Deutscher Personalberatertag auf dem Petersberg Personalberater fürchten Konkurrenz durch Job-Netzwerke

Königswinter · Personalberater setzen bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für offene Stellen zunehmend auf neue Technologien. „Die Digitalisierung hat unser Geschäft massiv verändert“, sagte Wolfgang Tröger vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) am Mittwoch beim „Deutschen Personalberatertag“ auf dem Petersberg bei Königswinter.

 Wer sich in virtuellen Welten auskennt, hat bei der Jobsuche gute Karten.

Wer sich in virtuellen Welten auskennt, hat bei der Jobsuche gute Karten.

Foto: dpa

Die sogenannten Headhunter nutzten bei der Auswahl von passenden Fach- und Führungskräften beispielsweise seit kurzem zeitversetzte Videointerviews. „Das ist bei Bewerbern in einer anderen Zeitzone sinnvoll“, so Tröger. Aber auch im Inland dienten die aufgezeichneten Videofragen an den Bewerber als Vorauswahl vor einem aufwendigeren direkten Videotelefonat etwa über Skype. Dazu kommt Software, die Informationen über potenzielle Stellensuchende aus sozialen Netzwerken wie LinkedIn, Xing oder Facebook filtert. „Mittlerweile arbeiten zahlreiche Anbieter an solchen Systemen“, sagte Tröger.

„Aufgabe ist die Kommunikationmit den Kandidaten“

Doch die Transparenz im Netz hat für die Personalberater auch Schattenseiten: „Die Suche ist heute nicht mehr schwierig, unsere eigentliche Aufgabe ist die dann folgende Kommunikation mit den Kandidaten“, sagte der Unternehmensberater. So befürchtet die Branche, dass berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing in absehbarer Zeit die professionellen Headhunter aus ihrem Portfolio verbannen. „Die wollen das Geschäft mit den Bewerberdaten selber betreiben“, erwartet Tröger. Darauf müssten sich die Personalberater vorbereiten.

Über Top-Manager sei allerdings meist wenig aus sozialen Netzwerken zu erfahren, weiß Personalberaterin und BDU-Vizepräsidentin Regina Ruppert. „Vor allem Führungskräfte aus der öffentlichen Verwaltung sind da in der Regel nicht vertreten.“ Konkurrenz der Netzwerke für die Personalberater sieht sie daher eher bei den einfacheren Positionen: „Auf Fachkräfteebene wird der Markt sich stark verändern.“

Digitalisierung spielt zentrale Rolle

Die Digitalisierung spielt auch bei den Anforderungen an die Bewerber eine zentrale Rolle. Bereits jede zehnte über Personalberater gesuchte Position betrifft ausdrücklich Fachleute für Digitales. „Zahlreiche Unternehmen suchen für die Führungsebene einen sogenannten Chief Digital Officer“, sagt Beraterin Ruppert. „Diese Experten sind auf dem Markt heiß begehrt.“

Gleichzeitig machten sich die verschiedenen Unternehmen die Auswahl für eine solche Position in der Regel nicht leicht: „Wer die Digitalisierung zur Chefsache macht, muss auch mit einem radikalen Strategiewechsel des Unternehmens rechnen.“

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