Kommentar zu Fleischkennzeichnungen Schwach an der Theke

Meinung | Berlin · Nicht nur die Tierhalter und Fleischerzeuger, auch die Verbraucher tragen Verantwortung für die teils unhaltbaren Zustände in Mastbetrieben. Ein Kommentar.

 Ein Schwein in einem Mastbetrieb.

Ein Schwein in einem Mastbetrieb.

Foto: picture alliance / Carmen Jasper

Fotos von gequälten Tieren oder Filmaufnahmen aus Schlachtbetrieben bringen viele Verbraucher auf die Palme. Dabei weiß fast jedermann, dass es in der industrialisierten Fleischproduktion nicht gerade zimperlich zugeht. So erklären sich auch die eindeutigen Umfrageergebnisse, wenn es um die Tierhaltung in der Landwirtschaft geht. Vier von fünf Konsumenten wünschen sich bessere Lebensbedingungen in den Ställen. Dafür würden sie auch deutlich mehr bezahlen. Es spricht also viel für gesetzliche Vorgaben für mehr Tierwohl. Ein Gütesiegel, selbst wenn es auf einer freiwilligen Teilnahme der Landwirte fußt, wäre ein kleiner Schritt in die richtige Richtung – wenn es denn nach jahrelanger Ankündigung auch endlich einmal käme.

Auch die Verbraucher selbst tragen eine Mitverantwortung an den teils unhaltbaren Zuständen in den Mastbetrieben. Denn so ethisch korrekt wie in den Umfragen verhalten sie sich in der Regel an der Fleischtheke im Supermarkt nicht. Preiswerte Koteletts oder Hähnchen lassen viele Kunden schwach werden. Oft rangiert das Tierwohl dann hinter dem Preis als Kaufkriterium. Doch erst wenn der Druck des Marktes für die Erzeuger spürbar und Fleisch aus zweifelhafter Produktion liegengelassen wird, werden die Landwirte in Gänze umsteuern. Denn dann bekämen sie die höheren Kosten einer artgerechten Haltung auch wieder herein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort