Kommentar zur Situation bei den Wirtschaftsverbänden Sand im Getriebe

Meinung · Das war schon der dritte Anlauf zu einer Fusion, der missglückte. Seit den 1990er Jahren verhandelten die Spitzenverbände der Wirtschaft regelmäßig über ein Zusammengehen. Doch immer kam Sand ins Getriebe.

Dabei sind Veränderungen überfällig. Das gilt schon mit Blick auf den raschen Wandel in der Kommunikation. Dass vier mächtige Spitzenorganisationen für die deutsche Wirtschaft sprechen und darüber hinaus noch unzählige Branchenverbände um Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit buhlen, ist schwer zu erklären. Es besteht zwar kein Zweifel, dass die Verbände in den politischen Diskurs viel Sachverstand einbringen. Bei der Beratung über neue Gesetze ist deren Expertise wichtig. Schließlich muss die Politik im Dialog mit allen Beteiligten ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich die geplanten Gesetze später auswirken.

In der Darstellung nach außen sind die inflationären Verbandsstrukturen aber nicht mehr zeitgemäß. Schon deshalb war es richtig, die Idee eines „Bundesverbands Deutsche Wirtschaft“ zu verfolgen. Die Wirtschaft sollte mit einer Stimme sprechen. Das brächte auch Vorteile für die Politik: Warum Regierungsmitglieder erst auf dem „Tag der Industrie“ und wenige Wochen später beim „Deutschen Arbeitgebertag“ auftreten müssen, erschließt sich nicht. Viele Vorstöße zu mehr Gemeinsamkeit sind bisher an Egoismen gescheitert. Die Fusion bleibt dennoch auf der Tagesordnung. Die Wirtschaft kann nicht immer nach Veränderung rufen, in eigener Sache aber auf Bestandsschutz pochen. Fusionen sind zwangsläufig. Verbände und Kammern haben immer größere Not, erfahrene Unternehmer und Manager auf wichtige Verbandsposten zu hieven. Es ist leider nicht mehr selbstverständlich, dass erfolgreiche Wirtschaftsführer ein Ehrenamt übernehmen. Dabei ist es wichtig, dass sich glaubwürdige Unternehmer für die Interessen der Betriebe einsetzen. Nur so finden ihre Belange Berücksichtigung.

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