Millionen Fördergelder winken Wird die Universität Bonn zur Exzellenz-Uni?

Bonn · Die Universität Bonn bewirbt sich mit sieben Anträgen bei der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. Millionen Fördergelder winken. Am Mittwoch ist Abgabe.

Am Mittwoch wird es ernst für die Universität Bonn: Bis 12 Uhr muss die Hochschule bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ihre Anträge zur künftigen Finanzierung von Exzellenzclustern einreichen. Von deren Erfolg hängt auch ab, ob Bonn sich ab 2019 offiziell als Exzellenzhochschule bezeichnen darf. Vor allem aber geht es um einen insgesamt womöglich dreistelligen Millionenbetrag, der Bonner Forschern ganz neue Möglichkeiten im internationalen Wettbewerb eröffnen könnte und der Uni nicht zuletzt eine ganze Menge Renomee einbringen würde.

In der Vorrunde der aktuellen Ausschreibung hatten die Bonner im vergangenen September mit einem bemerkenswerten Aufschlag gepunktet: Sie überzeugten das Auswahlgremium mit sieben der insgesamt acht eingereichten Vorschläge – eine herausragende Quote. Einzig ein Kooperationsvorhaben mit der Universität Köln und der RWTH Aachen qualifizierte sich nicht. Die vier Berliner Universitäten etwa brachten zusammen neun von 16 Vorschlägen durch. Die beiden Münchener Hochschulen konnten nur mit sechs von 14 Ideen überzeugen. Dresden ist ebenfalls mit sechs Ideen im Pool, Aachen und Tübingen jeweils mit fünf, Köln, Karlsruhe, Göttingen und Hamburg jeweils mit vier.

Zieht man in Betracht, wer da seinen Daumen für Bonn gehoben hat, gereicht allein diese Vorauswahl der Uni zur Ehre: Die 39 Wissenschaftler im Auswahlgremium stammen von Spitzen-Institutionen wie der Eidgenössisch-Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, den Universitäten Cambridge und Oxford, New York, Harvard, Paris oder Melbourne und gelten als Koryphäen ihres jeweiligen Fachs. Darunter ist übrigens auch der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Bad Honnef, Professor Rolf-Dieter Heuer. Bis 2015 leitete er den Europäischen Teilchenbeschleuniger CERN in Genf.

Während die Experten 105 Vorhaben anderer Hochschulen und Hochschulverbünde verwarfen, kamen Bonner Forschungsprojekte etwa im Bereich der Wirtschafts- oder Geisteswissenschaften in die engere Auswahl. Gerne möchte die Hochschule auch ihre erfolgreiche Arbeit in den Bereichen Mathematik und Immuno-logie fortsetzen, die bereits im letzten Förderzeitraum als Cluster gefördert wurden. Ein Forschungsfeld im Bereich der Quantenphysik wollen die Bonner zusammen mit Kollegen der Universität Köln und der RWTH Aachen bearbeiten. Bei einem Vorhaben im Bereich der Agrarforschung und Robotik ist das Forschungszentrum Jülich mit im Boot. Jeder zwölfte Antrag kommt damit in der Gesamtbetrachtung aus Bonn.

Die Gretchen-Frage indessen ist, wie viele dieser Ideen letztlich auch gefördert werden. Die mit der Durchführung des Verfahrens beauftragte DFG hat erklärt, dass die Vorauswahl in der zweiten Runde von 88 auf 45 bis 50 Vorhaben reduziert werden soll. Von April bis Juni werden die 39 berufenen Experten die Anträge nun begutachten. Am 27. September soll dann die finale Entscheidung fallen. Das letzte Wort haben dabei neben den wissenschaftlichen Gutachtern auch die Wissenschaftsminister von Bund und Ländern. „Die nordrhein-westfälischen Universitäten sind für die Exzellenzstrategie hervorragend aufgestellt. Ich bin daher zuversichtlich, dass sie auch in der Endrunde überzeugen werden“, sagt die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen im Vorfeld zuversichtlich.

Geld gibt es für die geförderten Projekte dann ab Anfang 2019 – und zwar insgesamt 385 Millionen Euro. Das macht je nach Zahl der Cluster zwischen sieben und acht Millionen für jedes einzelne im Jahr – und das sieben Jahre lang bis 2026. Danach soll eine Evaluation der Ergebnisse und Potenziale entscheiden, ob sich eine zweite Förderperiode anschließt.

Das ist allerdings erst der erste Streich. Bekommen die Bonner nämlich am 27. September erneut für mindestens zwei Vorhaben den Zuschlag, so können sie bis zum 10. Dezember, 12 Uhr, beim Wissenschaftsrat die Aufnahme in den Reigen der künftigen Exzellenz-Universitäten beantragen. Uni-Rektor Professor Michael Hoch macht keinen Hehl daraus, dass er diese Möglichkeit nutzen würde. Schon im April muss er eine entsprechende Absichtserklärung abgeben.

Als Förderkriterien bezeichnet die DFG sowohl bisherige herausragende wissenschaftliche und institutionelle Leistungen im internationalen Maßstab als auch die aufgezeigten Entwicklungsper-spektiven und das Selbstkonzept der Universität. „Erwartet wird eine Auseinandersetzung mit Stärken und Schwächen in allen relevanten Leistungsdimensionen“, heißt es in der gemeinsamen Ausschreibung der DFG und des Wissenschaftsrates.

Im Frühjahr 2019 sollen die Anträge dann vor Ort begutachtet werden. Geld gibt es für die maximal elf erfolgreichen Hochschulen und Hochschulverbünde dann ab November 2019. Vorgesehen sind Fördersummen von 10 bis 15 Millionen Euro im Jahr für konkrete Forschungsprojekte – und das ebenfalls für zunächst sieben Jahre mit der Perspektive einer dauerhaften Verstetigung.

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