Stadt befürchtet Anwohnerproteste Keine Verlängerung für Pützchens Markt

BEUEL · Die Kirmesfreunde in Bonn und der Region dürfen sich nun wohl doch nicht auf eine Verlängerung von Pützchens Markt freuen.

Die Bonner Stadtverwaltung ist nach mehrjähriger Prüfung aller Kriterien zu der Überzeugung gelangt, dass wegen rechtlicher Bedenken bezüglich des Anwohnerschutzes an der Dauer des beliebten Jahrmarkts nichts verändert werden darf.

Diese Nachricht teilte am Montag die Beueler Mehrheitskoalition bestehend aus CDU, SPD und FDP mit. Die Gründe für diese Entscheidung wird der städtische Marktmeister Günter Dick in der Sitzung der Bezirksvertretung Beuel am Mittwoch, 22. April, öffentlich erläutern. Die Enttäuschung über die Beschlussvorlage der Stadt war den Politikern aller drei Fraktionen deutlich anzumerken. Zumal die Tendenz der Verwaltungsempfehlung über einen sehr langen Zeitraum in Richtung Verlängerung der derzeit fünftägigen Traditionskirmes ging. Ausschlaggebend für den Meinungsumschwung sollen nach Angaben der Politiker die Bedenken des städtischen Rechtsamts gewesen sein.

Der Beueler Bezirksbürgermeister Guido Déus (CDU) sagte: "Die Juristen der Stadtverwaltung befürchten, dass mögliche Kläger die Durchführung des Jahrmarkts gerichtlich verbieten lassen. Mit einer zeitlichen Ausweitung der Kirmes auf neun oder zehn Tage würde die Stadt Bonn als Veranstalter die Schutzzone Traditionsveranstaltung verlassen. Wir müssen anerkennen, dass wir auf dieses Pferd nicht mehr setzen können."

Im Dezember 2012 hatte die Bezirksvertretung Beuel die Stadtverwaltung beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, das eine dauerhafte Durchführung von Pützchens Markt über zwei Wochenenden ermöglicht. Daraufhin wurde eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe unter Federführung des Leistungszentrums "Märkte" gebildet.

In 15 Arbeitstreffen, bei denen nach Bedarf Vertreter von Feuerwehr, Polizei, Schulamt und der Pützchener Marktschule hinzugezogen wurden, sind alle möglichen Szenarien durchgespielt worden. Letztlich kam die Arbeitsgruppe zu dem Vorschlag, dass Pützchens Markt künftig neun oder zehn Tage dauern könnte. Weitere Varianten - zum Beispiel eine Festlegung von Ruhetagen während der Kirmes - wären auch möglich. Die Arbeitsgruppe hatte die Variante "Zehn Tage mit Ruhetag" favorisiert.

Ob sich die Politik an die Empfehlung der Verwaltung halten wird, wird nach den Osterferien in den Fraktionen beraten. Fest steht jedenfalls, dass der Stadtrat nach intensiver Beratung in der Bezirksvertretung Beuel eine Entscheidung über eine mögliche Verlängerung von Pützchens Markt treffen muss. Nach GA-Informationen muss die künftige Dauer der Kirmes noch vor den Sommerferien entschieden werden, damit die Schausteller den neuen Termin in ihrer Bewerbungsplanung für die Jahre 2016 und 2017 berücksichtigen können.

"Das Klangwellen-Syndrom scheint sich nun auch auf Beuel auszuweiten. Wir müssen jetzt gut überlegen, was zu tun ist. Vor allem im Hinblick auf das bevorstehende Jubiläum der Kirmes im Jahr 2017", erklärte der Beueler SPD-Ratsherr Dieter Schaper. Und die FDP-Stadtverordnete Zehiye Dörtlemez ergänzte: "Wir müssen uns wohl der Macht des Faktischen beugen. Allerdings spreche ich mich dafür aus, anlässlich des Jubiläums über eine einmalige Sonderregelung bezüglich der Kirmesdauer nachzudenken."

Als Déus darüber informierte, dass die Verwaltung als Ersatz für eine Kirmesverlängerung ein Fest auf dem Münsterplatz plant, sagte Schaper: "Das Jubiläum hat in Beuel stattzufinden. Wir feiern ja auch das Beethoven-Jubiläum 2020 in Bonn und nicht in Beuel."

Der Freundeskreis Pützchens Markt reagierte gestern überrascht über die Kehrtwende im Stadthaus. "Wir sprechen uns nach wie vor für eine Verlängerung aus, weil die Kirmes sonst mittelfristig an Bedeutung verlieren wird. Schon jetzt wird es immer schwieriger, namhafte Fahrgeschäft-Attraktionen nach Pützchen zu locken", erklärte der Vorsitzende Günter Dederichs.

Aus dem Prüfungsbericht

Das Kompetenzteam "Pützchens Markt" hat eine mögliche Verlängerung der Kirmes nach vielen Kriterien bewertet. Zum Beispiel wurden die Wetterdaten der vergangenen Jahre bezüglich Temperaturen und Niederschlägen überprüft. Ergebnis: Eine Veranstaltung über zwei Wochenenden würde die Abhängigkeit vom Wetter reduzieren.

Eine weitere Erkenntnis: Auch bei einer Verlängerung könnten die Schüler in der Marktschule unterrichtet werden. Allerdings müsste für die Einsatzleitung von Polizei und Feuerwehr ein neuer Standort gesucht werden. Eine Anpassung des Sicherheitskonzepts wäre bei einer Verlängerung nicht erforderlich.

Das Marketing müsste für eine verlängerte Kirmes entsprechend geändert und die Anwohner müssten rechtzeitig darüber informiert werden. Eine längere Veranstaltungsdauer würde für die Stadt Mehrkosten von rund 300.000 Euro bedeuten, die aber auf die Standgebühren umgelegt werden könnten.

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