Wissenschaftsförderung Universität Bonn will "Exzellenz-Hochschule" werden

Bonn · Der Universität Bonn steht am 19. Juli die Kür zur Exzellenzuniversität ins Haus – und damit die Rückkehr in die Spitzengruppe. Auch die Stadt Bonn würde dadurch erheblich gestärkt werden.

Noch knallen nicht die Korken, aber der Sekt dürfte bereits kalt gestellt sein. Mit freudiger Spannung erwartet die Universität Bonn ihre Aufnahme in den illustren Reigen der von Bund und Ländern geförderten deutscher „Exzellenz-Hochschulen“. Am Nachmittag des Freitag, 19. Juli, wollen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat (WR) nur wenige Kilometer Luftlinie vom Kurfürstlichen Schloss entfernt im Wissenschaftszentrum Bonn bekannt geben, welche Universitäten künftig diesen Ehrentitel tragen dürfen.

Im Rennen sind neben Bonn noch 18 weitere Hochschulen oder Hochschulverbünde. Es sind dies die Rheinisch-Westfälische Technische Universität Aachen (RWTH), die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Braunschweig, die Technische Universität Dresden, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Universität Hamburg, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Universitäten Köln und Konstanz, die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität München, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, die Universität Stuttgart, die Eberhard Karls Universität Tübingen sowie der Verbund von Freier Universität, Humboldt-Universität und Technischer Universität Berlin und der Verbund von Leibniz Universität und Medizinischer Hochschule Hannover.

Die Hochschulleitung schweigt höflich

Dass Bonn unter diesen 19 Nominierten nun erstmals in den Reigen der elf „Exzellenten“ aufrückt, gilt als nahezu sicher, auch wenn die Hochschulleitung im Vorfeld der Entscheidung dazu höflich schweigt. Im September 2018 hatte die Friedrich-Wilhelms-Universität in der vorherigen Stufe des Wettbewerbs in einem beispiellosen Durchmarsch sechs von sieben ihrer beantragten Exzellenzcluster durchgebracht – mehr als jede andere Uni in Deutschland.

Darunter sind neben den bereits zuvor geförderten Mathematikern und Immunologen nun weitere Naturwissenschaftler, aber auch Ökonomen und Geisteswissenschaftler mit eigenen Clustern. Damit ist nicht nur die Grundvor-aussetzung für die nachfolgende Wettbewerbsstufe – mindestens zwei erfolgreiche Clusteranträge – deutlich übererfüllt. Die Auswahlkommission würde ihr eigenes Urteil auch vollkommen unglaubwürdig machen, würde sie nach diesem herausragenden Votum der Universität Bonn jetzt den Spitzentitel „Exzellenz-Uni“ verwehren. Schließlich soll es nun um eine langfristige Forschungsstrategie der Hochschule gehen, die sich in den Cluster-Konzepten fulminant wiederfindet.

Für die Bonner Hochschule und ihren Rektor Professor Michael Hoch bedeutet das nicht nur einen erheblichen Ansehensgewinn. Mit dem Titel lässt sich national und international punkten. Die Förderung spült aber vor allem immense Geldbeträge für Forschungsvorhaben in die Hochschulkasse. Jedes Forschungs-cluster wird seit Anfang 2019 bereits mit Beträgen von sieben bis acht Millionen Euro jährlich gefördert – sieben Jahre lang. Als Exzellenz-Uni könnte Bonn zusätzlich künftig mit weiteren zehn bis 15 Millionen Euro Förderung im Jahr für konkrete Forschungsprojekte rechnen und damit auch Fächer fördern, die bislang kaum von dem clustergebundenen Geldregen profitieren. Ein Wermutstropfen für die vom Sanierungsstau gebeutelte Hochschule ist allerdings: Für allgemeine Infrastrukturmaßnahmen oder den laufenden Betrieb dürfen die Zuwendungen nicht verwendet werden.

In den letzten Jahren gab es eine Transformationsphase

Der sehr wahrscheinliche Erfolg in der nunmehr dritten Exzellenz-Runde ist aber auch der äußerliche Beleg für die Transformation, die die traditionsreiche Bonner Hochschule in den vergangenen Jahren durchlaufen hat. Traditionell stark in den Geistes- und Rechtswissenschaften, hatte sie sich in den Nachkriegsjahrzehnten als Elitenschmiede und Beratungsinstanz der Bundesregierung etabliert und verstanden: „Wer hier lehrte, war politisiert. Wer hier studierte, suchte nach der Nähe der Politik. Einflussreich, forschungsstark, so war das Selbstbild der Universität“, fasste es kürzlich der Hochschul-Experte Jan-Martin Wiarda in der „Zeit“ zusammen.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Uni sich – gruppiert um den Kern ihrer Spitzenforscher im Bereich der Mathematik – auf ihre naturwissenschaftlichen Kompetenzen rückbesonnen und diese konsequent ausgebaut. Die Campus-Neubauten in Poppelsdorf und Endenich sowie der rasante Ausbau des Universitätsklinikums auf dem Venusberg sind dafür die sichtbaren Beweise. Mit dieser Fokussierung habe das Führungsteam um Rektor Hoch bei der auf Großforschungsverbünde ausgelegten Exzellenz-Strategie nun endlich punkten können, glaubt Wiarda.

Nicht nur die Uni, auch die Stadt würde erheblich gestärkt

Nicht nur die Hochschule, sondern auch Bonn als internationaler Wissenschaftsstandort wird mit dieser Entwicklung erheblich gestärkt, so glauben Insider. Schließlich soll die Exzellenz-Förderung nach dem Willen des Bundes nach einer Überprüfung im Jahr 2026 verstetigt werden. Sowohl die Finanzspritzen wie auch der Imagegewinn dürften Skaleneffekte auslösen. Schließlich locken Spitzenforscher wieder andere Spitzenforscher und Nachwuchswissenschaftler an, die Bonn mit weiteren Ausgründungen und Ansiedlungen dauerhaft als Standort der Spitzenforschung in Westdeutschland etablieren.

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