Kampf gegen das tödliche Gedrängel

Erfolgreich getestet haben Simulationswissenschaftler des Forschungszentrums Jülich (FZJ) das Projekt "Hermes" gegen Massengedrängel: Der rechnergestützte Evakuierungsassistent kann Staus vorhersagen, bevor sie entstehen.

 Am Todestunnel von Duisburg: Bei der dortigen Loveparade starben am 24. Juli vorigen Jahres 21 Menschen.

Am Todestunnel von Duisburg: Bei der dortigen Loveparade starben am 24. Juli vorigen Jahres 21 Menschen.

Foto: dpa

Jülich. (piw) Erfolgreich getestet haben Simulationswissenschaftler des Forschungszentrums Jülich (FZJ) das Projekt "Hermes" gegen Massengedrängel: Der rechnergestützte Evakuierungsassistent kann Staus vorhersagen, bevor sie entstehen. Das Testsystem soll Einsatzkräfte bei Einschätzung kritischer Lagen unterstützen.

Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Frühwarnsystem kann die Laufwege zehntausender Besucher bis zu 15 Minuten im Voraus simulieren, Sicherheitskräfte vorzeitig vor dem Auftreten hoher Personendichten warnen und für eine Räumung den besten Fluchtweg ermitteln.

Der Test fand in der "Esprit Arena" in Düsseldorf statt. 100 spezielle 3D-Kameras, kaum größer als eine Webcam, erfassten die Personenverteilung in einem Viertel des Zuschauerraums. Ausgehend von diesen Daten simuliert eine Software auf einem Parallelrechner mit 208 Prozessoren den weiteren Verlauf der Personenverteilung.

Zur Vorhersage der Laufwege haben Wissenschaftler aus dem FZJ und den beteiligten Universitäten Wuppertal, Köln und Bonn verschiedene Fluchtszenarien untersucht. Sie nutzten dazu physikalische Modelle - "ursprünglich entwickelt, um die Bewegung von Atomen und Molekülen in Flüssigkeiten und Gasen zu beschreiben", erklärt der beteiligte Kölner Physiker Professor Andreas Schadschneider.

Ziel sei, "den Normalfall zu simulieren und im Voraus zu erkennen, ob es zu kritischen und potenziell gefährlichen Zuständen kommen kann", ergänzt Projektleiter Professor Armin Seyfried vom Jülich Supercomputing Centre.

Eine Arbeitsgruppe um Professor Jürgen Pohl (Uni Bonn) hatte mit den beteiligten Einsatzkräften ermittelt, wer im Ernstfall welche Informationen benötigt. Laut Hans-Joachim Kensbock-Rieso, Einsatzleiter der Polizei im Düsseldorfer Stadion, kann das System bei der Analyse verschiedener Strategien zur "Entfluchtung" helfen. Denn: Der kürzeste Weg ist nicht immer zwangsläufig der beste. Manchmal müssen Gruppen von naheliegenden Ausgängen weggelenkt werden, um eine Überlastung einzelner Streckenabschnitte zu vermeiden.

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