Kommentar zur Reform für Apotheken Weg zur Lösung

Meinung | Bonn · Das aktuelle Vergütungssystem hilft nicht, die lückenhafte Arzneimittelversorgung auf dem Land zu beheben. Der Versandhandel kann helfen, das Problem zu beheben, glaubt GA-Redakteurin Ulla Thiede.

Von „Apothekerpreisen“ ist die Rede, wenn Waren, die man gewöhnlich günstiger bekommt, sehr teuer angeboten werden. Das geflügelte Wort gibt es nicht grundlos in der deutschen Sprache: Hierzulande garantiert der Gesetzgeber die Vergütung der Apotheken bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente. Das System soll dafür sorgen, dass es in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln gibt.

Besonders marktwirtschaftlich ist das nicht. Vor allem hat der Kunde keinen Anreiz, sich seine Apotheke nach preislichen Kriterien auszusuchen. Wäre da nicht der Versandhandel mit Medikamenten: Seitdem der Europäische Gerichtshof vor zwei Jahren ausländischen Online-Apotheken erlaubte, Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel zu geben, hat ein vorsichtiger Preiswettbewerb begonnen. Allerdings haben nun die deutschen Versandapotheken das Nachsehen. Denn bisher dürfen sie keine Preisnachlässe gewähren.

Es ist richtig, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) von einem kompletten Verbot des Onlineverkaufs von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln absehen will, obwohl es die Union im Koalitionsvertrag im Frühjahr noch durchgedrückt hatte. Das aktuelle Vergütungssystem hilft nämlich nicht, die lückenhafte Arzneimittelversorgung auf dem Land zu beheben. Stattdessen trägt es dazu bei, dass sich die Apotheken in den Städten knubbeln, weil sich hier gut Geld verdienen lässt. Die Probleme auf dem Land löst der Versandhandel nicht allein. Aber er ist ein Baustein einer größeren Reform.

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