Exzellenz-Universität Was die Uni Bonn mit den Fördermillionen plant

Bonn · Die Uni Bonn darf sich als Exzellenz-Universität über mehr Geld freuen. Unter anderem will die Hochschule mit den Fördermillionen 26 neue Professuren finanzieren - und die Stadt will eine eigene Task-Force Wissenschaft beisteuern.

Diverse Herren im besten Alter – das Podium beim Pressegespräch am ersten Werktag nach der Beförderung der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in den erlauchten Kreis der „Exzellenten“ spricht Bände. Nachwuchs- und insbesondere Frauenförderung werde einer der Schwerpunkte in der Nutzung der jetzt zugesprochenen Fördermillionen sein, verspricht dann am Montagmittag auch Uni-Rektor Michael Hoch. Kurz bevor er selbst und viele weitere leitende Köpfe der Hochschule in den mit Sicherheit verdienten Sommerurlaub gehen, skizzieren sie etwas konkreter, was die Exzellenz-Förderung der Uni in den kommenden sieben Jahren bringen wird.

Vor allem werde die Universität in drei Förderlinien neue Professuren mit zum Teil völlig neuem Zuschnitt besetzen, erläutert Hoch. Nachdem in der ersten Stufe des Exzellenz-Wettbewerbs mit den sechs Forschungsclustern konkrete Forschungsfelder definiert und gefördert wurden, sollen diese neuen Stellen die gesamte Hochschule nach vorne bringen.

In einer Zeit des technologischen und gesellschaftlichen Umbruchs sollen sich sechs neue Heinrich-Hertz-Professoren oder -Professorinnen mit Zukunftsthemen befassen, die jetzt noch gar nicht bekannt sind. Insgesamt 4,2 Millionen Euro möchte die Hochschule in dieses Programm investieren. Forschungs- und Entwicklungstrends könnten so – das ist die Hoffnung – schneller in den Forschungs- und Lehrbetrieb eingebracht werden als gewöhnlich und der Uni somit eine Pole Position bei der Beschäftigung mit ihnen verschaffen.

Zehn Professuren sind nach dem Philosophen Friedrich Schlegel benannt. Sie sollen mit international führenden Köpfen besetzt werden, um beständige Kontakte zu den Spitzenuniversitäten weltweit zu knüpfen. Zehn weitere nach dem Astronomen Friedrich Wilhelm Argelander benannte Professuren sollen mit vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlern besetzt werden. Alle neuen Hochschullehrer werden weiteres Personal benötigen und – so hofft Rektor Hoch – bei der Einwerbung zusätzlicher Drittmittel und Sonderforschungsbereiche mithelfen.

Tatsächlich werde der Personalaufwuchs aber wohl etwas geringer ausfallen als beantragt, schränkt Uni-Kanzler Frank Gottschalk etwas ein. Nach seiner Berechnung kann die Uni mit jährlichen Zuwendungen von zwölf Millionen Euro statt der maximal avisierten 15 Millionen rechnen. „Wir werden sehen, wo wir dann bei den geplanten Maßnahmen kürzen müssen“, sagt Gottschalk; im Gesamtetat der Universität von rund 600 Millionen Euro jährlich machen die zwölf zusätzlichen Fördermillionen künftig rund zwei Prozent der Einnahmen aus.

„Eigentlich ist die ganze Stadt ein Campus“

Trotzdem sehen alle Anwesenden das Ergebnis vom Freitag als den Startschuss einer neuen inte-gralen Hochschulentwicklung, die die gesamte Stadt erfassen soll. „Eigentlich ist die ganze Stadt ein Campus“ schwärmt Hoch – und in der „kleinen Großstadt“ Bonn einer mit kurzen Wegen obendrein. Im „siebten Himmel“ sei man bereits, erklärt der Vorsitzende der Fakultätskonferenz, Professor Peter Stehle. Nun lockten die Sterne.

Man sei – ohne dies eigentlich nötig zu haben – der eigenen Stärke versichert worden und nun dort, wo man hingehöre: an der Spitze, sagt auch der Senatsvorsitzende Professor Rainer Hüttemann. Doch müsse Bonn mittel- bis langfristig nicht nur mit Berlin oder München konkurrieren, sondern mit Cambridge und Oxford.

Die Stadt und die Universität – immerhin einer der größten Arbeitgeber der Region – müssten deshalb noch besser kooperieren. Dies werde der Region noch mehr zugutekommen, wenn heute große Arbeitgeber – und der Steuerexperte spielt damit offenbar auf die Bundesministerien an – in 15 Jahren nicht mehr hier vertreten seien.

Als Themenfelder benennt Rektor Hoch die Verkehrswege zwischen den Uni-Standorten, neuen Wohnraum für mehr Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter, internationale Schulen und Kitas sowie hochwertige Angebote in Sport und Kultur. Hüttemann ergänzt die Wunschliste um mehr und bessere Freizeitangebote für junge Menschen vor der Familiengründung. Da gebe es in Bonn Defizite.

Ein Ball, den Oberbürgermeister Ashok Sridharan gerne aufnimmt. Auf der Pressekonferenz kündigt er die Gründung einer Task-Force Wissenschaft an. Darin will er Vertreter aller relevanten Forschungseinrichtungen versammeln und sich als zuständiger Dezernent auch selbst engagieren, so kündigt er an. Weitere Anregung des OB: Das Viktoria-Karree könne zu einem Ort studentischen Lebens entwickelt werden. Zu seiner Studienzeit in Bonn habe es tatsächlich mehr Angebote gegeben.

Auch wenn die Universität sich bereits mit dem Sommerfest oder dem Dies academicus der Stadtgesellschaft öffne, wolle man sich mit Seminaren, Workshops und intensiverer Kommunikation nach innen und außen weiter öffnen, verspricht Rainer Hüttemann. Er kann sich beispielsweise vorstellen, dass das Land die verstreuten Sammlungen der Uni-Museen an einem attraktiven Standort zusammenzieht und so auffälliger macht. Und Hoch verspricht: Ohnehin sei der Ehrentitel für die Hochschule Anlass genug, in Düsseldorf die beschleunigte Sanierung der Uni-Liegenschaften anzuregen.

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