Ford verzichtet auf Werk in Mexiko Trumps Worte wirken sich schon aus

FLAT ROCK/KÖLN · Autobauer Ford verzichtet auf den Bau eines neuen Werks in Mexiko und weitet stattdessen seine Produktion in den USA aus. Trumps Drohung, Einfuhrsteuern auf Autos zu erheben, würde auch deutsche Hersteller treffen.

 Ford-Chef Mark Fields verkündete den Verzicht auf das Werk in Mexiko.

Ford-Chef Mark Fields verkündete den Verzicht auf das Werk in Mexiko.

Foto: AP

Ob Ford, General Motors oder Boeing – wenn Donald Trump Druck macht, geben selbst die größten US-Konzerne klein bei. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, seitdem der Immobilienmogul zum US-Präsidenten gewählt wurde. Auch wenn Ford-Chef Mark Fields sich alle Mühe gab, den Verzicht auf ein neues Werk in Mexiko nicht als Verbeugung vor Trump erscheinen zu lassen.

Die Nachfrage nach dem Ford Focus in Amerika sei nicht groß genug, um ein neues Werk für 1,6 Milliarden Dollar zu bauen, so Fields zur Begründung. Gebaut wird der Wagen dennoch in Mexiko, und zwar in einem existierenden Werk. Dadurch gibt es Platz für zwei neue Modelle in Werk Waine in Michigan, wo der Focus bislang produziert wird. 3500 Arbeitsplätze würde hier gesichert, in Werk Flat Rock, ebenfalls in Michigan, entstehen sogar 700 neue Stellen, wenn Ford hier 700 Millionen investiert, um E-Autos und autonom fahrende Autos zu produzieren. Ein „Vertrauensvotum“ für Trump nannte Fields die Entscheidungen.

Trump hatte wegen der geplanten Fabrik in Mexiko heftig gegen Ford getwittert. Zuletzt hatte er auch den Opel-Mutterkonzern General Motors wegen eines Werks in Mexiko ins Visier genommen. „Produziert in den USA!“, ist Trumps Credo. Gleichzeitig drohte er mit hohen Einfuhrzöllen für Autos, die im Niedriglohn-Nachbarland Mexiko gefertigt werden.

Werden die wirklich eingeführt, treffen sie auch deutsche Autobauer. Daimler und Nissan bauen gerade gemeinsam ein Werk dort, in dem einmal 230 000 Autos pro Jahr vom Band laufen sollen. Audi hat ein Werk für den Q 5 dort gerade eröffnet. Und VW fertigt dort seit Jahren den Jetta, das wichtigste Modell für den US-Markt. „Es könnte schwerer werden, Autos in die USA zu exportieren“, sagte etwa der Autoexperte Stefan Bratzel von der FH Bergisch Gladbach.

Das trifft auch Premiumautos aus Deutschland, die über den Atlantik geschippert werden. Vor allem aber VW und Audi, Jaguar und Land Rover, Hyundai/Kia, Mazda, Mitsubishi und Subaru mit geringer oder gar keiner Produktion in den USA, wie der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen unterstreicht. Größter Verlierer ist Mexiko. Von Januar bis November 2016 wurden hier 3,2 Millionen Autos gebaut, so Dudenhöffer unter Berufung auf den mexikanischen Automobilindustrieverband. Davon wurden 1,96 Millionen in die USA exportiert. Bei Einfuhrzöllen von 20 Prozent oder mehr wären viele dieser Fahrzeuge nicht mehr wettbewerbsfähig, so Dudenhöffer.

Trump hatte versprochen, der gebeutelten US-Industrie neue Arbeitsplätze zu verschaffen. Offenbar liefert er schon vor Amtsantritt. Boeing versprach einen niedrigeren Preis, nachdem Trump gepoltert hatte, die Kosten für die Präsidentenmaschine seien „außer Kontrolle“. Der Klimaanlagenbauer Carrier wurde mit Hilfe von Subventionen umgestimmt, bei 800 von ursprünglich 1400 Jobs auf die Verlagerung nach Mexiko zu verzichten. Dennoch gibt es Kritik. „Amerika wird nicht florieren, indem Konzerne gezwungen werden, unwirtschaftliche Investitionen zu tätigen“, schrieb das „Wall Street Journal“.

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