Pferdefleisch-Skandal Metzgereien in der Region profitieren

RHEIN-SIEG-KREIS · Ob Tiefkühl-Lasagne, Dosen-Ravioli oder Gulasch: Der Skandal um Pferdefleisch, das als Rindfleisch deklariert wurde, ist vielen Deutschen auf den Magen geschlagen. Die Metzgerei-Betriebe im Vorgebirge profitieren laut eigener Aussage hingegen von der Situation und haben mehr zu tun als sonst.

 Blick in eine der Filialen der Metzgerei Wingen, in der die Tochter des Geschäftsführers, Sabrina Wingen, arbeitet.

Blick in eine der Filialen der Metzgerei Wingen, in der die Tochter des Geschäftsführers, Sabrina Wingen, arbeitet.

Foto: Wolfgang Henry

"Solche Lebensmittelskandale wirken sich oft positiv auf unser Geschäft aus. So auch diesmal", berichtet Margarete Sösterheim, Mitarbeiterin der Rheinbacher Metzgerei Merzbach mit eigenem Schlachthof. Als Grund sieht die Verkäuferin hauptsächlich die Verunsicherung der Verbraucher. Diese bringe viele dazu, eher mal in einem Metzgereibetrieb einzukaufen - wie Kundin Sonja Mick. Nach den diversen Skandalen der vergangenen Wochen geht sie nur noch in Geschäfte ihres Vertrauens. "Dafür gebe ich jetzt auch gerne mal etwas mehr Geld aus", sagt die 47-Jährige.

Auch die Metzgerei Wingen, die Filialen in Witterschlick, Heimerzheim, Duisdorf und Bergheim betreibt, hat seit einigen Wochen mehr zu tun. "Wir haben zwar zahlreiche Stammkunden, doch seit dem Skandal auch viele Neukunden", berichtet Geschäftsführer Heinz Wingen.

Der Witterschlicker Betrieb kauft das Fleisch bei Landwirten aus der Umgebung ein und produziert die Fleischware selbst. "Wir setzen auf kurze Wege und kaufen kein tiefgefrorenes und aus dem Ausland eingeführtes Fleisch. Und das weiß der Kunde", so der Geschäftsführer. Die Nachfrage, ob Hackfleisch oder Mett wirklich aus Rindfleisch bestehe, stellten nur neue Kunden.

Die Kunden von Margarete Sösterheim machen hingegen eher mal eine lustige Bemerkung zu dem Thema. "Daran spürt man allerdings oft wieder die Verunsicherung der Leute", so Sösterheim. Wirklich schlimm findet sie an dem Skandal vor allem eines: Dass der Verbraucher getäuscht wird. "Es ist traurig, dass man sich auf nichts mehr wirklich verlassen kann." Das findet auch Udo Bratke, Betreiber des Edeka-Markts in Bornheim. Er fordert: "Was drauf steht, muss auch drin sein." Denn bei Fertigprodukten habe der Betreiber keinen Einfluss auf den Inhalt. Er kann nur rechtzeitig handeln und die Ware des betroffenen Herstellers aus dem Sortiment nehmen. "Und das haben wir getan", so Bratke.

Die frische Wurst- und Fleischware an der Theke kommt bei ihm überwiegend von dem in Meckenheim beheimateten Fleischhof Rasting. Dennoch gehen die Produkte bei ihm im Haus zusätzlich durch eine Kontrolle. Durchschnittlich 50 Kilogramm frisches Rinderhack verkaufen seine Mitarbeiter täglich an der Fleischtheke. So auch in den vergangenen Wochen. "Bei uns ist der Verkauf an Hackfleisch im völlig normalen Bereich geblieben." Als Auslöser für solche Lebensmittel-Skandale sieht Bratke den enormen Preisdruck. "Was soll bei Tiefkühlgerichten und -hackfleisch zu so geringen Preisen noch an Qualität vorhanden sein?", fragt auch Heinz Wingen.

Keinen Einfluss hatte der Pferdefleisch-Skandal auf den Bio-Betrieb von Isabella und Leonhard Palm in Uedorf. Ihre Tochter Andrea Palm, die auf dem Hof mitarbeitet, geht davon aus, dass die meisten Verbraucher trotz allem immer noch versuchen, Hackfleisch so günstig wie möglich einzukaufen. Einschätzen kann sie es aber nur schwer. Denn vielleicht liege es auch einfach nur daran, dass der Uedorfer Betrieb hauptsächlich Obst und Gemüse anbietet, vermutet sie.

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