"Jugend forscht" 60 Nachwuchs-Wissenschaftler stellten ihre Projekte vor

BONN · Jeden Abend kribbeln die Beine und fühlen sich warm an. Restless Legs Syndrom (RLS) heißt die Krankheit, die viele Menschen um den Schlaf bringt. "Bisher hat niemand untersucht, ob die Beine wirklich warm werden oder das nur ein subjektiver Eindruck ist", sagt Leonie Katharina Hidalgo Pareja. Wie 59 andere Jugendliche präsentierte sie am Dienstag ihr Projekt beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" in der Uni Bonn.

 Leonie Katharina Hidalgo Pareja fand heraus, dass die Beine beim Restless Legs Syndrom tatsächlich warm werden.

Leonie Katharina Hidalgo Pareja fand heraus, dass die Beine beim Restless Legs Syndrom tatsächlich warm werden.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die 18-Jährige fand heraus, dass die Beine der RLS-Leidenden am späten Abend tatsächlich um drei Grad wärmer wurden. Für den Versuch klebte sie Patienten Temperatur-Sensoren an die Knöchel.

Ihre Verwandten ohne RLS mussten herhalten, um die Messungen zu bestätigen. Damit ihre Forschungen weitergehen können, sucht sie nun nach Unterstützung. Das war auch ihre Motivation, bei "Jugend forscht" mitzumachen: "Ich bin nun an meine Grenzen geraten, vielleicht wird hier jemand auf mich aufmerksam."

Genau das soll der Nachwuchsforscher-Wettbewerb fördern, sagt "Jugend forscht"-Geschäftsführer Dr. Sven Baszio, der auch in der Jury saß. Die Preisgelder, die bei den regionalen Wettbewerben 75 Euro betragen und sich auf Landes- und Bundesebene bis auf 3000 Euro erhöhen, seien nur nebensächlich.

"Wichtig ist, dass die Jugendlichen Forschung und Wirtschaft kennenlernen", sagt Baszio. So würden beispielsweise Praktika bei wissenschaftlichen Partnern organisiert und Kontakte hergestellt. Das mache den Wettbewerb zu einer echten Talentschmiede.

"Wir wollen die hellsten Köpfe an die Unis holen", sagt Baszio. Beim Regionalwettbewerb für Köln/Bonn waren deshalb auch zwölf Teams des Galabov-Gymnasiums aus dem bulgarischen Sofia dabei. Die deutsche Schule wird durch die Bezirksregierung Köln verwaltet.

Schon am Morgen ließ sich die Jury jedes Projekt erklären. Entscheidend war nicht nur die Eigenleistung, sondern auch der Bezug zum Alltag. So hatte sich die Familie von Marion Kreins schon immer Gedanken über den Gewässerschutz gemacht. Denn wenn die Landwirte Mais zur Biomasse-Gewinnung anbauten, stieg der Nitrat-Gehalt des Bodens.

"Das ist schlecht fürs Grundwasser", sagt die 17-Jährige vom St.-Michael-Gymnasium aus Bad Münstereifel. Damit der Stoff nicht versickert, hat sie sich für die Felder eine spezielle Bestellung ausgedacht: Ein Stickstoffhemmer bindet das Nitrat im Boden, die Zwischenfrucht Gelbsenf nimmt den Stickstoff längerfristig auf.

Kjell Wistoff von der Hennefer Gesamtschule erforschte, wie sich dem Straßenverkehr ähnelnde Erschütterungen auf Brennstoffzellen auswirkten. Diese verlieren an Leistung, weil Wassertropfen, die bei der Stromerzeugung entstehen, die chemische Reaktion behindern.

Der 16-Jährige konnte nachweisen, dass die Brennstoffzellen durch das Rütteln länger ihre volle Leistung behalten. Jetzt möchte er den Effekt an industriellen Brennstoffzellen testen.

Sieger "Jugend forscht"

Arbeitswelt: Kjell Wistoff (16) aus Hennef experimentierte mit rüttelnden Brennstoffzellen.

Biologie: Anika Biercher (17) aus Bonn untersuchte eine erst kürzlich entdeckte Flechte.

Chemie: Marion Kreins (17) aus Bad Münstereifel kombinierte Stickstoffhemmer und Zwischenfrucht.

Schülerwettbewerb

Biologie: Ela Türkyilmaz (11) und Jasmin Westerkamp (11) aus Wesseling erforschten den Schließmechanismus von Venusfliegenfallen.

Geo-Raumwissenschaften: Johanna Pistorius (14) und Sebastian Frentzen (14) aus Troisdorf analysierten das Wasser in einem Bach der Wahner Heide.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort