Alternative zum Holz Start-ups setzen auf Maisspindeln als Grillkohle

Berlin · Das Holz zum Feuermachen stammt oft aus dem Regenwald. Doch mittlerweile denken Händler um: Start-ups verkaufen jetzt Maisspindeln.

Sie arbeiten, sagen sie, am „Grillen von morgen“. Johannes Musiol und Valentin Schnoor kommen nicht aus der Öko-Szene. Sie haben längere Zeit auf ganz konventionellen Farmen in Afrika, genauer in Uganda und Sambia, gearbeitet. Jetzt preisen sie eine „saubere“ Alternative zur klassischen Grillkohle an, die „schnell Glut und große Hitze“ entwickle. Der Brennstoff: Maisspindeln.

Das heißt: Sie nutzen den Rest vom Maiskolben, die auf den Feldern in Deutschland oder anderen europäischen Ländern übrigbleiben, wenn die Körner schon raus sind – also eigentlich Abfall. Man mache sich damit aber „nicht die Finger schmutzig“, so die beiden. Sie haben das Berliner Start-up „Maister“ gegründet, wollen den Markt, wie sie es nennen, „umkrempeln“. Anders ausgedrückt: Künftig soll es Kunden nicht mehr Wurst sein, welche Kohle im Grill glüht und funkt.

Eine Idee, mit der sich auch das Start-up Grillmais aus Alfter versucht. Gründer Mario Sacilotto belegte damit beim 6. Ideenmarkt der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg Ende Juni den zweiten Platz.

Herkunft kaum zu durchschauen

Ob im Garten, auf dem Balkon oder im Park – derzeit raucht allerorten der Grill. 90 Prozent der Deutschen besitzen selbst einen. Und zwei Drittel der Bürger grillen meistens mit Holzkohle. Elektro, Gas- oder Solargrill sind weit abgeschlagen. Kaum einer will auf den rauchigen Geschmack verzichten, das zeigen Umfragen von Statista. So braucht es jede Menge Brennstoff. Wo die Holzkohle herkommt, ist für Verbraucher bislang kaum zu durchschauen. Denn selbst wenn eine deutsche Adresse auf der Verpackung steht, heißt das nicht, dass die Holzkohle in Deutschland hergestellt wird. Genauso kann es heißen, dass die Kohle hier bloß in die Säcke abgefüllt wurde. Das Thünen-Institut für Holzforschung hat sich gerade erst das Angebot in Baumärkten, Discountern, Supermärkten, auch aus Tankstellen im Auftrag der Umweltorganisation WWF genauer angesehen. Sie haben das vor einem Jahr schon mal gemacht.

Nun gingen sie nochmal einkaufen, packten 36 verschiedene Grillkohlen ein und analysierten sie dann im Labor. Die entscheidenden zwei Ergebnisse: In 40 Prozent der Kohlesäcke steckte Tropenholz. Und: 32 Säcke enthielten entweder gar keine oder fehlerhafte Angaben zur verwendeten Holzart. Besonders extremes Beispiel: Auf der Holzkohle „Flash Barbecues Season“ von Bauhaus prangt zwar der Aufdruck „Kein Tropenholz“, aber trotzdem war es das zur Hälfte. Tropenholz sei nicht „per se verboten“, erklärt WWF-Forstexperte Johannes Zahnen. Doch werde „Regenwald häufig illegal abgeholzt.“ Die Kettensägen werden angeschmissen, um Platz für Vieh, für Palmöl- und Sojaplantagen zu schaffen. Die Grillkohle kann da nur ein Nebenprodukt sein, in jedem Fall ist sie ein millionenschweres Geschäft.

Allein im vergangenen Jahr wurden laut statistischem Bundesamt rund 219 000 Tonnen Holzkohle im Wert von knapp 102 Millionen Euro importiert. Die Tendenz: steigend. Denn ein Jahr zuvor waren es acht Prozent weniger Kohle, gemessen an den Tonnen. Das Gros kommt zwar aus Polen und der Ukraine, aber viel auch aus Nigeria und Paraguay.

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