Verkauf von Toll Collect Telekom will das Mautsystem weiter betreiben

Bonn · Der Vertrag von Telekom und Daimler mit dem Bund über den Betrieb von Toll Collect läuft 2018 aus. Derzeit sucht der Staat neue Eigentümer, die das System dann übernehmen. Die Gebührenpflicht soll ausgeweitet werden.

 Fahrzeuge werden über Mautbrücken registriert. Lkw ab 7,5 Tonnen Gewicht müssen die Maut zahlen. Bald könnten es auch Kleinlastwagen sein.

Fahrzeuge werden über Mautbrücken registriert. Lkw ab 7,5 Tonnen Gewicht müssen die Maut zahlen. Bald könnten es auch Kleinlastwagen sein.

Foto: dapd

Die Telekom hat großes Interesse an einer Weiterführung des Mautsystems, das unter dem Namen Toll Collect bekannt ist. Das teilte das Bonner Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage mit. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtete, bietet der Bund die Anteile an Toll Collect für 350 Millionen Euro an. Außerdem soll der Käufer für den Notfall 1,25 Milliarden Euro bereithalten, um Toll Collect bei Bedarf liquide zu halten.

Telekom und Daimler sind die beiden Großanteilseigner der Betreibergesellschaft, die seit 2005 die Lkw-Maut im Auftrag des Bundes eintreibt. Die Gebühreneinnahmen belaufen sich inzwischen auf über 4,5 Milliarden Euro jährlich. Im August 2018 läuft der Betreibervertrag mit Toll Collect ab. Der Bund will dann von seinem Kaufrecht Gebrauch machen, Toll Collect zurückerwerben und gleich wieder verkaufen. Im Oktober hat der Bund die Ausschreibung für die Neuauflage der Betreibergesellschaft gestartet. Bis zum Frühsommer 2017 müssen die Teilnehmer ihre Erstangebote vorlegen, den Zuschlag will der Bund im ersten Quartal 2018 erteilen.

Ähnlich offen wie die Telekom hatte sich auch schon Daimler für einen Weiterbetrieb gezeigt. Dritter im Bunde neben Daimler und Telekom, die jeweils 45 Prozent an Toll Collect halten, ist Cofiroute. Laut „Welt“ dürften sich auch Siemens und die Allianz an der Ausschreibung beteiligen. Der neue Vertrag soll bis 2030 laufen, mit einer Verlängerungsoption von drei Jahren. Die Ausschreibung enthält auch einen Prüfauftrag, wie die Maut künftig auf kleine Lkw zwischen 3,5 bis 7,5 Tonnen sowie Reisebusse ausgeweitet werden könnte. Auch der von den Fahrzeugen verursachte Lärm könnte in das neue Gebührensystem einfließen.

Seit dem Start ist die Maut schrittweise ausgeweitet worden: Waren zu Beginn nur 12-Tonner auf Autobahnen gebührenpflichtig, sank das Gewicht im Oktober 2015 auf 7,5-Tonner. Bereits 2012 wurden autobahnähnliche Bundesstraßen in die Abgabe einbezogen. Ab Juli 2018 müssen Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen auf sämtlichen Autobahnen und Bundesstraßen die Maut entrichten. Erwartete Mehreinnahmen: zwei Milliarden Euro.

Laut „Welt“ werden ab kommendem Jahr an den Bundesstraßen rund vier Meter hohe Überwachungssäulen von der Firma Jenoptik errichtet, die die gebührenpflichtigen Fahrzeuge erfassen. Das Risiko der Schiedsverfahren, die sich der Bund und Toll Collect liefern, soll nicht auf die neuen Eigentümer übergehen. Beim Streit geht es um den damals verzögerten Mautstart, der den Bund Milliardeneinnahmen gekostet hatte.

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