Fleisch-Skandal Pferdemetzger in NRW haben Hochkonjunktur

Düsseldorf · Unter den Verbrauchern in Nordrhein-Westfalen wird Pferdefleisch beliebter. Eine dpa-Umfrage belegt: Der Lebensmittelskandal um falsch ausgezeichnete Fertiggerichte hat die Nachfrage beflügelt.

Pferdemetzger in Nordrhein-Westfalen erleben derzeit eine stärkere Nachfrage nach ihren Produkten - ausgelöst durch den Lebensmittelskandal um falsch ausgezeichnete Fertiggerichte, die neben Rind auch Pferd enthielten. Dabei zeigt sich, dass Pferdefleisch nicht abschreckt, sondern im Gegenteil interessant geworden ist, ergab eine dpa-Umfrage bei Fachbetrieben am Samstag.

So bildeten sich bei Norbert Buendgens von der Pferdemetzgerei Weber aus Eschweiler plötzlich Schlangen an den Verkaufswagen, die auf Wochenmärkten stehen: "Wir hatten bislang etwa 150 neue Kunden pro Woche. Die sind endlich schlau geworden und haben gemerkt, dass Pferdefleisch das gesündeste Fleisch ist."

Renate Janßen, die in Mönchengladbach Pferdefleisch verkauft, glaubt, dass viele ihre Scheu überwunden haben und auf den Geschmack gekommen sind. Aber: "Jetzt sind die Medien voll von Berichten über Pferdefleisch. Da stürmen die Leute das Geschäft. Abwarten, ob das so bleibt, wenn die Sache in Vergessenheit gerät."

Ende der 1990er Jahre war es die Rinderseuche BSE, die viele Fleischkunden zum Pferdemetzger lockte. "Damals haben sich die Leute hier im Laden geprügelt", erinnert sich Rossfleischer Dirk Bäumer aus Dortmund. Ironischerweise sind es nun die falsch etikettierten Fertiggerichte mit Pferdefleisch, die einen Boom bei ihm auslösen.

"Das hat die Menschen erst auf Pferdefleisch aufmerksam gemacht." Neuerdings kämen rund 15 Prozent mehr Kunden, berichtet Bäumer. "Viele wollen jetzt lieber selbst kochen, anstatt Fertiges zu essen, bei dem man nicht so genau weiß, was alles drin ist."

Auch Frank Mecke-Raabe, Pferdemetzger aus Bielefeld, verzeichnete in den vergangenen Wochen rund 20 Prozent mehr Kunden. "Der Skandal hat uns genutzt. Pferdefleisch ist dadurch wieder ins Bewusstsein der Leute gerückt. Viele dachten, das gibt es gar nicht mehr."

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