Vatikan Benedikt kehrt in den Vatikan zurück

ROM · Es ist gut möglich, dass der Flug von Castel Gandolfo zurück in den Vatikan die letzte Reise des emeritierten Papstes gewesen ist. Am Donnerstagnachmittag hatte Papst Benedikt den Helikopter am Flugplatz der päpstlichen Sommerresidenz bestiegen. Etwa 20 Minuten später landete er im Vatikan, den er nach Ende seines Pontifikats am 28. Februar, also vor gut zwei Monaten verlassen hatte.

 Herzlicher Empfang: Papst Franziskus (r.) begrüßt den emeritierten Papst Benedikt im Kloster Mater Ecclesiae.

Herzlicher Empfang: Papst Franziskus (r.) begrüßt den emeritierten Papst Benedikt im Kloster Mater Ecclesiae.

Foto: AFP

Bei seiner Rückkehr wurde Benedikt von hohen Mitarbeitern des Staatssekretariats, unter anderem vom noch amtierenden Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone begrüßt.

Fortan soll der 86 Jahre alte, emeritierte Papst aus Deutschland im Kloster Mater Ecclesiae im Schatten des Petersdoms leben. Benedikt will dort "zurückgezogen von der Welt" bleiben, wie er nach seinem Rücktritt angekündigt hatte. Bislang rankten sich aber allerlei Gerüchte und Spekulationen um das Zusammenleben zweier Päpste auf engstem Raum im Vatikan. Papst Franziskus, der Benedikt gestern im Kloster begrüßte, residiert weiterhin im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, das hinter der Sakristei des Petersdoms liegt. Er verzichtet bislang auf den Umzug in das Appartamento, die Dienstwohnung des Papstes im Apostolischen Palast.

So ergibt sich die kuriose Situation zweier Päpste im Vatikan, die aber beide nicht im für den Papst bestimmten Machtzentrum, dem Appartamento, residieren.

Im Fall von Franziskus ist zu vermuten, dass seine Wahl, weiterhin im Gästehaus mit anderen Prälaten zu wohnen, auch damit zu tun hat, dass er sich vom Kurienapparat nicht zu sehr vereinnahmen lassen will. Über Benedikt hieß es im Vatikan in den letzten Jahren immer wieder, er sei von seinen Mitarbeitern abgeschottet worden, Informationen würden ihm vorenthalten. Sogar Präfekte der Kongregationen, der wichtigsten Beratungsgremien des Papstes, beschwerten sich darüber, teilweise wochenlang warten zu müssen, ehe sie beim Papst vorsprechen konnten. Franziskus bereitet auch deshalb eine Reform der Kurie vor. Dazu hat er ein achtköpfiges Beratungsgremium berufen, dem auch der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx angehört.

Ob Franziskus auch den Rat Benedikts suchen wird, ist offen. Zusammentreffen der beiden Päpste sind künftig jedenfalls unkompliziert zu organisieren, in einem etwa fünfminütigen Fußweg kann Franziskus das Kloster Mater Ecclesiae vom Gästehaus aus erreichen. Das zweistöckige Kloster wurde früher als Gärtnerhaus genutzt und anschließend von verschiedenen Glaubensschwestern bewohnt. Es liegt nur einen Steinwurf vom Apostolischen Palast und den Vatikanischen Museen entfernt und wurde in den vergangenen Wochen renoviert.

Benedikt stehen dort ein Schlaf- und ein Studierzimmer, außerdem eine geräumige Bibliothek sowie eine Kapelle zur Verfügung. Zudem gibt es auch ein Zimmer für Besuche, etwa für den Bruder des emeritierten Papstes, Georg Ratzinger.

Mit Benedikt sind auch sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein sowie die vier "Memores Domini", die vier Haushälterinnen mit in das Kloster gezogen. Gänswein ist Präfekt des Päpstlichen Hauses und damit für die Terminplanung und den Tagesablauf des amtierenden Papstes zuständig. Es wird erwartet, dass er demnächst in die dem Präfekten vorbehaltene Dienstwohnung umziehen wird und seine Arbeit für den emeritierten Papst reduziert. Gerüchte, Benedikt sei krank, dementierte Vatikansprecher Federico Lombardi vehement: "Er ist ein Mann, der natürlich nicht mehr jung ist, er ist alt und seine Stärken gehen langsam zurück", sagte Lombardi. "Aber es gibt keine besondere Krankheit."

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