Habichte erobern Städte. Vogel des Jahres 2015

Hilpoltstein/Berlin · Er gilt als wendiger Flugsprinter bei der Jagd nach Kaninchen, Tauben und Krähen. Und obwohl der Habicht selbst die Stadt als neuen Lebensraum entdeckt hat, sorgen sich Vogelschützer weiterhin um die Bestände in Deutschland.

 Der Habicht ist vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) zum "Vogel des Jahres 2015" gewählt worden. Foto: Jens Wolf

Der Habicht ist vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) zum "Vogel des Jahres 2015" gewählt worden. Foto: Jens Wolf

Foto: DPA

Denn der größte Feind des Greifvogels sei der Mensch, berichteten am Freitag der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Naturschutzbund (Nabu). Beide Verbände haben den anpassungsfähigen Beutegreifer daher für 2015 zum Vogel des Jahres erklärt.

Nach Schätzungen von Vogelkundlern gibt es in Deutschland zwischen 11 500 und 16 500 Brutpaare. 2500 Habichte leben in Bayern. Es ist das letzte Bundesland, in dem der Habicht noch auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht. Davon soll er aber demnächst gestrichen werden. Inzwischen seien die Bestände in Bayern so groß, dass die internationalen Kriterien für die Rote Liste nicht mehr erfüllt seien, erläutert Andreas von Lindeiner vom LBV.

Was die Vogelschützer beunruhigt: In Deutschland verschwinde der Habicht aus manchen Gebieten oder sei dort unerklärlich selten. Das liegt nach Einschätzung der Naturschützer auch daran, dass er vor allem von Jägern als Konkurrent bei der Hasen- und Fasanenjagd gesehen wird.

Besonders unbeliebt ist der kräftig gebaute und bis zu 60 Zentimeter große Beutegreifer mit seinem auffallend langen Schwanz bei Hühnerhaltern und Taubenzüchtern. Die Vogelschützer räumen zwar ein, dass sich der Habicht schon mal ein Haushuhn oder eine Brieftaube holt. "Hauptnahrung aber sind die Ringel- oder Stadttauben sowie Krähen", betont der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann.

In seinem bevorzugten Lebensraum, einer abwechslungsreichen Landschaft mit Nadel- und Mischwald, bekommen Naturfreunde den scheuen Vogel nur selten zu sehen - und wenn, dann oft nur für Sekunden während seiner Jagdflüge. Sein scharfer Blick lässt den Habicht die Beute über weite Entfernungen entdecken.

Auch zu hören sei vom Habicht wenig. Er gehöre nicht gerade zu den "stimmfreudigen Vogelarten", betont der LBV. Eine Ausnahme bilde die Balzzeit im Februar - dann ertönten im Nest längere "Kja-Kja-Kja"-Rufe. Mit etwas Glück sei in dieser Zeit auch der Balzflug mit Sturzflügen und schroffen Wendungen zu sehen.

Wie anpassungsfähig der Habicht ist, zeigt nach Ansicht von Vogelkundlern seine wachsende Verbreitung in großen Städten. Mit Straßen- und Ringeltauben finde er einen ganzjährig reich gedeckten Tisch vor. "Vor allem aber droht ihm dort kaum Gefahr", geben die Experten zu bedenken. Habichte fänden sich inzwischen in Hamburg, Kiel, Köln und Dresden, in Berlin sogar etwa 100 Brutpaare.

Zum Schutz des Habichts haben Naturschützer klare Vorstellungen: So will der Nabu Verstöße gegen das Jagdverbot in einer Datenbank sammeln. Zwingend notwendig seien außerdem sogenannte Horstschutzzonen, um das Fällen von Horstbäumen zu verhindern. Da vor allem unerfahrene Jungtiere in großen Glasfenstern oder verspiegelten Gebäudefronten kein Hindernis erkennen, sollten ferner Glasscheiben vogelsicher gemacht werden - etwa mit aufgebrachten Querstreifen.

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