Private Krankenversicherungen Tarifwechsel hilft gegen steigende Beiträge

Berlin · Viele private Krankenversicherungen werden zum Jahresbeginn teurer, maximal um 20 Prozent. Das Portal Finanztip rät Kunden, wie sie Geld sparen können. Der Wechsel in einen günstigeren Tarif will gut überlegt sein.

 Es gibt viele Gründe, warum die Beiträge von Privatversicherten steigen.

Es gibt viele Gründe, warum die Beiträge von Privatversicherten steigen.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb

Auf viele der rund neun Millionen privat Krankenversicherten kommen zu Jahresbeginn 2017 deutlich höhere Kosten zu. „Bei praktisch allen Versicherungen werden die Beiträge erhöht“, sagt der Chefredakteur des Portals Finanztip, Hermann-Josef Tenhagen. Das ergab eine Umfrage der Verbraucherschützer, an der sich 16 große Anbieter mit rund sieben Millionen Kunden beteiligten. Die einzelnen Kunden trifft dies in sehr unterschiedlichem Maße. „Die Spanne reicht von durchschnittlich 0,8 Prozent bei der Arag bis zu sechs Prozent bei der Axa“, erläutert der Experte. Ein Unternehmen habe sogar einen Maximalwert von 20 Prozent angegeben.

Die Erhöhungen dürften in der Regel rechtmäßig sein. Denn die Versicherungen dürfen verschiedene Mehraufwendungen, zum Beispiel Mehrausgaben bei den Gesundheitsleistungen, auf ihre Kunden umwälzen. In diesem Jahr sorgen nach Angaben aus der Branche die niedrigen Zinsen für einen Beitragssprung.

Denn die Versicherten sparen mit jeder Prämie auch eine Rücklage an, mit der steigende Gesundheitsausgaben im Alter abgefedert werden. Diese Rücklage sei mit einem durchschnittlichen Zinsertrag von 3,5 Prozent kalkuliert, sagt Tenhagen. Diese Rendite sei derzeit schwer zu erzielen.

Ein Beispiel von Finanztip zeigt die Auswirkungen der Niedrigzinsphase. Ein 50-jähriger mit einer Altersrückstellung von 50.000 Euro kommt bis zum Rentenalter bei einer Verzinsung von 3,5 Prozent auf eine Reserve von 90.000 Euro. Bei nur zwei Prozent Rendite sind es am Ende des Arbeitslebens nur 70.000 Euro Rücklage. Um die benötigten Betrag zusammenzubekommen, muss der Beitrag in der Folge steigen. Es gibt laut Finanztip aber auch Wege, den Beitragsanstieg zu begrenzen. „Ein Tarifwechsel ist die beste Option“, sagt Tenhagen. Eine Umfrage unter den Besuchern des Portals ergab dabei ein deutliches Sparpotenzial. 45-jährige konnten durch einen günstigeren Tarif beim gleichen Unternehmen durchschnittlich 958 Euro im Jahr sparen, 55-jährige 1313 Euro und 65-jährige sogar 1394 Euro. Die Versicherungen selbst gaben sich bei der Befragung zugeknöpft. „Die meisten machen dazu keine Angaben“, kritisiert Tenhagen.

Immerhin weisen die Unternehmen ihre Kunden mittlerweile auf die Möglichkeit eines Tarifwechsels hin, an dem sie kein eigenes Interesse haben. Für den Versicherten ist es schwierig, die Angebote mit den sehr vielen Tarifoptionen zu vergleichen und ein daraus ein billigeres Paket mit ähnlichen Leistungen wie bisher zusammenzustellen. Daher rät Tenhagen dazu, einen Versicherungsberater mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Fachleute arbeiten entweder gegen ein am Aufwand oriertiertes Entgelt oder erhalten einen am Sparerfolg anteiligen Betrag als Vergütung. Auf jeden Fall haben sie ein Interesse daran, dass die Kunden hinterher besser dastehen.

Theoretisch können betroffene Kunden auch zur Konkurrent wechseln. Doch in der Praxis spielt diese beim Strom oder Mobilfunkanbieter vielgenutzte Möglichkeit keine Rolle. Denn die Altersrückstellungen bleiben in diesem Fall bei der alten Versicherung und müssen bei der neuen erst aufgebaut sein. Das bedeutet in der Regel so hohe Beiträge, dass sich ein Wechsel nicht lohnt.

Eine Ausnahme gibt es nur für junge Verträge, die nach dem 1. Januar 2009 abgeschlossen wurden. Mit einer Einschränkung: Die Rückstellungen können in diesem Fall lediglich in Höhe des Basistarifs zum neuen Anbieter übertragen werden.

Wer noch keine 55 Jahre alt ist, angestellt und mit einem Verdienst von weniger als rund 57.000 Euro im Jahr, kann zur GKV wechseln. Selbstständigen und Älteren ist dieser Weg verbaut.

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