Geländewagen Zahl der SUV in deutschen Städten steigt drastisch

Berlin · Geländewagen erfreuen sich ungebremster Beliebtheit: 2017 gab es 112 Prozent mehr Zulassungen von Sport Utility Vehicles (SUV) als noch 2013. Sie verbrauchen mehr Kraftstoff und stoßen mehr CO2 und gesundheitsschädliche Stickoxide aus als andere Autos.

Trotz ihres höheren Spritverbrauchs und der wachsenden Luft- und Parkprobleme in vielen deutschen Städten bleiben die höher gelegten, breiteren und schwereren SUV und Geländewagen ein Renner: Die Anzahl der Neuzulassungen der Sport Utility Vehicles (SUV) in Deutschland ist zwischen 2013 und 2017 von um 112 Prozent in die Höhe geschnellt – von rund 246.000 Wagen pro Jahr auf 521.700. Auch bei den übrigen Geländewagen betrug das Wachstum 37 Prozent. Insgesamt stiegen die Pkw-Neuzulassungen aber nur um 17 Prozent. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Auch die neueren SUV und Geländewagen mit Verbrennungsmotoren verbrauchen mehr Kraftstoff und stoßen auch mehr CO2 und gesundheitsschädliche Stickoxide aus als durchschnittliche neue Pkw. Neue SUV geben der Antwort zufolge im Schnitt 133 Gramm CO2 pro Kilometer ab, bei den Geländewagen sind es sogar 159,2 Gramm. Der Durchschnittsneuwagen kommt dagegen in Deutschland derzeit auf 127,9 Gramm. Die jährliche Fahrleistung von SUV und Geländewagen liege mit rund 16.000 Kilometern höher als bei anderen Segmenten, wo sie 14.000 Kilometer betrage, so das Ministerium. Die Zahl der Unfälle mit SUV und Geländewagen habe sich seit 2011 mehr als verdoppelt, während sie in allen anderen Segmenten gesunken sei.

Trotz dieser Nachteile erfreuen sich SUV und Geländewagen einer ungebremsten Beliebtheit, wie aus den Zahlen der Bundesregierung hervorgeht. Ihr Anteil an allen Neuzulassungen lag 2017 bereits bei knapp 24 Prozent, während er 2013 erst 15,7 Prozent betrug. Der VW Tiguan habe im vergangenen Jahr Platz drei aller Neuzulassungen eingenommen.

Ältere schätzen den höheren Einstieg bei SUV

„Der SUV ist höher, deshalb ermöglicht es einen bequemeren Einstieg, was vor allem Ältere schätzen. Er gibt mehr Übersicht über die Straße, außerdem steigt das subjektive Gefühl von Sicherheit“, erklärte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Er prognostizierte ein weiteres Wachstum vor allem bei kleineren, kompakten SUV. In der Schweiz liege der Marktanteil der höher gelegten Autos bereits bei 40 Prozent, in den USA bei 50 Prozent.

Da SUV mehr Platz benötigten als andere Pkw und den ökologischen Anforderungen weniger genügten, müssten Politik und Hersteller Konsequenzen ziehen. „Es bringt aber nichts, die SUV zu verbieten“, so Dudenhöffer. Statt dessen müssten die Anstrengungen forciert werden, mehr Elektro-SUV zu bauen. Doch gibt es hier offenbar technische Probleme: Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ kommt es bei der Auslieferung des neuen Elektro-SUV e-tron von Audi wegen Software-Problemen zu Verzögerungen. Dudenhöffer sprach sich für ein politisches Umsteuern aus, um die Nachfrage auf ökologischere Fahrzeuge umzulenken. „Die steuerliche Privilegierung des Dieselkraftstoffs gehört abgeschafft“, forderte er. „Zudem könnten Städte für breitere SUV höhere Parkgebühren verlangen“, so Dudenhöffer.

Grüne kritisieren „Klimakiller“und „Spritschlucker“

„Der Verkehrsbereich ist das klimapolitische Sorgenkind“, sagte Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Kühn. Da die Bundesregierung ambitioniertere europäische CO2-Einsparziele blockiert habe, „werden die Autohersteller weiter schwere Spritschlucker bauen, anstatt mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen. Autohersteller, die ihre Angebote auf solche Klimakiller ausrichten, torpedieren den Klimaschutz“, so Kühn. „Die Bundesregierung muss Anreize für kompakte und sparsamere Autos setzen. Wir brauchen eine Kfz-Steuer, die Spritsparer fördert“, forderte er. Bei der Dienstwagenbesteuerung müsse eine CO2-Komponente eingefügt werden, damit emissionsärmere Autos bevorzugt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort