Urlaubsland Spanien Spanien lockt mehr Gäste an

Madrid · Bettenbremsen und Feriensteuern sollen den Ansturm vor allem auf die Inseln stoppen. In Katalonien, wo sich die bisherigen Besuchermagneten Costa Brava und Barcelona befinden, gingen in den letzten Monaten die Gästezahlen zurück.

 Ohne Mallorca geht es nicht: Die Insel bleibt Spaniens Top-Ziel. Auch auf den Kanaren boomt das Geschäft.

Ohne Mallorca geht es nicht: Die Insel bleibt Spaniens Top-Ziel. Auch auf den Kanaren boomt das Geschäft.

Foto: picture alliance / Stephanie Sch

An Spaniens Stränden dürfte es im kommenden Jahr noch enger werden. Die Touristenzahlen steigen von Jahr zu Jahr, und es ist auch für 2018 kein Ende des Booms absehbar. 2017 war erneut ein Rekordjahr: Mehr als 80 Millionen ausländische Urlauber kamen nach Spanien, wo vor allem am Mittelmeer und auf den Ferieninseln mehr als 300 Sonnentage im Jahr locken. Das sei ein Plus von annähernd zehn Prozent kommentierte Tourismusminister Álvaro Nadal erfreut die vorläufigen Zahlen.

Mancherorts war es im vergangenen Sommer an den Playas freilich schon so voll, dass die Ferienhochburgen nun auf die Bremse treten. Allen voran die Balearischen Inseln, zu denen Mallorca und Ibiza gehören, wo die Zahl der Gästebetten künftig limitiert wird. Das bedeutet in der Praxis, dass nicht mehr beliebig viele neue Hotels aufmachen können. Das gleiche gilt für private Ferienappartements, die eine Lizenz brauchen, und deren Gesamtzahl damit gleichfalls gedeckelt wird. Langfristig will die Inselregierung sogar die Bettenzahl verringern.

Diese „Bettenbremse“ soll die Zahl der Touristen begrenzen, die sich gleichzeitig im überlaufenen Ferienparadies tummeln. Auf den Balearen lag der Touristenzuwachs in 2017 bei mehr als sechs Prozent: Nahezu 14 Millionen ausländische Urlauber stürmten die Baleareninseln. Allein auf Mallorca, dem größten und populärsten Eiland, waren es etwa elf Millionen ausländische Gäste – davon kamen mehr als 40 Prozent aus Deutschland.

Auch die Feriensteuer soll helfen, den Urlauberfluss in geordnete Bahnen zu lenken. Angesichts des Riesenandrangs können es sich zum Beispiel die Balearen erlauben, diese Taxe in 2018 zu verdoppeln: Den neuen Tarifen zufolge wird diese Abgabe auf Mallorca und den Nachbarinseln je nach Art und Standard des Quartiers in der Hauptsaison (Mai bis Oktober) künftig zwischen einem und vier Euro pro Tag und erwachsener Person liegen. Mallorca will also künftig nicht mehr, sondern weniger Touristen – vor allem im Sommer. Andere spanische Ferienziele, wie etwa die Costa Blanca in der Region Valencia, sind noch aufnahmebereiter. Diese Region, die wegen ihrer vielen Orangenbäume berühmt ist, konnte übrigens in 2017 mit 16 Prozent das größte Urlauberplus verbuchen.

Valencia profitiert

Vor allem die Region rund um Valencia dürfte von der sich anbahnenden Urlauberkrise im benachbarten Katalonien profitieren. In Katalonien, wo sich die bisherigen Besuchermagneten Costa Brava und Barcelona befinden, gingen in den letzten Monaten die Gästezahlen zurück. Dies schreibt die Reisebranche vor allem dem Unabhängigkeitskonflikt in Katalonien zu, der offenbar die Touristen verunsichere. Katalonien, wo die separatistischen Parteien gerade wieder die absolute Mehrheit im Regionalparlament eroberten, ist zwar unter dem Strich immer noch Spaniens meistbesuchte Tourismushochburg. Doch angesichts der sinkenden Nachfrage, die seit dem illegalen Abspaltungsreferendum im Oktober spürbar wurde, sehen sich dort viele Hoteliers gezwungen, die Preise zu senken.

Doch auch die Katalonienkrise kann Spaniens Ferienboom nicht aufhalten: Die nationale Wirtschaft brummt dank der Urlauber. Der Tourismus sorgt inzwischen für fast zwölf Prozent des landesweiten Bruttoinlandsprodukts.

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