US-Börsenaufsicht Twitter-Maulkorb für Elon Musk

Washington · Der Twitter-Beitrag, mit dem Tesla-Chef Elon Musk im August Anleger verunsicherte und die Börsen erschütterte, könnte als teuerste Kurzmitteilung aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

 Seine Anwälte gingen schnell auf die Einigung mit der Börsenaufsicht ein: Tesla-Chef Elon Musk.

Seine Anwälte gingen schnell auf die Einigung mit der Börsenaufsicht ein: Tesla-Chef Elon Musk.

Foto: AFP

Wegen irreführender Angaben über eine nur scheinbar bevorstehende Privatisierung des Elektroauto-Herstellers muss Musk für drei Jahre den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender räumen. Außerdem müssen der Multimilliardär, dem 22 Prozent des Unternehmens gehören, und Tesla jeweils 20 Millionen Dollar (rund 17 Millionen Euro) Geldbuße zahlen. Das hat die US-Börsenaufsicht SEC am Wochenende mit den Anwälten Musks ausgehandelt.

SEC-Vorsitzender Jay Clayton begründete das Strafpaket, das glimpflicher ausfiel als erwartet, so: „Wenn Unternehmen Erklärungen abgeben, müssen sie sich auf verantwortungsvolle Weise verhalten.“

Die vorher geäußerte Drohung der SEC, den 47-jährigen Musk von der Spitze des Unternehmens abzuziehen und dauerhaft von der Führung börsennotierter Unternehmen auszuschließen, ist damit vorläufig vom Tisch. Musk bleibt CEO. Allerdings muss er sich künftig mit einem neuen Vorsitzenden und zwei zusätzlichen Vertretern im Aufsichtsrat arrangieren. Sie sollen von unabhängiger Stelle entsandt werden.

Was den – ähnlich wie US-Präsident Donald Trump – für impulsive Meinungsäußerungen in sozialen Netzwerken bekannten Unternehmer am meisten wurmen wird, ist eine Art Twitter-Maulkorb.

Nach wenigen Tagen wurden Zweifel laut

Laut SEC muss Tesla einen Kontroll-Mechanismus einrichten, der Musks Beiträge für seine 22 Millionen Anhänger vorher auf Unbedenklichkeit überprüft; sofern sie den E-Mobil-Hersteller betreffen. Wie diese Art von Vorzensur aussehen soll, ist bisher laut Tesla noch nicht entschieden.

Mit dem „Deal“ zieht die SEC einen Schlussstrich unter die Eskapaden, die Musk Anfang August per Handy gestartet hatte. Er teilte damals via Twitter mit, dass er die Re-Privatisierung von Tesla erwäge. Die Finanzierung sei „gesichert“. Anteilseigner sollten 420 Dollar pro Aktie erhalten, was 20 Prozent über dem damaligen Wert bedeutete. Die Tesla-Aktie machte darauf einen Gewinnsprung von elf Prozent.

Nur wenige Tage später wurden erste Zweifel laut. Das Geschäft werde abgeschlossen, twitterte Musk, Partner sei der Staatsfonds Saudi-Arabiens. Allerdings brauche es noch Zeit, um das Finanzgerüst sicher zu machen. Zweieinhalb Wochen nach dem initialen Tweet stampfte Musk die Pläne ein. Für Tesla sei es „besser“, wenn man an der Börse notiert bleibe. In der ursprünglichen Klageschrift stellt die Börsenaufsicht fest, dass Musks Planspiele „falsch und irreführend“ gewesen seien. Es habe nie ernsthafte Gespräche über eine Privatisierung gegeben. Echte potenzielle Investoren? Fehlanzeige. Mit seiner Twitterei habe Musk den Tesla-Kurs künstlich in die Höhe getrieben, ein Fall von Betrug.

Die finanziellen Folgen für das notorisch gehypte wie fortwährend Minus machende Unternehmen sind beträchtlich. Der Börsenwert von Tesla sank von Anfang August bis heute von rund 65 Milliarden auf zuletzt 45,2 Milliarden Dollar. Der Kurs der Aktien steht bei 265 Dollar.

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