Forscher aus Bonn Biologe Alexander Ziegler war auf der Beringsee

Bonn · Der Biologe Alexander Ziegler sitzt normalerweise täglich vor dem Computer. Im Sommer hat er allerdings eine spannende Expedition in die Beringsee absolviert und viele interessante Entdeckungen gemacht.

 Zweieinhalb Monate war das Forschungsschiff „Sonne“ die (berufliche) Heimat des Bonner Forschers Alexander Ziegler.

Zweieinhalb Monate war das Forschungsschiff „Sonne“ die (berufliche) Heimat des Bonner Forschers Alexander Ziegler.

Foto: Ziegler

Wenn Alexander Ziegler an den vergangenen Sommer zurückdenkt, dann spielen sich in seinem Kopf ganz andere Szenen ab als bei den meisten von uns. „Neblig war es“, sagt Ziegler. „Und grau. Der Himmel, die Landschaft, das Wasser – es war einfach alles grau.“ Zweieinhalb Monate lang ist der Bonner Evolutionsbiologe mit dem Forschungsschiff „Sonne“ kreuz und quer über den Nordpazifik gefahren.

Während sich vor dem Bullauge seiner Kajüte grauer Horizont mit den grauen Landstrichen Kamtschatkas, einer Halbinsel im ostasiatischen Teil Russlands, abwechselte, war Ziegler auf der Jagd nach Tiefsee-Organismen vom Grund des Meeres. Denn so monoton die Erdoberfläche im eisigen Norden des Planeten ist, so vielfältig ist seine Unterwasserwelt. Ziegler glaubt sogar, auf seiner Reise eine neue Art des sogenannten Dumbo-Oktopus, benannt nach großen „Flügeln“ an dessen Kopf, entdeckt zu haben.

Ein solches Exemplar steht nun in einem gut verschlossenen Plastik-Fass und eingelegt in Alkohol in Zieglers Büro in Endenich. Der Wissenschaftler forscht am Institut für Evolutionsbiologie und Zooökologie der Universität Bonn. Er wird nun ein 3 D-Modell des Tintenfischs erstellen, um es am Computer aus allen Perspektiven betrachten zu können. „So müssen wir nicht ein weiteres Tier töten, wenn wir dieses hier auseinandergenommen haben“, sagt Ziegler.

Und auch nicht noch einmal solch eine Fahrt auf sich nehmen, möchte man als Bewohner gemäßigter Gefilde hinzufügen. Ziegler jedoch sieht das anders. Er war gern auf der „Sonne“ unterwegs. Natürlich sei es anstrengend gewesen, und einige Einschränkungen müsse man schon hinnehmen. „Für Leute, die nicht gern außergewöhnliche Sachen machen, ist das nichts.“ Wem es auf einer gemütlichen Couch am besten gefalle, der sei auf einem Forschungsschiff falsch.

Beringsee ein „außergewöhnliches, cooles Habitat“

Doch biete so eine Fahrt auch einzigartige Möglichkeiten: „Man erhält Zugang zu Weltregionen, in die man normalerweise nie kommen würde“, sagt Ziegler. Manch einer würde die Beringsee vielleicht als unwirtlichen, gar lebensfeindlichen Ort beschreiben. Für den Biologen Ziegler ist sie ein „außergewöhnliches, cooles Habitat“. Geärgert hat ihn einzig und allein, dass er auf der Meeresoberfläche gefangen war – denn das wirklich Spannende spiele sich ja unter Wasser ab.

Ziegler hat sich mit der Reise einen Traum erfüllt. Zwei Dinge gibt es, die er als Wissenschaftler schon immer mal machen wollte: In die Antarktis reisen und auf einem Forschungsschiff mitfahren. Die Expedition hat für Ziegler alles gehalten, was sie versprochen hatte. Zwar ist der 40-jährige kein Mann der überschwänglichen Gesten und großen Worte. Doch auch in seinen nüchternen, gelassenen Erzählungen von der Zeit auf dem Schiff spürt man die Begeisterung über das Erlebte.

Da fällt es schwer zu glauben, dass Ziegler im Alltag einen ganz normalen Bürojob hat. Tatsächlich verbringe er rund 90 Prozent seiner Zeit am Computer, sagt der Biologe. Bis zu 12 Stunden am Tag untersucht er Lebensformen wie den Dumbo-Oktopus in 3 D-Modellen. Dabei nutzt er Proben, die von anderen Wissenschaftlern und oft schon vor Jahren gesammelt wurden. Umso verlockender war es daher für ihn, nun selbst einmal das Material zu bergen.

Biologie ist seine Leidenschaft

Ziegler ist anzusehen, dass sich sein Forscherdrang nicht immer mit der auf die Dauer wohl etwas ermüdenden analytischen Arbeit im Institut vereinbaren lässt. Der Biologe will kein intellektueller Schreibtischtäter sein, sondern selbst mit anpacken. Nichtsdestotrotz sei die Biologie seine Leidenschaft, auch die wissenschaftliche Arbeit am Computer mache ihm Spaß, sagt Ziegler. Selbst angesichts seiner 80-Stunden-Woche könne man nicht von einer Belastung sprechen. „Schließlich mache ich das ja gerne.“

Die Arbeit wird wohl nicht weniger werden: Der Dumbo-Oktopus ist nur eine von 1500 Einzelproben, die Ziegler vom Meeresboden mitgebracht hat. Er wird nur einen Bruchteil davon selbst analysieren, den Rest übernehmen Kollegen aus ganz Deutschland. Dennoch wird die Auswertung wohl an die 50 Jahre dauern, so viel Material ist zusammengekommen.

Der Biologe kann also auf eine sehr erfolgreiche Fahrt zurückblicken. Nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für sich persönlich. Zieglers To-do-Liste ist nun ein Stück kürzer geworden. Die Antarktis wird geduldig auf ihn warten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Hilfe für Start-ups aus der Hochschule
Wenn Forschende und Studierende zu Gründern werden wollen Hilfe für Start-ups aus der Hochschule
Zum Thema
Toptennis in Troisdorf
Begeisterung für ATP-Challengerturnier Toptennis in Troisdorf
Aus dem Ressort