Preiserhöhung bei der Deutschen Post? Protest gegen höheres Briefporto

Bonn · Briefe verschicken mit der Deutschen Post soll offenbar im nächsten Jahr teurer werden. Dabei nehmen die Beschwerden über die Deutsche Post weiter zu.

Erneut will die Deutsche Post das Briefporto kräftig anheben: Nachdem es 2016 bereits um acht Cent von 62 Cent auf 70 Cent stieg, soll es Anfang nächsten Jahres auf 80 Cent steigen. Dies berichtete die „Bild am Sonntag“. Offiziell will der Konzern die Pläne nicht bestätigen und spricht von „Spekulationen“, aber Vorstandschef Frank Appel hatte schon vor Wochen gesagt, das Unternehmen wolle die Möglichkeit eines neuen Preisantrages für 2019 nutzen – und dann wäre ihm ein einziger Schritt lieber als viele kleine Erhöhungen.

Zum Hintergrund: 2014 hatte es eine Preiserhöhung von zwei Cent auf 60 Cent gegeben, dann 2015 um weitere zwei Cent auf 62 Cent.

Der Düsseldorfer CDU-Bundestagsgeordnete Thomas Jarzombek fordert als Beirat der Bundesnetzagentur, einen Erhöhungsantrag nicht einfach durchzuwinken. „Das muss die Bundesnetzagentur genau prüfen.“ Er bezeichnet es zwar als „verständlich, dass die Post bei sinkenden Sendungsmengen es schwerer hat, ihr Netz zu finanzieren“. Andererseits sei ein Sprung von 70 auf 80 Cent „ein kräftiger Schluck aus der Pulle.“ Seine Forderung. „Wenn es eine Genehmigung gibt, dann sollte dies dann gewisse Stabilität für einige Jahre bringen.“

Zahl der Reklamationen nimmt zu

Dabei machen Kritiker der Post darauf aufmerksam, dass sie höhere Briefpreise fordert, obwohl die Zahl der Reklamationen über schlechte Zustellqualität steigt. Schon bis Ende März seien 4100 Beschwerden bei der Bundesnetzagentur eingegangen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur, zwei Drittel der Gesamtzahl in 2017. „Das zeigt, dass die Post zuerst ihren Service verbessern muss, bevor sie Kunden mit einer erneuten Drehung an der Preisschraube vergrault“, sagt unserer Redaktion Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen. Er ergänzt: „Diese erneute Preiserhöhung ist unzumutbar und passt nicht zu den steigenden Problemen.“

Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag, fordert, dass der Bund sich als Post-Hauptaktionär gegen die neue Portoerhöhung ausspricht: „Porto erhöhen, Briefzusteller prekär beschäftigen und das Briefkastennetz ausdünnen, das geht gar nicht. So wird die Post ans Ende gebracht. Der Aktionär Bund ist gefordert, nicht nur auf Rendite zu schauen.“

Die Post verweist in einer Stellungnahme darauf, dass sie in Deutschland immer weniger Briefe transportiere - 2010 seien es noch 14,7 Milliarden Briefsendungen gewesen, 2014 waren es dann 13,9 Milliarden Stück, 2017 nur noch 12,7 Milliarden Stück.

Höheres Porto trifft vor allem Firmenkunden

Der Essener Unternehmensberater Detlef Symanski ergänzt, was das höhere Porto für den Markt bedeutet: „Das höhere Porto würde vorrangig Firmenkunden treffen, weil die rund 85 Prozent der Briefe versenden und Privatkunden nur 15 Prozent.“ Er sagt: „Ich gehe davon aus, dass ein Antrag genehmigt wird. Aber es wird sicher die Auflage geben, dass es drei oder vier Jahre keine neue Preiserhöhung geben darf.“

Auch FDP-Generalsekretärin Nicola Beer äußert sich: „Nach der deutlichen Erhöhung um 13 Prozent vor drei Jahren ist nun ein erneuter Anstieg der Portopreise unfair für Bürger und Mittelständler, die auf Briefe angewiesen sind.“ Sie ergänzt: „Zusammen mit den Portoerhöhungen im Paketgeschäft stellt sich die Frage, wie wirtschaftlich die Post eigentlich arbeitet und auf wessen Kosten versucht wird, das Ex-Monopol zu verteidigen. Die Bundesnetzagentur darf nicht ohne Gegenleistungen der Post erhöhte Portopreise für die Verbraucher abnicken. Wie wäre es beispielsweise mit einer Koppelung der Portoerhöhungen an die Kundenzufriedenheit?

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