Forscher untersuchen Haarwirbel

Forscher analysieren Zusammenhang zwischen Drehrichtung der Haare, Händigkeit und Sprachvermögen

  Bei Linkshaarigen  drehen sich die Haare vom Wirbel gesehen gegen den Uhrzeigersinn.

Bei Linkshaarigen drehen sich die Haare vom Wirbel gesehen gegen den Uhrzeigersinn.

Foto: Uni Bonn

Bonn. Eine für Friseusen alltägliche Perspektive wollen jetzt Forscher der Uni Bonn einnehmen: Sie wollen den Menschen auf den Kopf gucken - und anschließend auf die Finger. Das Kopfhaar des Menschen wächst nämlich nicht irgendwie, sondern kreisförmig vom Scheitelpunkt ausgehend.

Dreht es sich gegen den Uhrzeigersinn, ist man Linkshaariger. Die Vermutung der Hirnforscher: Solche Menschen sind häufig auch Linkshänder - viel häufiger als Menschen mit rechtsdrehenden Haaren. Und: Bei Linkshaarigen steuert schon mal eher die rechte Hirnhälfte das Sprachvermögen als die linke Seite, die dafür eigentlich zuständig ist.

Zur Bestimmung der Drehrichtung seiner Haare reicht ein Spiegel nicht aus, man braucht fremde Hilfe. "Da muss einem jemand auf den Kopf gucken", sagt Christian Hoppe. In einigen Fällen ist es schwierig oder nahezu unmöglich die Drehrichtung zu bestimmen, bei gelockten Haaren oder langen Haaren etwa. Hoppe ist der Mann, der sich für den Zusammenhang von Sprachverarbeitung und Drehrichtung der Haare interessiert. Er arbeitet an der Klinik für Epileptologie des Universitätsklinikums Bonn.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Experiment lieferte ihm ein Bericht in einer renommierten Wissenschaftszeitung. Thema: die Untersuchungen des Genetikers Amar J.S. Klar an Besuchern eines amerikanischen Einkaufszentrums. Das Ergebnis bestätigte seine Vermutung, linkshaarige Besucher waren deutlich häufiger Linkshänder als Rechtshaarige.

Hoppe selbst ist übrigens ein Linkshänder mit rechtsdrehenden Haaren. Für ihn ein Grund, als Kriterium für Testpersonen die Drehrichtung der Haare und nicht die Händigkeit festzulegen. "Mein Beispiel zeigt, dass ein Linkshänder nicht unbedingt linksdrehende Haare hat", sagt er.

Hoppe vermutet: "Die Drehrichtung der Haare wird durch dasselbe Gen festgelegt wie die Händigkeit einer Person." Er will die Ergebnisse seines amerikanischen Kollegen noch einmal überprüfen und zusätzlich noch den Zusammenhang zwischen Drehrichtung der Haare, Händigkeit und Sprachvermögen testen. Üblicherweise übernimmt die linke Gehirnhälfte den Löwenanteil beim Verstehen und Sprechen. Bei einigen Menschen hilft aber auch die rechte Gehirnhälfte mit beim Sprechen. Und eben diese Menschen vermutet Hoppe verstärkt unter den Linkshaarigen.

Welche Hirnhälfte am Verstehen oder Sprechen arbeitet, hat keinen Einfluss auf ein gutes oder schlechtes Ausdrucksvermögen. "Weder Links- noch Rechtshaarige haben einen Leistungsvorteil", sagt Hoppe. Für sein ungewöhnliches Experiment sucht er Teilnehmer zwischen 20 und 40 Jahren, deren Haare sich links herum drehen - und zwar ausschließlich Männer.

"Bei Frauen wird das Sprachvermögen viel komplizierter organisiert als bei Männern", erklärt Hoppe. Die Untersuchung soll eine Stunde dauern und nach seinen Angaben völlig ungefährlich sein. Ein Kernspintomograph durchleuchtet das Gehirn der Testpersonen und stellt fest, wie sein Gehirn die Sprache organisiert. Eine einmalige Gelegenheit sich ein Bild von seinem Hirn zu machen, findet Hoppe.

Männer, die an der Studie von Christian Hoppe teilnehmen wollen, sollen sich bei ihm melden. Er gibt Auskunft unter der Rufnummer (02 28) 287 61 72 oder per E-Mail unter christian.hoppe@ukb.uni-bonn.de

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