Raffinerie in Wesseling Shell Rheinland will ein neues Kraftwerk bauen

WESSELING · Die Shell Rheinland Raffinerie will mit Investitionen in Sicherheit wieder Vertrauen schaffen. Außerdem plant das Unternehmen den Bau eines neuen Kraftwerks.

 Die Shell Rheinland Raffinerie ist mit rund 3000 Mitarbeitern die größte Raffinerie Deutschlands.

Die Shell Rheinland Raffinerie ist mit rund 3000 Mitarbeitern die größte Raffinerie Deutschlands.

Foto: raffinerie

Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. „Langsam aufbauen und schnell wieder verlieren“, fasst es der Sprecher der Shell Rheinland Raffinerie Jan Zeese am Donnerstag bei einem Pressetermin im Godorfer Werk zusammen. Nach den Vorfällen der letzten Jahre befindet sich das Unternehmen in der Aufbauphase. Das ist mühsam und dauert. Deshalb werden bestimmte Sätze wie Mantras vor Journalisten immer wieder wiederholt: „Wir wollen die sicherste Raffinerie Deutschlands werden.“ Und dann das aber: „Absolute Sicherheit gibt es nicht.“

Offenheit kommt an. Das hat das Unternehmen gelernt. Und so beantwortet Raffinerie-Direktor Thomas Zengerly immer noch geduldig Fragen, die sich um den Kerosinsee drehen, der 2012 die Rheinland Raffinerie in Verruf brachte. Wie viel Öl befindet sich heute noch unter der Erde? Rund 60 Prozent der mehr als eine Million Liter, die damals ausgelaufen sind. Wie lange dauert es noch, den Rest zu beseitigen? Noch ein paar Jahrzehnte.

Der letzte größere Zwischenfall war ein Brand im Mai 2015. Zengerly will das Werk vor allem sicherer machen. Ein Projekt, das damit zusammenhängt, ist die Erneuerung der Rohrleitungen auf dem Gelände. Weit mehr als Hundert Millionen Euro hat das Unternehmen im vergangenen Jahr dafür investiert. Erneuern heißt in diesem Fall, die unterirdischen Leitungen an die Oberfläche verlegen. „50 bis 60 Prozent der Hochrisikoleitungen sind bereits verlegt“, erklärt Zengerly.

Hochrisikoleitungen sind die Rohre, bei denen ein Leck eine Gefahr für das Grundwasser darstellt. Weitere Hunderte Millionen Euro flossen im vergangenen Jahr unter anderem in den Rück- und Neubau der Kühltürme und die Erneuerung der Olefinanlage, die bei dem Brand 2015 zerstört wurde.

Insgesamt sei 2016 ein gutes Jahr gewesen und kein Zuschussgeschäft wie viele Jahre zuvor, fasst es Zengerly zusammen. Raffinerien stünden in Deutschland allerdings weiterhin unter Druck. „Oft fragen mich Mitarbeiter, wie lange ihre Arbeitsplätze noch sicher sind. Aber ich denke, dass wir hier die nächsten 20 bis 30 Jahre noch operieren werden.“ Die Rheinland Raffinerie beschäftigt an den beiden Standorten Wesseling und Godorf rund 3000 Mitarbeiter. Mit einem Rohöldurchsatz von mehr als 17 Millionen Tonnen ist sie die größte Deutschlands. Jedes sechste Flugzeug in Deutschland fliegt nach Unternehmensangaben mit Kerosin aus der Rheinland Raffinerie.

Derzeit prüft Zengerly den Bau eines neuen Kraftwerks zur Wärmegewinnung. Die Raffinerie verbraucht viel Energie, um Rohöl in seine Bestandteile zu zerlegen. „Dieses Jahr entscheidet sich, ob wir die Genehmigung dafür bekommen.“ Das neue Kraftwerk läuft dann mit Gas statt Öl. Die Umstellung bedeute auch, dass die Emissionen drastisch sinken.

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