Industrie Stahl reißt Thyssenkrupp in rote Zahlen

Essen · Thyssenkrupp ist wegen der Turbulenzen beim Stahl zum Start des neuen Geschäftsjahres wieder in die roten Zahlen gerutscht. In der Branche wächst jedoch die Hoffnung auf eine Erholung in der Krisenbranche.

 Thyssenkrupp hatte sich in den vergangenen Jahren unter anderem mit harten Sparanstrengungen aus einer tiefen Krise gekämpft.

Thyssenkrupp hatte sich in den vergangenen Jahren unter anderem mit harten Sparanstrengungen aus einer tiefen Krise gekämpft.

Foto: Roland Weihrauch

Der rasante Verfall der Stahlpreise hat den Aufwärtstrend bei Thyssenkrupp gestoppt und dem Industriekonzern einen Millionenverlust eingebrockt.

Unter dem Strich stand in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2015/2016 (30.9.) ein Fehlbetrag von 23 Millionen Euro, wie das Dax-Unternehmen in Essen mitteilte. Vor einem Jahr hatte der Industriekonzern mit einem Überschuss von 50 Millionen Euro noch schwarze Zahlen geschrieben.

Thyssenkrupp-Finanzchef Guido Kerkhoff wies auf erste Anzeichen einer Besserung bei den Stahlpreisen hin. Während der Rückgang in Europa gestoppt scheine, seien in den USA und auch in China bereits Tendenzen für einen erneuten Anstieg der Preise zu beobachten, sagte er. In der vergangenen Woche hatte auch der Konkurrent ArcelorMittal nach einem Rekordverlust die Hoffnung geäußert, dass das Schlimmste im Stahlgeschäft vorerst vorbei sei.

Seit dem vergangenen Sommer waren die Stahlpreise weltweit unter neuen Druck geraten, weil China angesichts der gesunkenen Nachfrage im eigenen Land massenhaft billigen Stahl auf den Weltmarkt wirft. Zum Schutz der europäischen Stahlbranche belegte die EU nun bestimmte Stahlerzeugnisse aus China und Russland mit Einfuhrzöllen. "Wir können nicht zulassen, dass unfaire Konkurrenz durch künstlich billige Importe unsere Industrie bedroht", begründete EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström am Freitag die Maßnahme.

Trotz der Sorgen im Stahlgeschäft bekräftigte Konzernchef Heinrich Hiesinger, am eingeschlagenen Kurs festzuhalten. "Die solide Entwicklung der Industriegütergeschäfte bestätigt uns, dass der Weg zum diversifizierten Industriekonzern richtig ist", sagte Hiesinger einer Mitteilung zufolge. Damit trat er erneut Forderungen nach einer möglichen Abspaltung des schwankungsanfälligen Stahlgeschäfts entgegen.

Thyssenkrupp rechnet in diesem Jahr auf vergleichbarer Basis - also etwa um Wechselkurseffekte bereinigt - mit einem stagnierenden Umsatz. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) soll bei 1,6 bis 1,9 Milliarden Euro landen, der Überschuss deutlich zulegen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern operativ 1,7 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 42,8 Milliarden Euro verdient. Unter dem Strich war der Überschuss um fast 50 Prozent auf 309 Millionen Euro gewachsen.

Vor allem wegen der schwierigen Lage beim Stahl war der Umsatz im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 9,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Einen wichtigen Beitrag zur erwarteten Besserung im Gesamtjahr von 850 Millionen Euro sollen weitere Einsparungen liefern, davon erreichte der Konzern nach eigenen Angaben im ersten Quartal 250 Millionen Euro.

Als Stütze erwies sich im ersten Quartal wieder einmal das Industriegütergeschäft. Der Aufzugbau und die Autokomponentensparte steigerten ihren operativen Gewinn weiter. Im Großanlagenbau blieb es fast stabil. In diesem Geschäft rechnet der Konzern demnächst mit einigen neuen Großaufträgen.

Thyssenkrupp hatte sich in den vergangenen Jahren unter anderem mit harten Sparanstrengungen aus einer tiefen Krise gekämpft. Diese war durch den misslungenen Bau von neuen Stahlwerken in Brasilien und den USA entstanden - das kostete den Konzern Milliardensummen.

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