktwache Pützchen auf die Bühne rief. Bert Kluth, Erster Polizeihauptkommissar, verabschiedet sich in den Ruhestand. Als Dank für elf Jahre Einsatz in Folge erhielt er ein überdimensionales Lebkuchenherz, auf dem Handschellen, eine Wasserpistole, ein Polizeiauto und der Schriftzug "Tschö Bert" abgebildet waren. Zuvor hatte er mit seinem Nachfolger Gerd Mainzer bereits am Umzug teilgenommen: In einem Polizeikäfer, Baujahr 1972.

Geburtstag im Zelt: Ihren 65. Geburtstag feierte gestern Helga Lörper. Genau wie andere Beueler, die 2013 diesen Geburtstag feiern, wurde sie von der Stadt ins Bayernzelt eingeladen. Für Lörper gab es noch einen Blumenstrauß.

Wahlkampfpause: Die Budenstadt verstellt derzeit den Blick auf die Plakate der Bonner Bundestagskandidaten. So ruht der Wahlkampf gezwungenermaßen in Pützchen bis zum Abbau.

Fassanstich im Bayernzelt - Der erste Schlag des Oberbürgermeisters sitzt

Er muss heimlich geübt haben in den vergangenen zwölf Monaten, da waren sich die Gäste im Bayernzelt sicher. "Zwei bis sechs Schläge" werde er für den Fassanstich brauchen, hatte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch vor dem Vollzug verkündet. Am Ende wurde es einer! Das machte selbst Moderatorin und Obermöhn Ina Harder kurzzeitig sprachlos.

Nicht spurlos ging die Prozedur an Hermann Wittenburg von der Radeberger-Gruppe vorbei. Denn als der OB den Zapfhahn öffnete, schoss oben eine Bierfontäne aus dem Fass, die sich über Wittenburg ergoss. Sehr zur Freude der Zuschauer und der Geschäftsführerinnen des Festzelts, Jeannette Hölzgen und Diana Traber. Der Fassanstich war für Moderatorin Harder "der Abschluss einer spritzigen Veranstaltung".

Und in der Tat war das Programm kurzweilig. Die Gruppe "Kamele" spielte ihren Pützchens-Markt-Song "Fünf Tage und fünf Nächte", der in diesem Jahr ja auch zutrifft. Bezirksbürgermeister Werner Rambow oblag die Aufgabe, die Ehrengäste zu begrüßen, darunter der OB, EU-Abgeordneter Axel Voss, Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber und Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes.

Und Rambow sprach kürzer, als die von Harder scherzhaft angekündigten 20 Minuten. Danach rockten Ham & Egg die Bühne. Das Travestieduo wechselte trotz der tropischen Temperaturen häufig seine imposanten Outfits, darunter die Modelle "Lebende Handtasche" und "Karussell".

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