Streik Ryanair-Piloten streiken am Freitag

Berlin · Zahlreiche Flüge fallen am Freitag wegen des Streiks der Fluggesellschaft Ryanair aus. Auch der Flughafen Köln/Bonn ist betroffen.

 Martin-Joachim Locher, Präsident der Vereinigung Cockpit (2. v. l.) kündigt vor der Presse am Mittwoch den Streik der Ryanair-Piloten an. Auf dem Transparent steht: „Keine Landeerlaubnis für irisches Sozialdumping.“

Martin-Joachim Locher, Präsident der Vereinigung Cockpit (2. v. l.) kündigt vor der Presse am Mittwoch den Streik der Ryanair-Piloten an. Auf dem Transparent steht: „Keine Landeerlaubnis für irisches Sozialdumping.“

Foto: dpa

Am kommenden Wochenende gehen in Sachsen und Thüringen die Schulferien zu Ende. Zahlreiche Urlauber wollen zurück nach Hause fliegen. Für viele allerdings wird das nicht ohne Komplikationen klappen. Denn am Freitag sollen die in Deutschland stationierten Piloten der irischen Billigfluglinie Ryanair streiken – zum ersten Mal. Dazu hat sie die Vereinigung Cockpit am Mittwoch aufgerufen.

Der Streik wird 24 Stunden dauern. Er beginnt am Freitagmorgen um drei Uhr nachts. Wie viele Piloten mitmachen, weiß man nicht. Die Unterstützung der bundesdeutschen Flugkapitäne bei der Urabstimmung von Cockpit war aber wohl groß. Nach Angaben der Gewerkschaft sprachen sich 96 Prozent der rund 400 Piloten für den Streik aus. 250 Flüge von und nach Deutschland hat Ryanair nun abgesagt. Der Flughafen Köln/Bonn teilte mit, dass von den am Freitag geplanten 54 Ryanair-Flügen (27 Starts, 27 Landungen) nach Stand Mittwochabend 14 Abflüge gestrichen wurden. Betroffen seien auch Verbindungen der Fluggesellschaft Laudamotion, bei der drei geplante Flüge den Angaben zufolge gestrichen wurden. Passagiere sollten sich über die Website von Ryanair (www.ryanair.com) über den Status ihrer Flüge informieren, hieß es.

Die in Irland beheimatete Firma hat Maschinen auf zehn bundesdeutschen Flughäfen stationiert, darunter Frankfurt, Berlin und Hahn. Insgesamt werden hierzulande 19 Städte angeflogen. Nicht nur in der Bundesrepublik bleiben am 10. August Ryanair-Maschinen am Boden. Gestreikt wird auch in Belgien, Schweden, Irland, eventuell den Niederlanden. Deshalb wurden weitere 146 von rund 2400 geplanten Flügen innerhalb Europas abgesagt. Ryanair erklärte am Mittwoch: Die betroffenen „Kunden werden heute Nachmittag per E-Mail oder SMS kontaktiert und über ihre Optionen aufgeklärt: eine Rückerstattung, eine kostenlose Umbuchung auf den nächsten verfügbaren Flug oder einen vergleichbaren Ersatzflug.“ Ab kommenden Samstag werde wieder normal geflogen.

Entschädigungen, die über den Flugpreis hinausgehen, zahlt das Unternehmen nicht. Die Vertretungen der Beschäftigten und die Firma verhandeln seit Monaten. Während die Gewerkschaften in mehreren Staaten europaweite Tarifvereinbarungen für Bezahlung, Urlaub und Arbeitsbedingungen der Piloten und Flugbegleiter durchsetzen wollen, versucht Ryanair, solche Verträge möglichst lange hinauszuzögern. Ohne festgelegte Rahmenbedingungen kann die Fluglinie ihre Beschäftigten so einstufen, wie es ihr passt. Das ist ein Mittel, um Gehälter und Kosten niedrig zu halten und die Flugtickets billiger anzubieten als die Konkurrenz.

Erst 2017 erklärte sich die Airline grundsätzlich bereit, Gewerkschaften überhaupt anzuerkennen. Laut Cockpit liegt das durchschnittliche Grundgehalt von Ryanair-Piloten bei rund 77.000 Euro brutto jährlich, etwa 6400 monatlich. Vergleichbare Fluggesellschaften wie Eurowings und Tuifly zahlten dagegen mindestens 100.000 Euro pro Jahr, etwa 8300 pro Monat. Kopiloten erhielten bei Ryanair beispielsweise 40.000 Euro jährlich, bei Eurowings dagegen 57.000 Jahresgrundgehalt.

Ryanair müsse sich vom bisherigen Umgang mit dem Personal verabschieden, sagte Cockpit-Vizechef Markus Wahl am Mittwoch in Frankfurt: „Sie machen jedes Jahr Milliardengewinne, und das Durchschnittsticket kostet um die 40 Euro. Irgendwer muss dafür bezahlen. Das Personal wird es nicht mehr tun.“ Ryanair veröffentlicht andere Zahlen als Cockpit. Demnach verdient ein Flugkapitän in Deutschland beispielsweise 16 600 Euro monatlich, etwa 190 000 pro Jahr. Die Gewerkschaft bezweifelt das. Er kenne keinen Ryanair-Piloten mit einem so hohen Gehalt, so Cockpit-Sprecher Janis Schmitt.

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