Die USA schießen Astronauten künftig wieder selbst ins All

Cape Canaveral · Die USA wollen ab 2017 wieder selbst Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Damit beenden sie die Abhängigkeit von russischen Sojus-Kapseln, die in den vergangenen Jahren auch Amerikaner ins All brachten.

 Die US-Firmen Boeing und SpaceX wurden mit der Entwicklung von eigenen Transportern beauftragt. Foto: Nasa/Boeing Phantom Works

Die US-Firmen Boeing und SpaceX wurden mit der Entwicklung von eigenen Transportern beauftragt. Foto: Nasa/Boeing Phantom Works

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Die US-Firmen Boeing und SpaceX seien mit der Entwicklung von Transportern beauftragt worden, gab die US-Raumfahrtbehörde Nasa bekannt.

Der Direktor für bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), Thomas Reiter, begrüßte diesen Schritt. "Uns ist schon ein bisschen wohler, wenn ein zweites Transportmittel zur Verfügung steht", sagte er.

Die Esa wolle aber weder die USA noch Russland bei der Nutzung von Raumfahrzeugen bevorzugen. "Wir sehen das absolut neutral", sagte der deutsche Ex-Astronaut. Mit einer Sojus war der Baden-Württemberger Alexander Gerst im Mai zur ISS geflogen.

Nasa-Chef Charles Bolden sparte bei der Pressekonferenz am Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida nicht mit Superlativen: Es werde das "aufregendste und ehrgeizigste Kapitel in der Geschichte der Nasa und der bemannten Raumfahrt", sagte Bolden mit Tränen in den Augen.

Ihr eigenes Shuttle-Programm hatte die Nasa 2011 unter anderem aus Kostengründen beendet. Seitdem sind die USA rund viermal im Jahr auf die Mitnahme ihrer Astronauten in den russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um zur ISS zu gelangen. Pro Astronaut zahlt die Nasa für das "Weltraum-Taxi" umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro - was bei der Behörde schon lange für Unmut sorgt. Die Sojus befördert seit 1967 regelmäßig Menschen ins All.

Seitdem die Nasa angesichts der Ukraine-Politik des Kremls einen Teil ihrer Zusammenarbeit mit Russland demonstrativ eingestellt hat, gilt das Verhältnis als besonders angespannt. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Rogosin hatte den USA im Zuge des Konflikts geraten, ihre Astronauten mit einem Trampolin zur ISS zu schicken. "Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf irgendein anderes Land angewiesen sein", gab nun Bolden zurück. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos lehnte eine Stellungnahme auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa ab.

Der Vertrag mit Boeing und SpaceX hat ein Volumen von 6,8 Milliarden Dollar (etwa 5,2 Milliarden Euro) - davon 4,2 Milliarden für den traditionsreichen Flugzeug-Giganten Boeing und 2,6 Milliarden für die erst 2002 gegründete Raumfahrt-Firma SpaceX. Beide Unternehmen sind zunächst für zwei bis sechs Flüge beauftragt worden. Das Angebot eines dritten Unternehmens, Sierra Nevada Space Systems, lehnte die Nasa ab.

Boeing und SpaceX arbeiten schon an ihren Raumfahrzeugen. Das von Boeing heißt "CST-100" und startet mit einer Atlas 5-Rakete. Das von SpaceX heißt "Dragon V2", startet mit einer Falcon 9-Rakete und ist eine überarbeitete Version des derzeit bereits für Ausrüstungs-Transporte zur ISS genutzten "Dragon"-Frachters.

Warum gleich zwei Raumschiffe eingekauft wurden, wollte die Nasa nicht kommentieren. Experten gehen aber davon aus, dass sich die Behörde so ein größeres Sicherheitsnetz und mehr Optionen zulegen will, falls bei Entwicklung und Tests einer der beiden Transporter noch etwas schief gehen sollte. Zudem soll mit mehr Flügen die Crew der ISS langfristig aufgestockt werden.

Die Nasa arbeitet zudem selbst auch noch an einem eigenen Prestigeprojekt, dem neuen Raumschiff "Orion". Dieses solle eines Tages auch Menschen zum Mars bringen - und die Auslagerung der ISS-Transporte an Unternehmen könne dabei helfen, sagte Bolden. "Die Vergabe dieser Transporte an private Firmen erlaubt der Nasa, sich auf eine noch ehrgeizigere Mission zu konzentrieren - Menschen zum Mars zu schicken."

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