Bonner Uniklinik nutzt schonende Methode zur Klumpfuß-Behandlung

Mit Gips und einem kleinem Schnitt - Kombination von Hohl-, Sichel- und Spitzfuß

Bonner Uniklinik nutzt schonende Methode zur Klumpfuß-Behandlung
Foto: dpa

Bonn. (sj) Der Ultraschall zeigte es in der 13. Schwangerschaftswoche: Der kleine Henrik würde mit nach innen gekrümmten Füßen auf die Welt kommen. Der "Klumpfuß" ist eine Kombination von Hohl-, Sichel- und Spitzfuß. Zudem ist die Ferse zur Körpermitte hin gedreht. Normalerweise würden seine kleinen Füße nach mehrwöchigem Gips in einer aufwendigen Operation zusätzlich korrigiert.

"Doch kann es später sowohl durch eine Über- oder Unterkorrektur als auch durch die schrumpfende Narbe häufiger zu einem Rückfall kommen", sagt Matthias Manig, Assistenzarzt an der Uniklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Bonn. Die Ärzte schlugen daher den werdenden Eltern eine erfolgversprechendere Alternative vor. Die "Klumpfußbehandlung nach Ponseti", ein in Amerika bereits seit einigen Jahren etabliertes Verfahren, setzt sich derzeit allmählich auch in Deutschland durch.

Denn dabei gebe es keine aufwendige Operation und bessere Ergebnisse bei einer kürzeren Nachbehandlung. Vor etwa vier Wochen begann die Behandlung von Henrik - zwei Tage nach seiner Geburt. "So können wir die anfänglich hohe Elastizität von Bändern und Gelenkkapseln optimal nutzen", erklärt Kinderorthopäde Manig. Zunächst legt er im wöchentlichen Abstand insgesamt sechs Gipse an. Dabei sind genaue Kenntnisse über die Anatomie eines Fußes äußerst wichtig. Der erste Gips bringt Vor- und Rückfuß in eine Ebene.

"Das ist der entscheidende Schritt, der die Ponseti-Methode so erfolgreich macht", sagt Manig. Anschließend werden die kleinen Füße durch die wechselnden Gipse schrittweise vorsichtig nach außen geführt. Henrik hat bereits richtige Kraft in seinen Beinen, denn er trainiert täglich durch das Gewicht der Gipse seine Oberschenkelmuskulatur. "Es tut ihm nicht weh, und er kennt es nicht anders", erzählt Henriks Mutter.

Der Spitzfuß entsteht durch eine verkürzte Achillessehne. Um diese zu verlängern, erfolgt nach dem sechsten Gips ein kurzer ambulanter Eingriff. Über einen knapp einen Zentimeter langen Hautschnitt durchtrennt Manig die Achillessehne, die bei den Kleinen dann wieder zusammen wächst. Dieser kleine Eingriff erfolgt bei Henrik nach Ostern. Dann muss er noch einmal drei Wochen einen Gips tragen.

Zur Nachbehandlung müssen die kleinen Patienten vier Monate lang eine spezielle Schiene rund um die Uhr tragen - anschließend bis zum vierten Lebensjahr nur noch nachts. "Zwar kommt eine anstrengende Zeit auf uns alle zu. Aber ich kann etwas aktiv für mein Kind tun", sagt die Mutter des kleinen Patienten. "Henrik wird ohne Verzögerung ganz normal wie alle anderen Kinder laufen lernen", sagt Manig. "Er kann später in seiner Freizeit Sport treiben und seinen Beruf frei wählen."

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