Nach Abgasskandal VW setzt weiter auf Diesel und Benziner

Berlin · Dem Abgasskandal zum Trotz setzt VW auch in Zukunft auf die Entwicklung von Autos mit Benzin- oder Dieselmotor. Bei der Bilanzpräsentation verteidigte VW-Chef Matthias Müller den Diesel.

 Mit diesem Pkw im Container wirbt ein Bonner Autohaus für seine Umweltprämie.

Mit diesem Pkw im Container wirbt ein Bonner Autohaus für seine Umweltprämie.

Foto: Benjamin Westhoff

Für die Vorstellung der Rekordbilanz waren VW-Chef Matthias Müller die angestammten Räume am Sitz in Wolfsburg wohl zu klein. Diesmal präsentierte der Vorstand die Bilanz in der Hauptstadtrepräsentanz des Konzerns am Boulevard Unter den Linden in Berlin. „In der Stadt, in der auch viele der gesellschaftlichen Debatten rund um unser großes Zukunftsthema nachhaltige Mobilität zusammenlaufen“, begründete Müller die Ortswahl.

Der Konzern mit seinen neun Automarken und einer Lkw-Sparte hat sich für die Öko-Zukunft einiges vorgenommen. 34 Milliarden Euro investiert VW in den kommenden vier Jahren in alternative Antriebe und in Mobilitätsdienste oder das autonome Fahren. Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts rechnet Müller mit einer Jahresproduktion von drei Millionen E-Mobilen. 50 rein elektrische Modelle und 30 Hybride will der Konzern auf den Markt bringen. Heute sind es zusammengenommen acht Modelle.

Bescheidene Zuwachsraten bei Elektromobilen

In diesem Jahr wird Audi ein vollelektrisches Fahrzeug mit einer Reichweite von 500 Kilometern vorstellen. Der erste Öko-Porsche folgt 2019. „Wir spüren, dass die Nachfrage wächst“, sagte Müller. Allerdings seien die Stückzahlen trotz guter Zuwachsraten noch bescheiden. Das soll sich mit der nächsten Generation von E-Mobilen ändern. Die wichtigste Komponente, die Batterien, will VW nicht selbst herstellen, sondern vorerst zukaufen, auch wenn Zellforschung aufgebaut wird.

Das Bekenntnis zur Elektromobilität relativiert sich mit Blick auf die anderen Investitionen bei VW. Mit rund 90 Milliarden Euro investieren die Wolfsburger in den kommenden Jahren fast drei Mal so viel Geld in die Fortentwicklung von Diesel- und Benzinmotoren. So sollen die Autos sauberer werden und weniger verbrauchen. „Auch deshalb hoffe ich, dass der Diesel bis dahin nicht endgültig totgeredet worden ist“, sagte Müller. Für den Klimaschutz sei die Technologie Teil der Lösung, nicht das Problem.

Von Entschädigungen für Kunden, die ein Auto mit manipulierter Software gekauft haben, will VW weiterhin nichts wissen. Vier Millionen Fahrzeuge habe das Unternehmen freiwillig mit einer neuen Software ausgestattet, 160 000 Kunden zu einem Umstieg auf ein modernes neues Modell bewegt, und dies mit einer Umweltprämie unterstützt. Außerdem beteilige sich der Konzern am Fonds der Bundesregierung, der Maßnahmen zur schnellen Luftverbesserung in den Kommunen finanziert. Mit den Folgen des Diesel-Skandals hat VW aber immer noch zu tun. Die Risiken daraus nehmen mehrere Seiten des Geschäftsberichts ein. 2017 kosteten Entschädigungen und andere Folgen des Fehlverhaltens noch einmal 3,2 Milliarden Euro, halb so viel wie im Jahr zuvor.

Gute Geschäfte in China

Aber diese Ausgaben kann sich das Unternehmen locker leisten. Fast elf Millionen Fahrzeuge verkauften die Wolfsburger weltweit, so viele wie noch nie. Im wichtigsten Markt China liefen die Geschäfte besonders gut. Mit gut 230 Milliarden Euro stiegen die Erlöse um mehr als sechs Prozent. „Damit haben wir einen neuen Rekordwert erzielt“, sagte Finanzvorstand Frank Witter. Am Ende blieb ein Gewinn von gut elf Milliarden Euro übrig. 2018 will der Konzern noch einmal eine Schippe drauflegen. Laut Müller erwartet VW ein weiteres Umsatzwachstum um bis zu fünf Prozent.

Vom guten Ergebnis profitieren die Vorstandsmitglieder erheblich. Müllers Vergütung stieg auf mehr als zehn Millionen Euro, der Gesamtvorstand kommt auf über 50 Millionen Euro. Das entspricht einem Zuwachs um mehr als zehn Millionen Euro. Die VW-Mitarbeiter können von solchen Summen nur träumen. Sie erhalten für den Geschäftsverlauf 4100 Euro extra.

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