Pützchens Markt Juristen haben sich durchgesetzt

BEUEL · Erst in den vergangenen zwei Wochen ist das Stimmungsbarometer zum Thema Pützchens Markt bei der Stadt Bonn gekippt. Das hat am Mittwoch Stadtdirektor Wolfgang Fuchs bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Stadthaus erklärt.

 Im Mai wird der Stadtrat entscheiden, ob die Kirmes auf den Marktwiesen verlängert wird. Die Verwaltung spricht sich dagegen aus.

Im Mai wird der Stadtrat entscheiden, ob die Kirmes auf den Marktwiesen verlängert wird. Die Verwaltung spricht sich dagegen aus.

Foto: Max Malsch

"Wir hätten dem Stadtrat auch eine Verlängerung von Pützchens Markt vorschlagen können. Aber nach Abwägung aller Fakten sind wir zu der Entscheidung gekommen, die Dauer der Kirmes bei fünf Tagen zu belassen", sagte Fuchs. Und Marktmeister Günter Dick ergänzte: "Die Entscheidung ist ganz knapp ausgefallen." Ausschlaggebend für das jetzige Votum war laut Fuchs die vom Rechtsamt aufgezeigte Gefahr, bei einer Verlängerung der Kirmes den Schutzstatus Traditionsveranstaltung zu verlieren. Das hätte Konsequenzen bei möglichen rechtlichen Auseinandersetzungen auslösen können.

Am Vortag war die Nachricht durchgesickert, dass die Stadt nach zweijähriger Prüfung eine Verlängerung des Jahrmarkts ablehnt (der GA berichtete). Vertreter der Beueler Koalition aus CDU, SPD und FDP reagierten überrascht. Grund: Noch im Januar hatte eine Verwaltungsvorlage für die Sitzungen der Bezirksvertretung und des Stadtrats existiert, in der sich das verwaltungsinterne "Kompetenzteam Pützchens Markt" für eine neun oder zehn Tage dauernde Kirmes ausgesprochen hatte. Gefragt, warum die Verwaltungsspitze anderer Meinung ist, nannte Fuchs neben den rechtlichen Bedenken ein weiteres Argument: "In der jüngsten Vergangenheit habe ich Gespräche mit Politikern, Bürgern und Schaustellern geführt, die sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung ausgesprochen haben."

Namentlich erwähnte Fuchs den ehemaligen Beueler Stadtverordneten Willi Härling, aber auch mit aktuellen Amtsträgern habe er gesprochen. Danach sei er zu der Überzeugung gelangt, dass eine Kirmesverlängerung in der Bezirksvertretung keine Mehrheit finden werde. Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus und CDU-Fraktionschef Günter Dederichs waren von dieser Aussage überrascht. Beide sagten übereinstimmend: "Mit mir hat Herr Fuchs darüber nicht gesprochen." Die CDU-Politiker sind überzeugt, dass die Bezirksvertretung sich mehrheitlich für eine Verlängerung der Kirmes aussprechen wird - und wenn es nur für das Jubiläumsjahr gelten sollte. Die größte Oppositionsgruppe in der Bezirksvertretung, die Grünen, sind gegen eine Ausweitung der Kirmestage.

Als Gründe dafür führen sie an: Zu viel Lärm und Schmutz für die Anwohner, zu hohe Kosten für die Stadt, Sorge vor einer rechtlichen Auseinandersetzung zwischen Bürgern und Stadt. "Die Verlängerung von Pützchens Markt ist ein Vorstoß mit ungewissem Ausgang. Warum will die Beueler Koalition entgegen der Empfehlung der Verwaltung den Bogen überspannen? Sie tritt damit möglicherweise eine Klagewelle unter den Anwohnern los," wunderte sich Fraktionssprecherin Doro Schmitz.

Marktmeister Dick sprach sich auch gegen eine einmalige Verlängerung anlässlich 650 Jahre Pützchens Markt im Jahr 2017 aus: "Als Veranstalter können wir nicht erwarten, dass die Schausteller dafür andere Kirmesplätze aufgeben." Allerdings sieht er auch eine mögliche Konsequenz: "In den letzten Jahren stellen wir bei den Betreibern von großen Fahrgeschäften ein rückläufiges Interesse an Pützchens Markt fest."

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