Pützchens Markt: Bürger lehnen Verlängerung ab Es bleibt bei fünf Tagen

PÜTZCHEN · Für Politiker und Bürger steht seit Montagabend fest: Eine Verlängerung von Pützchens Markt von fünf auf zehn Tage ist endgültig vom Tisch. Der GA-Dialog "Beueler Treff" hat die Mandatsträger überzeugt: Deutlich mehr als 90 Prozent der 150 Bürger haben sich gegen eine zeitliche Ausweitung des Jahrmarkts auf zwei Wochenenden ausgesprochen.

Die Argumente waren eindeutig: Zu hohe Belastung der Anwohner, zu viel Arbeit für die ehrenamtlichen Helfer, zu hohe Kosten für die Schausteller, Gefährdung des regulären Unterrichts in der Marktschule und zu hohes Klagerisiko seitens lärmgeplagter Kirmesgegner.

Mit dem Beschluss der Bezirksvertretung Beuel in der vergangenen Woche, erst das Stimmungsbild bei der GA-Diskussionsveranstaltung abzuwarten und dann über die Zukunft des Jahrmarkts zu entscheiden, kam dem "Beueler Treff" eine zusätzliche Bedeutung zu. SPD-Fraktionsvorsitzender Dieter Schaper hatte seinen Antrag damit begründet: "Wir wollen nicht entscheiden, ohne die Meinung der Bürger gehört zu haben."

Die Parteien werden sich nun zu ihren Fraktionsberatungen zurückziehen und in der Junisitzung der Bezirksvertretung eine Empfehlung zum weiteren Verfahren aussprechen. Letztlich entscheidet der Stadtrat über die Zukunft der Traditionsveranstaltung.

Für viele Beobachter der Diskussion überraschend war auch das deutliche "Nein" der Versammlungsteilnehmer zu einer einmaligen Kirmesverlängerung anlässlich des 650-jährigen Bestehens des Jahrmarkts im Jahr 2017. Bis auf eine junge Frau waren alle Bürger, die sich zu Wort gemeldet haben, gegen eine zehntägige Jubiläumsfeier.

Die Gründe waren dieselben wie bei der Frage, ob Pützchens Markt dauerhaft zehn Tage stattfinden soll. Aber alle Bürger sprachen sich eindeutig dafür aus, dass das Kirmesjubiläum auf eine besondere Art gefeiert werden soll.

Günter Dick, Marktmeister der Stadt Bonn, erklärte, dass sich bereits seit einiger Zeit im Stadthaus eine Projektgruppe mit dem Jubiläum beschäftigt: "Wir planen für 2017 unter anderem eine Ausstellung über die Entwicklung des Schaustellergewerbes. Sie soll zentral in Bonn, vielleicht auf dem Münsterplatz gezeigt werden. Aber wir haben noch andere Ideen."

Diese Ankündigung löste bei einigen Bürgern Skepsis aus. "Das Jubiläum von Pützchens Markt muss in Beuel, am besten in Pützchen gefeiert werden. Hier ist der Ursprung des Jahrmarkts, und hier findet auch die Kirmes statt", sagte Günter Dederichs, Vorsitzender des Freundeskreises Pützchens Markt. Für seine Äußerung gab es sehr viel Beifall.

Bettina Gummel, evangelische Pfarrerin von Pützchen, und Lilo Patt-Krahe, Vorsitzende des Pfarrausschusses der katholischen Gemeinde St. Adelheid, waren überrascht von der Nachricht Dicks und reklamierten umgehend die Beteiligung beider Kirchen und der Bürger an der Projektgruppe.

Auch dafür gab es Beifall. Auf die Frage, was sich die Bürger für das Jubiläumsjahr wünschen, kamen viele verschiedene Antworten: Eine Messe mit Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, eine Fete im Bayernzelt mit Helene Fischer, eine Ausstellung über die Adelheidis-Wallfahrt im Pfarrzentrum, ein mittelalterlicher Markt auf der Kirmes, eine Hochseilshow zum höchsten Fahrgeschäft auf Pützchens Markt und ein Angebot speziell nur für Jugendliche.

Günter Dick notierte alle Wünsche und sagte zu, diese Anregungen an die Projektgruppe weiterzuleiten: "Vielleicht können wir noch in diesem Jahr erste Vorschläge der Projektgruppe der Öffentlichkeit vorstellen."

Der Freundeskreis appellierte an die Stadt, darauf zu achten, dass der Jahrmarkt für die Schausteller nicht weiter an Attraktivität verliert. "Immer häufiger sagen uns Schausteller mit großen Fahrgeschäften ab, weil ihnen das wirtschaftliche Risiko bei nur fünf Tagen zu hoch ist", sagte Dederichs.

Dick bestätigte diese Entwicklung, sagte aber: "Wir müssen uns keine Sorgen machen. Auch in diesem Jahr werden wir wieder eine attraktive Kirmes erleben, allerdings ohne ein besonderes Highlight an Fahrgeschäften."

Stimmen zum "Beueler Treff"

  • Bezirksbürgermeister Guido Déus (CDU): "Es wird keine Verlängerung von Pützchens Markt geben, weil diese nicht von den Anwohnern und Bürgern mitgetragen wird. Das Jubiläum muss in Beuel gefeiert werden."
  • Peter Barth, Vorsitzender der Schausteller-Vereinigung Bonn: "Der GA-Dialog hat gezeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Bürger gegen eine Verlängerung der Kirmes ist."
  • Günter Dick, Marktmeister der Stadt: "Die Diskussion war für mich sehr aufschlussreich und hat bewiesen, dass die Stadt mit ihrer Einschätzung, die Kirmes besser nicht zu verlängern, richtig liegt."
  • Angelika Esch, Stadtverordnete der SPD: "Die Veranstaltung hat gezeigt, dass es auch für eine einmalige Verlängerung von Pützchens Markt keine breite Zustimmung gibt. Nur unter dieser Voraussetzung hätte die SPD dem zugestimmt."
  • Zehiye Dörtlemez, Stadt- und Bezirksverordnete der FDP: " Wir halten eine Verlängerung von Pützchens Markt zu Lasten der Anwohner nicht für sinnvoll. Ich rege an, langfristig neue Ideen zur Weiterentwicklung der Kirmes zu sammeln. Die Gestaltung des Jubiläums gehört in Beueler Hände."
  • Bettina Gummel, ev. Pfarrerin: "Die fünf Tage sind jetzt gesetzt. Die Veranstaltung hat die Bürger des Orts in der Sache geeint. Die Kirmes genießt bei allen eine hohe Wertschätzung."
  • Lilo Patt-Krahe, Pfarrausschuss St. Adelheid: "Die Entscheidung ist für fünf Tage gefallen. Es war eine sensationelle Beteiligung der Bürger. Danke dem GA für diese Veranstaltung."
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