Entwicklung der Energiekosten Strompreis steuert auf Allzeithoch zu

Bonn · Der Strompreis für den Endverbraucher steuert nach Angaben des Vergleichsportals Check24 auf ein Allzeithoch zu. Für die Haushalte herrschte beim Strompreis zwar eine ganze Weile Ruhe. Doch diese Phase ist vorbei. Zum Jahreswechsel haben viele Versorger Erhöhungen angekündigt.

Um durchschnittlich vier bis fünf Prozent steigen die Preise zahlreicher Anbieter in der Grundversorgung. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden zahlt dann nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox rund 55 Euro mehr im Jahr. Die Versorger begründen die Preiserhöhungen mit ihren gestiegenen Einkaufspreisen für den Strom. In diesem Jahr war der durchschnittliche Strompreis nach Zahlen der Bundesnetzagentur weitgehend stabil.

Kurz vor Ende der Ankündigungsfrist für mögliche Preiserhöhungen am Dienstag – sechs Wochen vor dem Jahreswechsel – verzeichnete Verivox 222 Versorger mit Preiserhöhungen im Dezember und zum 1. Januar. Ähnlich sieht das Portal Check24 die Situation: 160 regionale Stromversorger hätten ihre Preise bereits erhöht oder Erhöhungen angekündigt. „Erfahrungsgemäß kommen in den nächsten Wochen noch weitere Versorger dazu“, sagte der für Energie zuständige Check24-Geschäftsführer Oliver Bohr. Besonders viele Preiserhöhungen sind laut Verivox bisher in Baden-Württemberg und Hessen angekündigt worden. „Verbraucher zahlen schon seit langem Rekordpreise für Strom“, sagt Bohr. „Sie müssen sich 2019 auf weitere Preissteigerungen einstellen. Dafür sind vor allem die seit Jahresbeginn steigenden Beschaffungspreise verantwortlich. Im Schnitt müssen die Versorger etwa ein Viertel mehr zahlen als im Vorjahr.“

Regionale Versorger bleiben bei Strompreisen stabil

Die Region hebt sich vom Bundestrend ab. Die Stadtwerke Bonn lassen die Strompreise zur Jahreswende stabil: „Wir beobachten weiter den Markt“, sagt Sprecher Werner Schui. Auch bei der Kölner Rheinenergie steht zur Jahreswende keine Preiserhöhung ins Haus: „Darüber hinaus können wir noch nichts sagen“, erläuterte Sprecher Adrian Bolz. Der Energieversorger Rhenag mit vielen Kunden im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis hält ebenfalls den Strompreis stabil. Rhenag hat genau wie die Stadtwerke Bonn letztmals zum 1. April die Preise erhöht. Längerfristige Pläne möchte Rhenag nicht mehr öffentlich verkünden. Dazu seien zu viele preisaggressive Wettbewerber im Markt, die dann versuchten, Kunden abzuwerben, so Sprecher Detlef Albert.

Knauber mit Preisgarantie

Bei der Bonner Firma Knauber sind nach Auskunft von Moritz Kroymann, Vertriebsleiter Privatkunden Knauber Erdgas GmbH, nur wenige Kunden von Strompreiserhöhungen betroffen: Knauber habe mit den meisten Kunden eine Preisgarantie für 12, 24 oder 36 Monate vereinbart.

Bei den beiden größten deutschen Stromversorgern Eon und der RWE-Tochter Innogy bleibt der Strompreis zum Jahreswechsel stabil. Wie lange dies gilt, ist noch nicht entschieden. „Wir beobachten die Entwicklung“, sagte ein Sprecher von Eon. Zusammen haben die Essener Konzerne rund zehn Millionen Strom- und Gaskunden in Deutschland. Eon plant im Zuge eines großangelegten Tauschs mit RWE, die Innogy-Kunden zu übernehmen.

Die Versorger rechtfertigten die Preissteigerungen. Die Beschaffungskosten seien in den vergangenen zwei Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen, teilte der Branchenverband BdEW mit. Auch der Anstieg der Preise für CO2-Emissionszertifikate wirke kostentreibend. Kleinere Entlastungen bei anderen Bestandteilen des Strompreises könnten den Anstieg nicht ausgleichen.

(mit dpa)

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