Islamic Banking Zinsen verboten

FRANKFURT · Islamische Banken sind unabhängig von der aktuellen Geldpolitik. Sie verdienen ihr Geld mit Investitionen statt mit Zinsen.

 Die islamische KT Bank mit Hauptsitz in Frankfurt betreibt demnächst auch eine Filiale in Köln.

Die islamische KT Bank mit Hauptsitz in Frankfurt betreibt demnächst auch eine Filiale in Köln.

Foto: picture alliance / dpa

Die Null- und Negativzinsen machen den Banken und Sparkassen schwer zu schaffen. Islamische Banken kennen keinen Zins. Und leben doch. Aber niemand nimmt sie als Vorbild, um ein vergleichbares Geschäftsmodell zu erwägen.

Dabei drängt die Bankenaufsicht Bafin die Branche, sich was Neues einfallen zu lassen. „Wie muss ein Geschäftsmodell beschaffen sein in einer Welt, in der der klassische Zinsertrag nur noch eine untergeordnete Rolle spielt“, fragt Felix Hufeld, der Präsident der Bafin. Über kurz oder lang müssten die Banken wohl eine Antwort darauf finden. Auf bald steigende Zinsen zu setzen, dürfte keine Hilfe sein. Banken, die schariagerechte Finanzprodukte anbieten, kann das egal sein.

In ihrer Kultur ist der Zins verboten. „Islamische Banken investieren in Realwirtschaft und spekulieren nicht“, erklärt Kemal Ozan den wichtigsten Unterschied zwischen konventionellem und islamischem Bankgeschäft. Ozan ist Vorstandschef der in Frankfurt ansässigen KT Bank AG, der ersten in Deutschland und in der Eurozone zugelassenen islamischen Bank. Seit gut einem Jahr verfügt sie über eine Banklizenz in Deutschland und damit in der Eurozone, betreibt Filialen in Mannheim, Berlin und demnächst auch in Köln.

Sie ist eine 100-prozentige Tochter der Kuveyt Türk Katılım Bankası A.SŞ. (Kuveyt Türk Beteiligungsbank) in Istanbul. Die Bafin hatte die Lizenz erteilt und im letzten Jahresbericht das allgemeine Zinsverbot, die Riba, im islamischen Bankenwesen erklärt: „Demnach darf eine solche Bank weder ihren Kunden für deren Geldanlage Zinsen zahlen noch bei Finanzierungsgeschäften Zinsen erheben.“

Geld darf nach Sure 2, Vers 278 des Korans nicht mit Geld verdient werden. Spekulation ist untersagt, schon weil sie dem Glücksspiel nahekommt. Natürlich müssen auch islamische Banken ihre Kosten decken. Sie verdienen ihr Geld anders, im Wesentlichen mit dem Handel mit Produkten oder mit einer Investition. Beim Autokauf etwa kauft die Bank das Auto selbst. Und gibt es dann mit einem vereinbarten Gewinnaufschlag an den Kunden weiter.

Der Kunde zahlt den Preis dann in Raten an die Bank zurück. In der Immobilienfinanzierung hat sich eine Methode gefunden, die Bank und Bauwillige zu gemeinsamen Investoren macht und das Zinsverbot somit befolgt.

Das sind „Handelsfinanzierungen“, die sind erlaubt. Zugelassen sind auch Vermietungen und Leasinggeschäfte. Weit verbreitet ist der Kauf von Aktien. Denn Dividenden gelten nicht als Zinsen, weil es darauf keinen einklagbaren Anspruch gibt. Damit ist die Vorstellung erfüllt, Geld dürfe sich nicht aus sich selbst heraus vermehren.

Zur Vorgabe des islamischen Rechts gehöre eben, so Matthias Casper, Professor für Kapitalmarktrecht in der Universität Münster, „dass Sie, um Gewinne zu erzielen, ein unternehmerisches Risiko übernehmen.“ Das habe zur Folge, dass im Grundsatz nur dann Erträge anfallen, wenn Gewinn erwirtschaftet werde. Luftnummern wie in der Finanzkrise 2008 sind also untersagt. Islamische Banken sind denn auch gut durch diese Krise gekommen.

Dennoch wollen hiesige Kreditinstitute deren Geschäftsmodell nicht nachahmen. Fragen, ob das geplant sei, treffen auf Antworten wie: „Meine Fachleute sind blank.“ Die Sparkassen fühlen sich wohl damit, rund hundert Milliarden Euro mehr Spargelder zu haben als sie als Kredit vergeben können. So blieben sie liquide. Sicher, der Zinsüberschuss von gut 23 Milliarden Euro werde sinken, der Provisionsüberschuss von knapp sieben Milliarden Euro könne auch nicht so schnell steigen.

Die Kosten müssten runter, würden gleichwohl steigen: Man werde bald nicht mehr 64,3 Cent aufwenden müssen, um einen Euro zu verdienen, sondern 70 Cent. Aber man werde weiter verdienen. Im Übrigen haben viele der klassischen hiesigen Institute gemerkt, dass auch muslimische Kunden die klassischen Produkte annähmen. Versuche, dieser Kundschaft islamische Bankprodukte anzubieten, hat es gegeben. Wirklich gelohnt und durchgesetzt haben sie sich in hiesigen Banken nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort