Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 250.000 Euro für Biomedizin-Start-Up

Bonn · Alexandra Ehl und David Frommholz überzeugen das Wissenschaftsministerium und wollen ihre eigene Firma gründen. Von ihrem Konzept sind sie überzeugt: Es geht um ein weiterentwickeltes Verfahren zur Gewinnung von Biomolekülen.

 Alexandra Ehl und David Frommholz bereiten sich auf die Selbstständigkeit vor. FOTO: TRITSCHLER

Alexandra Ehl und David Frommholz bereiten sich auf die Selbstständigkeit vor. FOTO: TRITSCHLER

Foto: Eva Tritschler

Es war ein großer Sieg für Alexandra Ehl und David Frommholz: Mit ihrem Projekt „CP – the effortless purification“ gewannen die beiden Wissenschaftler den Gründerwettbewerb „Start-Up Hochschulausgründung“ des Landesministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Belohnt werden sie mit rund 250 000 Euro aus öffentlichen Mitteln.

Ehl und Frommholz verschafft das die Möglichkeit, sich mit ihrem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen. Die beiden haben Großes vor: Es geht ihnen um nicht weniger als eine weltweite Revolution im Bereich der Biomedizin. Gelingen soll das mit Hilfe eines von ihnen weiterentwickelten Verfahrens zur Gewinnung von Biomolekülen. Bei dieser Methode, unwissenschaftlich „Aufreinigung“ genannt, werden Proteine von anderen Stoffen, die ihnen im natürlichen Zustand anhaften, getrennt, so dass sie anschließend isoliert erforscht oder zu medizinischen Zwecken verwendet werden können.

„Den Prozess kann man sich wie eine umgekehrte Kaffeefilterung vorstellen“, sagt David Frommholz, der die Idee für die Verbesserung der Methode hatte. Durch einen Filter wird chromatographisches Material – in diesem Vorgang gewissermaßen der Abfall – aus einem Stoffgemisch herausgesiebt, bis nur noch die gewünschten Biomoleküle im Filter verblieben sind. Mit diesen kann dann gearbeitet werden.

Der Vorgang ist Grundlage jeder auf Biomolekülen beruhenden Behandlung. Deswegen sind Ehl und Frommholz zuversichtlich, mit ihrer Methode auch wirtschaftlich erfolgreich sein zu können. Unternehmerisches Vorbild der beiden ist Qiagen, eine 1984 von einem Wissenschaftlerteam der Uni Düsseldorf gegründete Firma, die heute rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt und weltweit mehr als eine Milliarde Dollar jährlich umsetzt.

Bis hin zu einem derartigen Erfolg ist es natürlich noch ein weiter Weg. Doch die beiden Wissenschaftler glauben fest an ihre Idee. Besonders großes Potenzial sehen sie in der Verwendung ihrer Methode zur Gewinnung von Antikörpern. Ehl und Frommholz wollen das Verfahren um bis zu 50 Prozent beschleunigen können. Außerdem hätten sie das chromatographische Material weiterentwickelt, so dass es bis zu uehn Mal häufiger wiederverwendet werden könne. So würden Zeit und Geld gespart.

Die Idee für das Projekt kam Frommholz während seiner Doktorarbeit, als er selbst eine Biomolekülseparation durchführen musste. Von dem großen Zeitaufwand war er genervt: „Der Prozess erfordert nicht viel Arbeit, dauert aber furchtbar lange. Man sitzt viel daneben und sieht zu, ohne etwas tun zu können. Da fängt man einfach an zu überlegen, wie man das schneller und effektiver gestalten könnte.“

Aus diesem Gedanken wird nun ein ganzes Unternehmen hervorgehen. Ein Jahr wollen Ehl und Frommholz noch in die Ausentwicklung ihres Verfahrens und unternehmerische Vorbereitungen investieren. Im Sommer nächsten Jahres wollen sie sich dann selbstständig machen. Eine große Umstellung für die beiden Biologen: „Die Führung eines Unternehmens ist für uns Neuland. Mit dem Erstellen eines Businessplans für den Wettbewerb haben wir uns schwer getan, das war learning by doing“, sagt Frommholz. Für die Gründung werden die Bonner Forscher deswegen einen externen Unternehmensberater hinzuziehen.

Anschließend soll das Projekt schnell profitabel werden: Ab 2020 wollen Ehl und Frommholz schwarze Zahlen schreiben. Die größte Hürde für die Bonner Forscher sei dabei die Präsentation des eigenen Produkts, sagt Frommholz augenzwinkernd. „Als Naturwissenschaftler hat man es nicht so mit dem Dickauftragen. Man präsentiert lieber Zahlen und Fakten. Aber um Kapitalgeber zu gewinnen, muss man natürlich euphorischer auftreten.“

Ein Jahr bleibt den beiden Gründern, um an ihren Präsentationen zu arbeiten. Dann werden sie beweisen müssen, dass ihre Methode der Biomolekültrennung tatsächlich besser ist als die der Konkurrenz. Sollten sie Recht haben, könnte ihr Traum vom internationalen Unternehmen Realität werden.

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