Bonner Görres-Gesellschaft Weiblicher, offener und öffentlicher

BONN · Im Rahmen ihrer Generalversammlung über mehrere Tage in Bonn hat die katholische Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft einen neuen Präsidenten gewählt: Bernd Engler, Professor für Anglistik und Rektor der Universität Tübingen, ist Nachfolger von Wolfgang Bergsdorf, der das Amt 2007 angetreten hatte.

 Der Ex- und der neue Präsident der Görres-Gesellschaft im Senatssaal der Uni Bonn: Wolfgang Bergsdorf (links) und Bernd Engler.

Der Ex- und der neue Präsident der Görres-Gesellschaft im Senatssaal der Uni Bonn: Wolfgang Bergsdorf (links) und Bernd Engler.

Foto: Nicolas Ottersbach

Engler lobte seinen Vorgänger für die großen Anstrengungen, einen Reflexionsprozess darüber anzustoßen, wie sich die 1876 gegründete interdisziplinäre Gesellschaft in Zukunft positionieren und in der Gesellschaft verorten will. Denn genau das ist auch das große Thema von Engler.

Er möchte die Görres-Gesellschaft zu einem "Ort lebendiger Debattenkultur" machen und mehr Präsenz in der Öffentlichkeit erreichen. Dazu soll es in Zukunft öffentliche Foren zu aktuellen Fragen unserer Zeit geben. Vornehmlich in Berlin, aber auch regional. "Wir müssen zudem deutlicher kommunizieren, was wir beispielsweise im Bereich der Nachwuchsförderung leisten", sagt Engler. Sein großes Ziel: die Görres-Gesellschaft in der Mitte der Gesellschaft zu positionieren. Dazu sollen beispielsweise Themen wie Sterbehilfe oder die Flüchtlingsproblematik stärker über die einzelnen Sektionen hinweg aufgegriffen werden.

Um die Arbeit zu professionalisieren und die Aufgaben systematisch anzugehen, haben sich die Mitglieder auf eine Satzungsänderung geeinigt. Bedeutet: Der ehrenamtliche Vorstand wird nun durch einen hauptamtlichen Geschäftsführer, der in Bonn sitzen wird, entlastet. "Wir brauchen dieses administrative Zentrum", sagt Engler.

"Es muss eine Person sein, die vor allem auch als Wissenschaftler Themen aufnimmt und konzeptionell so arbeitet, dass wir diese in der Öffentlichkeit präsentieren können." Dabei soll die Görres-Gesellschaft "nicht als Monolith" in Erscheinung treten, sondern vielmehr ein "polyphones" Bild abgeben. "Pluralität ist eine große Aufgabe für uns", sagt Engler. Zwar sei "Katholizität immer noch unser Wertehorizont, aber wir werden uns stärker öffnen, allein, weil es in der evangelischen Kirche nichts vergleichbares gibt". Eine "katholische Wissenschaft" gebe es ohnehin nicht. Zudem seien 40 Prozent der 2780 Mitglieder nicht katholisch.

Dass sich die Görres-Gesellschaft um mehr weibliche Mitglieder kümmern und zudem verjüngen muss, zeigt auch der Mitgliederschwund von 14 Prozent seit dem Jahr 2000 und die Feststellung des neuen Vorstandmitglieds Professorin Heidrun Alzheimer, die Kerngesellschaft sei "männlich und älter". Alzheimers Aufgabenbereich sind die mehr als 20 Sektionen der Gesellschaft, während sich Professor Georg Baumgart um die Nachwuchsförderung kümmern wird.

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