Universität Bonn Anstrengender als erwartet

BONN · Erstsemester schildern ihre Eindrücke von Bonn und dem Unileben

 Im ersten Semester: (von links) Caro Tränkle, Vanessa Lempke, Martin Steinberg und Steffi Nacke.

Im ersten Semester: (von links) Caro Tränkle, Vanessa Lempke, Martin Steinberg und Steffi Nacke.

Foto: Stepahn Kern

Sonnige Stunden auf der Hofgartenwiese, später in die Studentenkneipe, zwischendurch eine Vorlesung: Ganz so gemütlich sehen Bonner Studenten im ersten Semester ihr Studentenleben nicht auf sich zukommen. Im Gegenteil. "Das Studentenleben ist bis jetzt viel anstrengender als Schule, aber ich bin motiviert und es macht Spaß. Man hat sich das Fach ja selbst ausgesucht", findet Jill Mylonas, eingeschrieben für Archäologie und Kunstgeschichte.

Froh, endlich wieder einen vollen Stundenplan zu haben, ist Romanistikstudentin Franziska Hollenhorst. "Im Mai habe ich mein Abitur gemacht. Seitdem habe ich viel zu Hause rumgesessen und nichts richtiges mehr gemacht. Ich finde es gut, endlich wieder Alltag zu haben. In den Tag hineinzuleben ist doch langweilig", findet sie. Erstsemesterstudentin Rut Langenberg hatte sich vorgestellt, sich das Studium freier einteilen zu können. "Durch die vielen Seminare ist alles sehr verschult."

In der Beethovenstadt am Rhein fühlen sich fast alle Befragten wohl. Denn das Auge studiert mit: Bei einem hübschen Stadtbild, historischen Unigebäuden und schönen Rheinpromenaden lässt sich der Unistress besser ertragen. Zwar komme kein Großstadtflair auf, aber die Fakultäten lägen nahe beieinander und alles sei sehr gut mit dem Fahrrad erreichbar, meint Lea Klöckner aus Koblenz.

Bonn als attraktive Studentenstadt habe aber auch Nachteile. Der doppelte Abiturjahrgang einiger Gymnasien in NRW sei deutlich spürbar. "Im Seminar mussten wir teilweise auf dem Boden sitzen, weil die Räume so überfüllt waren", erzählt Anna von Jagemann, eingeschrieben in den Fächern Komparatistik und Musikwissenschaften.

Auch die Vorlesungsräume bei den Juristen seien gut gefüllt, meint Caro Tränkle aus dem ersten Semester. Kurz vor Semesterbeginn sei sogar noch ein Hörsaal geschlossen worden. Notdürftig stehe jetzt ein riesiges Zelt auf dem Parkplatz vor dem Juridicum. Man kommt sich ein bisschen vor wie auf dem Oktoberfest bei guter Laune und Schunkelatmosphäre, findet Martin Steinberg. Sogar Bierflaschen seien schon gesichtet worden. Einige fühlten sich eher an ein Zeltlager erinnert. Schlimm sei es aber nicht. Das Problem mit überfüllten Hörsälen werde sich nach ein paar Wochen lösen, wenn erfahrungsgemäß mehr Studierende fern blieben.

Die meisten Studenten sind jedenfalls zu Beginn des Studiums noch sehr motiviert. Um Eindruck bei Dozenten zu machen, hätten sich einige vorab mit Fachwissen und Fremdwörtern eingedeckt. Das offensichtliche Einschmeicheln wirke auf manche Dozenten aber befremdlich, meint Jill Mylonas.

Vorarbeit sei bei dem Fach Rechtswissenschaften eher selten, sagt Jurastudentin Steffi Nacke. Vielmehr sei die Ausgangssituation für alle gleich. Rechtskunde gebe es als Fach schließlich nicht in der Schule. Anders als bei Fächern wie Mathematik oder Germanistik, wo auch mal die Überflieger aus dem Abi säßen, starten in Jura alle bei Null.

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