Ein 50 Mal schärferer Blick als mit Hubble

Bonner Forscher haben erstmals den "Counter-Jet" der Galaxie M87 sichtbar gemacht

Bonn. Wieder einmal haben Bonner Astronomen einen besonders genauen Blick in besonders ferne Fernen des Universums geworfen. In bislang unerreichter Auflösung haben sie die Radiostrahlung gemessen, die von der Galaxie "Messier 87" (kurz: M87) im Sternbild Jungfrau ausgeht. 50 Millionen Lichtjahre ist sie von der Erde entfernt - rund 475 Milliarden Milliarden Kilometer.

Besonders deutlich erscheint auf der neuen Aufnahme der "Jet" von M87 - eine Art Düsenstrahl aus Materie, der aus dem Zentrum der Galaxie herausschießt und sich 5000 Lichtjahre weit (also über 47 Billiarden Kilometer) erstreckt. Zum ersten Mal ist auch der "Counter-Jet" zu sehen, ein Teilchenstrahl in entgegengesetzter Richtung (wenn auch nur als kleine Ausbuchtung links des besonders hellen Zentrums). Die Forscher hatten zwar bereits vermutet, dass es ihn gibt, konnten es bislang aber nicht beweisen.

Um M87 zu beobachten, aktivierten die Forscher wie schon für frühere Projekte wieder das "Very Long Baseline Array": einen Verbund aus zehn Radioteleskopen mit jeweils 25 Metern Durchmesser, die zwischen Hawaii und der Karibik installiert sind.

Auf Bonner Kommando richten sie ihre Schüsseln gemeinsam auf das gleiche Zielgebiet am Himmel aus; Computer rechnen die Beobachtungen der einzelnen Teleskope dann so zusammen, als stammten sie von einem einzigen Riesenteleskop mit 8000 Kilometern Durchmesser.

Das so entstandene Bild macht Details bis hinunter zu einer Größe von drei Lichtmonaten (2,4 Billionen Kilometern) sichtbar - das ist 50 Mal schärfer, als es das Hubble-Teleskop bei der Beobachtung des sichtbaren Lichts erreicht.

Chef des Astronomenteams war der russische Astrophysiker Yuri Kovalev: Als Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung absolviert er einen mehrjährigen Forschungsaufenthalt in Bonn. Er möchte der Galaxie M87 jetzt mit dem Bonner Radioteleskop bei Effelsberg in der Eifel noch weiter zu Leibe rücken: "Wir haben die Absicht, die räumliche Auflösung unserer Messungen mit dem Einsatz des 100-Meter-Teleskops nochmals zu vergrößern."

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