Der nächste Akt im Handelsstreit Trump droht mit weiteren Strafzöllen, China reagiert scharf

Peking · Wie unter Raufbolden im Kindergarten: Auf Schlag folgt Gegenschlag. Im Handelsstreit bleiben die Staaten auf Konfrontationskurs. Dieses mal geht es um Soja.

 Die Soja-Idylle wie hier in Illinois will China mit Strafzöllen treffen – bringt aber auch sich selbst damit in Schwierigkeiten.

Die Soja-Idylle wie hier in Illinois will China mit Strafzöllen treffen – bringt aber auch sich selbst damit in Schwierigkeiten.

Foto: AFP

Zwar schien die US-Regierung zwischenzeitlich wieder zurückzurudern. Larry Kudlow, neuer Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, hatte am Donnerstag betont, die angekündigten Strafmaßnahmen seien ja bloß Vorschläge. Es gebe noch jede Menge Verhandlungsspielraum.

Doch inzwischen scheint sich der Wind in Washington schon wieder gedreht zu haben. Am Freitag drohte Trump mit noch mehr Strafzöllen. Da China sich dazu entschlossen habe, US-amerikanischen Landwirten und Herstellern mit Strafzöllen auf US-Soja Schaden zuzufügen, habe er seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer angewiesen, zusätzliche Strafzölle auf Waren aus China im Wert von 100 Milliarden US-Dollar zu prüfen. Seine bisherige Liste umfasste einen etwa halb so hohen Warenwert.

Trump beauftragte zudem seinen Agrarminister Sonny Perdue damit, einen Plan zum Schutz der heimischen Landwirte zu erarbeiten. Es zeichnet sich also ab, dass sich dieser Streit in den nächsten Tagen noch mehr zuspitzen wird – zumal China längst kräftig zurückfeuert. Auf die Liste der US-Regierung mit 1333 chinesischen Produkten, auf die die USA bei der Einfuhr einen Zusatzzoll in Höhe von 25 Prozent erheben wollen, hat die chinesische Führung bereits eine eigene Liste vorgestellt, die der amerikanischen in nichts nach steht. Sojabohnen, Rindfleisch, Autos, Chemikalien, Tabak, Orangen, auch symbolstarkes wie Whiskey oder Flugzeuge stehen auf dieser Liste. 106 US-Produkte benennt Chinas Führung und will sie bei der Einfuhr mit Strafzöllen in gleicher Höhe belegen – falls die US-Regierung ihre Drohung tatsächlich umsetzt.

Auf Trumps jüngste Drohungen teilte das chinesische Handelsministerium in Peking am Freitag mit, „umfassende Gegenmaßnahmen“ zu ergreifen und „um jeden Preis“ gegen den einseitigen Protektionismus der USA anzukämpfen. „Wir wollen keinen Handelskrieg, aber wir fürchten einen solchen Krieg auch nicht.“

Mit den bislang angedrohten Strafzöllen auf Soja und Rindfleisch will China wiederum vor allem den ländlichen Raum in den USA treffen – Trumps Kernwählerschaft. Sojabohnen gehören zu den profitabelsten landwirtschaftlichen Exportgütern der USA. Und China ist der größte Abnehmer. Ganze Landstriche im Mittleren Westen haben sich wegen der großen Nachfrage aus Fernost auf den Anbau von Soja spezialisiert.

Doch nicht nur für die US-Landwirte, sondern auch in China selbst dürften die Einfuhrzölle auf Soja zu einem Problem werden. Die Sojabohne ist neben Reis eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Chinesen. Tofu in Hunderten von Varianten, Sojasoße, Sojamilch, aber auch die Sprosse an sich sind im ganzen Land in der täglichen Küche nicht wegzudenken. Hinzu kommt der in den vergangenen Jahren rasant gestiegene Fleischkonsum. Auch in China ist Soja das meistgenutzte Futtermittel für die Viehhaltung. Die Volksrepublik kann ihren hohen Bedarf nach der gelben Bohne schon lange nicht mehr selbst abdecken. Agrarland ist knapp, große Teile der Ackerflächen durch zu viel Pestizideinsatz und andere Umweltverschmutzung verseucht. Aktuell beziehen die Chinesen etwa 70 Prozent ihres Sojabedarfs aus dem Ausland, das entspricht 64 Prozent des weltweit produzierten Sojas. Allein im vergangenen Jahr stammte mehr als ein Drittel davon aus den Vereinigten Staaten.

Dem chinesischen Ökonomen Shi Hanbing zufolge hat nur Brasilien ähnlich große Kapazitäten zu bieten. Das lateinamerikanische Land habe aber seine Sojaproduktion aufgrund der hohen Nachfrage aus Fernost in den vergangenen Jahren bereits stark ausgeweitet. „Brasilien hat sein Limit erreicht“, sagt Shi. Sollten die Strafzölle auf US-Soja in Kraft treten, werde es in China daher einen erheblichen Engpass geben. Die Folge: ein starker Preisanstieg bei Soja und Fleisch.

Schon befürchten auch die deutschen Bauern negative Auswirkungen. Die Eskalation zwischen den USA und China könnten weltweit die Märkte unter Druck setzen. „Es muss vermieden werden, dass Landwirte und Verbraucher den Preis für diesen Handelsstreit bezahlen müssen“, warnte Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband.

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