Wirtschaftskriminalität Stahlkonzerne unter Kartellverdacht

Düsseldorf · Das Bundeskartellamt in Bonn durchsucht sieben Firmen an drei Tagen in Folge. Es bestehe der Verdacht auf Absprachen bei Blech für Windräder und Autokarosserien.

Feinblech soll Gegenstand der wettbewerbswidrigen Vereinbarungen sein.

Feinblech soll Gegenstand der wettbewerbswidrigen Vereinbarungen sein.

Foto: picture alliance / Ulrich Baumga

Das Bundeskartellamt hat nach eigenen Angaben ein weiteres größeres Verfahren gegen deutsche Stahlhersteller eingeleitet. Es bestehe der Verdacht wettbewerbswidriger Vereinbarungen, bestätigte ein Sprecher der Behörde entsprechende Informationen unserer Redaktion. Demzufolge ließen die Kartellwächter an drei aufeinanderfolgenden Tagen, am 22., 23. und 24. August 2017, insgesamt sieben Unternehmen an unterschiedlichen Standorten sowie drei Privaträume durchsuchen.

42 Ermittler der Kartellwächter

42 Mitarbeiter des Bundeskartellamts seien beteiligt gewesen und von Kräften des Landeskriminalamts und der örtlichen Kriminalpolizei unterstützt worden. Es handele sich um ein Verfahren in den Bereichen Grob- und Feinblech. Ersteres wird beim Bau von Windrädern oder Schiffen gebraucht, Feinblech vor allem für Autokarosserien.

Thyssenkrupp äußert sich nicht zu Details

Zu den mutmaßlich beteiligten Unternehmen äußerte sich die Behörde nicht. Die Stahlkonzerne Salzgitter und ArcelorMittal bestätigten aber gestern für ihre Unternehmen die Durchsuchungen. Man habe alle gewünschten Unterlagen zur Verfügung gestellt, erklärte Salzgitter am Montag. Bei Arcelor-Mittal hieß es: „Es gab auch bei uns Hausdurchsuchungen. Wir arbeiten vollumfänglich mit den Behörden zusammen.“

Ermittelt wird nach unbestätigten Angaben auch gegen Thyssenkrupp. Dort soll es aber jüngst keine Durchsuchungen gegeben haben. Ein Sprecher wollte sich nicht im Einzelnen äußern. „Wir nehmen die Vorgänge sehr ernst und unterstützen die Ermittlungen der Behörde, können aufgrund der laufenden Verfahren derzeit jedoch keine weiteren Angaben machen“, hieß es. Auch bei der Dillinger Hütte fanden keine Razzien statt.

Herstellern drohen empfindliche Geldbußen

Nach Informationen unserer Redaktion betreffen die Ermittlungen auch die Wirtschaftsvereinigung Stahl in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Dort soll es in einzelnen Arbeitskreisen zu möglicherweise verbotenen Absprachen gekommen sein. Der Stahlverband äußerte sich dazu nicht konkret: „Der Verband setzt sich intensiv und verantwortungsvoll mit den eingeleiteten Verfahren auseinander.“

Drei Verfahren in der Stahlbranche

Die Stahlindustrie steht zum wiederholten Male unter Kartellverdacht. Aktuell sind bekanntermaßen drei Verfahren anhängig. Bis zum Abschluss eines Verfahrens habe die Unschuldsvermutung zu gelten, betonte ein Sprecher des Kartellamtes. Da Wiederholungstäter in Kartellverfahren härter bestraft werden können, drohen den betroffenen Stahlherstellern erneut empfindliche Geldbußen.

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