Ausstellung zur Vermessung des Himmels im Deutschen Museum Bonn

Friedrich Wilhelm Argelanders astronomisches Erbe bildet den Mittelpunkt der Schau

Bonn. Die Vermessung des Himmels ist ein ehrgeiziges Projekt - und heute untrennbar mit dem Namen Friedrich Wilhelm August Argelander verbunden. 1837 kam der Schüler des Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel vom ostpreußischen Königsberg nach Bonn, um das neue Astronomische Institut der Universität zu leiten.

1845 wurde die Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee eingeweiht. 1852 begann dort der Direktor mit den "Bonner Durchmusterungen". Bis 1859 dauerten die Beobachtungen. Deren Ergebnisse sind als "Argelanders astronomisches Erbe" Mittelpunkt einer Ausstellung, die am Mittwoch im Deutschen Museum eröffnet wird.

Zum Abschluss der Durchmusterungen vor 150 Jahren und zum Internationalen Jahr der Astronomie zeigt das Museum mit dem Argelander-Institut für Astronomie, dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie und der Volkssternwarte Bonn, wie und mit welchen Instrumenten Argelander und seine Kollegen seinerzeit die Positionen und Helligkeiten von 324 192 Sternen bestimmt haben.

Die Ausstellung (stl) Eröffnung am 7.Oktober, 19 Uhr, im Deutschen Museum Bonn, Ahrstraße 45, mit dem Festvortrag: "Argelander - Die Astronomie seiner Zeit und die Bonner Durchmusterung" von Michael Geffert.
Geöffnet bis 5. April dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.
Weitere Infos: www.deutsches-museum-bonn.de.Eines der Schmuckstücke ist ein Heliometer, ein hochpräzises Spezialteleskop aus der Werkstatt Joseph von Fraunhofers, das astronomischen Laien allein seiner majestätischen Optik wegen Respekt einflößt. Es ist baugleich mit einem Exemplar, mit dem Bessel 1838 die erste Sternenentfernung (Parallaxe) bestimmen konnte und heute als das letzte seiner Art von immensem Wert.

Weitaus faszinierender ist jedoch Argelanders eigenes Handwerkszeug, deren Funktion Ralph Burmester, Kurator der Ausstellung vom Deutschen Museum, erläutert. Dabei handelt es sich erstens um den "Kometensucher" von Merz aus dem Jahr 1851, einem von zwei Hauptinstrumenten der Durchmusterungen.

Mit diesem gemessen am Heliometer relativ kleinen und eher unscheinbaren Fernrohr mit zehnfacher Vergrößerung wurden die Durchgangswerte von Sternen erfasst. Gemeinsam mit der Präzisionsuhr Nr. 37 von Tiede aus dem Jahr 1838 war es möglich, die genauen Positionen der Sterne festzulegen und schließlich auf einer Karte zu verzeichnen.

"Auf den ersten Blick sieht sie wie eine sehr schlicht gehaltene Standuhr aus und wird in ihrer Bedeutung oft unterschätzt", so Burmester. "Ihr größter Vorteil bestand aber in genau dieser kompakten Form, in der sie auch in einen kleinen Turm hineinpasste."

Der Forscher Argelander(stl) Friedrich Wilhelm August Argelander wurde am 22. März 1799 bei Memel geboren und starb am 17. Februar 1875 in Bonn. Er leitete den Bau mehrerer Sternwarten in Europa, untersuchte veränderliche Sterne und brachte mit seiner Bonner Durchmusterung und seinem Sternenkatalog erstmals Ordnung in das Firmament.

Die Kartierung des nördlichen Sternenhimmels beruhte auf mühsamer Arbeit in 90 oft ebenso kalten wie klaren Nächten pro Jahr, in denen einer im Turm der Sternwarte am Kometensucher saß und seinem Kollegen eine Etage tiefer die Werte durchgab. Das konnten einer oder zwei in einer halben Stunde sein, aber durchaus auch einige mehr innerhalb weniger Minuten.

Bis zu 75 Minuten - mehr waren einem Team bei derartiger Präzisionsarbeit schlichtweg nicht zumutbar. Eine zweite Messung Argelanders diente dazu, die Angaben seiner Mitarbeiter zu verifizieren. Dann wurden die Werte mit denen anderer Vermessungen, beispielsweise in Großbritannien oder auch Italien verglichen, und auf einen Mittelwert für das Jahr 1855 vor- beziehungsweise zurückgerechnet.

1859 erschien der erste Band der Bonner Durchmusterungen, 1863 der letzte. Dazu passend liegt in einer der Vitrinen eine Lithografieplatte aus dem Jahr 1886. Sie zeigt eine Karte des Sternenhimmels von klar positionierten und in ihrer Dicke und Helligkeit voneinander zu unterscheidenden Punkten und gehörte zu einem Nachfolgewerk, das Eduard Schönfeld, einer der Schüler Argelanders, später veröffentlicht hatte.

Zur Ausstellung zählt ebenso ein Lageplan der Sternwarte, die unter Mitwirkung des damaligen "Star-Architekten" Karl Friedrich Schinkel als Bau des preußischen Klassizismus betont schlicht gehalten wurde, ein Porträt Argelanders zum 50-jährigen Bestehen der Bonner Uni im Jahre 1868 und ein Ölgemälde, das seinen Mentor Bessel zeigt.

Argelanders herausragende Leistung, so Burmester, bestand weniger in einer genialen Idee als in der konsequenten und effizienten Umsetzung seines Ziels, den Himmel systematisch zu vermessen. Rund eine Milliarde Sterne wird der europäische Forschungssatellit GAIA vermessen, der 2012 seine Arbeit vom Orbit aus aufnimmt und rund eineinhalb Jahrhunderte später Argelanders Erbe weiterführt.

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