Frank Ziegele: "Vertane Chance"

Der Geschäftsführer des CHE über die Entscheidung der Bonner Universität

Frank Ziegele: "Vertane Chance"
Foto: che

General-Anzeiger: Wie bewerten Sie, dass die Uni Bonn aus dem CHE-Ranking ausgestiegen ist?

Frank Ziegele: Hochschulrankings werden von rund zwei Dritteln der Studienanfänger zu Rate gezogen, die nun nichts mehr über die Universität Bonn erfahren. Sie nimmt den Studierenden die Möglichkeit, sich zu den Lernbedingungen zu äußern und den Fachbereichen die Chance, damit Stärken und Schwächen zu identifizieren. Universitätseigene Befragungen ermöglichen keinen Vergleich mit anderen Hochschulen.

GA: Haben sich auch andere Unis aus dem Ranking verabschiedet?

Ziegele: An unserem Ranking nehmen rund 95 Prozent der angefragten Fachbereiche teil. Der Historikerverband hat den Geschichtsfachbereichen empfohlen, nicht am Ranking teilzunehmen. Allerdings sind nur die Hälfte der Hochschulen dieser Empfehlung gefolgt. Es steigen aber auch ständig neue Hochschulen ein, etwa die niederländischen Unis.

GA: Wie bei einer Ampel sind die CHE-Ergebnisse in eine Spitzen-, eine Mittel- und eine Schlussgruppe eingeordnet. Ist das aussagekräftig?

Ziegele: Es ist die beste aller Möglichkeiten, ein Ranking zu erstellen. Wir vergleichen Fächer und keine Hochschulen. Andere Rankings weisen Einzelplätze wie in einer Bundesliga-Tabelle aus. Das lehnen wir ab, weil Unterschiede zwischen den Plätzen oft gering sind. Im CHE-Ranking ist die Spitzengruppe deutlich besser und die Schlussgruppe deutlich schlechter als die anderen.

GA: Die Universität Bonn kritisiert, dass das Ranking verbessert werden muss. Werden Sie diese Forderung aufgreifen?

Ziegele: Das Bonner Rektorat hatte sehr konstruktive Vorschläge, die wir gerade intern diskutieren. Wir werden etwa den Vorschlag aufgreifen, bei der Entscheidung, ob die Beteiligung in der Studierendenbefragung groß genug war, zusätzlich die Rücklaufquote einzubeziehen. Sämtliche Methoden sind im Internet transparent dargestellt. Das Ranking ergibt ein wertvolles Bild wissenschaftlicher Leistung.

GA: Der Wissenschaftsrat hat so genannte Ratings erprobt. Es handelt sich dabei nicht um herkömmliche Rangfolgen, sondern um individuelle Bewertungsprofile, die nicht in eine Gesamtnote münden. Ist dieser Ansatz für das CHE interessant?

Ziegele: Diese Frage ist etwas merkwürdig, denn die Idee der Profile mit mehreren Kriterien ohne Gesamtnote ist ja genau der Ansatz unseres Rankings, den der Wissenschaftsrat von uns übernommen hat.

Mit Frank Ziegele sprach Johannes Seiler.

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