Traditionsunternehmen Philipp Lahm übernimmt Schneekoppe

Krefeld · Der Fußballer stieg bereits 2016 bei dem Traditionsunternehmen ein. Jetzt hält er die Mehrheit.

 Philipp Lahm verkauft künftig Premium- Bio-Lebensmittel.

Philipp Lahm verkauft künftig Premium- Bio-Lebensmittel.

Foto: picture alliance / Jens Kalaene/

Die Zahl der Eigentümerwechsel beim Lebensmittel-Großhändler Schneekoppe in den vergangenen 20 Jahren klingt rekordverdächtig. Erst der niedersächsische Tee-Anbieter Laurens Spethmann, dann der sächsische Keksfabrikant Pauly Biskuits, dann der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener (gleich zweimal), zwischenzeitlich eine britische Investorengruppe. So bekannt wie der neue Mehrheitseigner ist indes niemand. Der heißt Philipp Lahm Holding, und hinter der Firmierung steckt niemand anders als der Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Lahms Engagement ist kein Zufall. Vor Jahren kreuzten sich die Wege des Fußballprofis und des Unternehmers Wagener, als Schneekoppe die Basketballer des FC Bayern sponserte. In der Sportlotterie wurden sie ebenfalls Partner, schließlich auch als Unternehmer. 2016 stieg Lahm bei Schneekoppe ein, jetzt hat er Wagener, der zwischenzeitlich 83 Prozent an Schneekoppe hielt, dessen Anteile abgekauft. Lahms Unternehmen verfügt nun über eine „qualifizierte Mehrheit“ an der Schneekoppe Nutrition GmbH (Krefeld), die wiederum Alleineigentümerin der Schneekoppe GmbH im niedersächsischen Buchholz ist. Mitgesellschafter sind der Krefelder Unternehmensberater Olaf Stiller und Markus Klein, Geschäftsführer der Schneekoppe GmbH.

Weltmeister, Champions-League-Sieger, achtmal deutscher Meister, sechsmal DFB-Pokalsieger – Lahm ist einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer. Seine Titelsammlung klingt wie die Ideal-Botschaft für ein Unternehmen, das den Weg zurück in die Erfolgsspur sucht. Knapp vier Jahre, nachdem das zahlungsunfähige Traditionsunternehmen in einem Schutzschirmverfahren saniert werden musste, hat sich Schneekoppe wieder erholt. 2015 wurde das ein Jahr zuvor eröffnete Insolvenzverfahren in Eigenregie abgeschlossen. Schneekoppe konzentriert sich jetzt auf Premium-Bio-Artikel und vegane Produkte. Müslis, Säfte, Öle und Saaten bestimmen das Sortiment der Gruppe, deren Ursprung vor mehr als 90 Jahren der Handel mit Leinsamen und Leinöl gewesen ist.

Das Gesundheitslabel passt einerseits zum Unternehmer Lahm, dessen Gesellschaft schon Anteile am bayerischen Hand- und Fußpflegeanbieter Sixtus mit seinen auf Alpenkräutern basierende Produkten hält. Andererseits hat Schneekoppe sich wieder auf das besonnen, was das Unternehmen groß gemacht hat. Zwischenzeitlich gab’s auch mal mehr Gebäck, Brotaufstriche, Nudeln und anderes mehr im Sortiment, aber deren Verkauf in großem Stil ist Vergangenheit. Und mit der hat Schneekoppe abgeschlossen.

Anders als manche Anleihegläubiger übrigens. Die sahen von dem Geld, das sie dem Unternehmen 2010 geliehen hatten, nur einen Bruchteil wieder und trauern immer noch einem Investment hinterher, dessen Verzinsung vor acht Jahren inmitten der Finanzkrise mit 6,45 Prozent überaus attraktiv geklungen hatte. Aber schon damals hätten Anleger erahnen können, dass attraktive Konditionen vor allem der bietet, der das Geld bitter nötig hat. 2014 stand das Unternehmen vor dem Aus, weil es den Anleihekäufern nicht mal mehr die zustehenden Zinsen zahlen konnte. Bei gerade mal 15 Millionen Euro Umsatz machte Schneekoppe 1,6 Millionen Euro Verlust.

Für mehr als eine halbe Million Euro Gläubiger-Zinszahlungen war nicht mehr genug Geld da. Die Echo-Werbung mit dem langgezogenen „Schneeeekoppe“, die in den 70er-Jahren jedes Kind kannte, fand damals bei den Kunden keinen Widerhall mehr. Bei Schneekoppe war nur noch die Erinnerung an den Kult übrig. Jetzt sieht alles wieder besser aus. Und die Anleihe-Gläubiger schauen vermutlich auch nicht komplett in die Röhre. Die Rückzahlung von einer Million Euro aus dem Wertpapier von 2010 ist im Zuge der Sanierung bis 2020 verlängert worden. Auch für Investoren steht Philipp Lahm als neuer Hoffnungsträger.

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